Meisterschaftskampf und Abstiegskampf bleiben in der Bundesliga weiterhin hochspannend. Doch ein Zeichen für große Qualität ist das nicht unbedingt. Fünf Erkenntnisse zum 12. Spieltag.
Eintracht Frankfurt: in Schlagdistanz!
Eintracht Frankfurt macht in diesem Jahr da weiter, wo sie im Dezember aufhörten: Sie gewinnen Spiele. Fünf am Stück sind es mit dem 1:0-Erfolg gegen formstarke Essenerinnen bereits. Nur drei Punkte Rückstand sind es auf den VfL Wolfsburg – und das direkte Duell steht bereits als Nächstes an.
Für die SGE ein richtungsweisendes Auswärtsspiel. Auch deshalb, weil man in den letzten Jahren mehrfach den Kontakt zur Spitze herstellen konnte, ihn dann aber stets relativ bald verloren hatte. Es ist die Chance, jene Kritik ein wenig verstummen zu lassen, die längst den nächsten Schritt von der Eintracht einfordert.
Tatsächlich schien Frankfurt lange zu stagnieren. Die Etablierung als dritte Kraft ging schnell, doch für einen ernsthaften Kampf um die Meisterschaft fehlten sowohl Konstanz als auch fußballerische Qualität. Beides scheint nun gegeben zu sein. Doch die Probe aufs Exempel folgt in den nächsten Wochen: Erst geht es auswärts zum VfL Wolfsburg, am 10. März folgt das Heimspiel gegen den FC Bayern.
Zwei Topspiele, die zeigen werden, wo die SGE wirklich steht. Das Image des Underdogs sollte man am Main ablegen. Sowohl Wolfsburg als auch die Bayern haben in dieser Saison oft genug geschwächelt. Für die Frankfurterinnen ist es eine Riesenchance.
Werder Bremen: Stetige Entwicklung in die richtige Richtung
In der Saison 2021/22 gelang dem SV Werder Bremen der Klassenerhalt mit nur neun Treffern und 46 Gegentoren in 22 Partien. Ein Jahr später schloss man die Saison mit 16 Toren und 39 Gegentoren ab – und hielt wieder die Klasse. Für Werder ein großer Erfolg, nachdem man 2020 in die Bundesliga aufgestiegen war.
Aktuell stehen die Bremerinnen nach zwölf Spieltagen bei 24 Toren und zwölf Gegentoren. Eine dramatische Verbesserung des Schnitts auf beiden Seiten. Die Konstanz, mit der Werder agiert, bringt sie aktuell auf einen starken fünften Platz.
Gegen den 1. FC Nürnberg kam das Team von Thomas Horsch etwas schwer ins Rollen, ging nach einem Konter der Gäste sogar fast in Rückstand. In der zweiten Halbzeit aber legte Bremen zu und zeigte vieles von dem, was sie in dieser Saison auszeichnet: ein starkes Flügelspiel und Stärke bei Standards. Sechs Tore nach ruhendem Ball sind nach den Bayern (7) Spitzenwert – Elfmeter außen vor.
Gegen den FCN gelang spielerisch nicht so viel wie in anderen Spielen. Umso wichtiger, dass man nach Ecken oder Freistößen quasi immer gefährlich ist. Bremen ist gereift – und sollte in Zukunft die Ambition haben, sich in der oberen Hälfte der Tabelle zu etablieren. Mit dem Abstiegskampf haben sie so jedenfalls nichts mehr zu tun.
Abstiegskampf: 1. FC Köln tritt auf der Stelle
Davon sind andere betroffen. Für den MSV Duisburg sieht es immer schlechter aus. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt für den MSV nach dem 0:2 gegen die TSG Hoffenheim bereits sieben Punkte. Was daran liegt, dass RB Leipzig das Duell mit dem 1. FC Köln mit 2:1 gewonnen hat – und damit die Kölnerinnen wiederum in die Bedrängnis bringt.
Nürnberg steht mit acht Punkten auf dem elften Platz, Leipzig zieht mit neun Punkten am Club vorbei und rückt heran an Köln, die zehn Zähler auf dem Konto haben. Spannung, die in der Domstadt gern vermieden worden wäre. Für den 1. FC Köln ist es die dritte Spielzeit in der Bundesliga. Schon jetzt lässt sich sagen, dass die eigentlich angestrebten Ziele nicht erreicht wurden.
Vor allem im Sommer 2022 wurde viel Geld investiert, um den Kader entsprechend zu verstärken und so den Sprung ins Liga-Mittelfeld anzugehen. Bald zwei Jahre danach tritt man auf der Stelle. Für den Abstiegskampf ist es durchaus interessant, dass es nicht nur die Aufsteiger und der MSV Duisburg sind, die um den Klassenerhalt bangen. Für die Kölnerinnen aber ist es schlicht ernüchternd.
Bundesliga: Aufstockung ergibt derzeit keinen Sinn
Die grundsätzliche Qualität im unteren Drittel der Bundesliga ist jedoch ganz generell nicht wirklich hoch. Das ist keine neue Entwicklung. Aufsteiger tun sich im Oberhaus traditionell schwer und die Schere zwischen dem oberen Teil der Tabelle und dem unteren ist nicht erst seit dieser Saison weit auseinander.
Zeitgleich finden aber Diskussionen über eine Aufstockung der Bundesliga statt. "Wir müssen sehr schnell zu einer 16er-Liga kommen und bei der Professionalisierung mehr tun", forderte beispielsweise Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann in der "Frankfurter Rundschau". Doch wie sinnvoll wäre dieser Schritt?
Die Belastung der Spielerinnen ist schon jetzt auf ein für sie ungewohntes Niveau gestiegen. Verletzungen, Formschwächen und allgemeine Müdigkeit führen nicht gerade dazu, dass die Qualität in der Liga besser wird. Im Gegenteil: Teams wie Bayern oder Wolfsburg spielen häufiger unattraktiv, obwohl gerade sie die Zugpferde des DFB sein sollten.
"Wenn wir Stand heute mit 16 Mannschaften spielen lassen, würde sich morgen nicht die Qualität erhöhen", erklärte DFB-Geschäftsführer Holger Blask beim Sportbusinesskongress Spobis in Hamburg jüngst. Der DFB muss Lösungen finden, um die Qualität im unteren Drittel der Bundesliga einerseits und in der 2. Bundesliga andererseits zu erhöhen. Andernfalls wird man bei einer Aufstockung nur mehr langweiligen Fußball haben, aber nicht mehr Unterhaltungswert.
Anzahl der Patzer: Ein Qualitätsproblem?
Wobei man gerade beim Meisterschaftskampf vortrefflich darüber streiten kann, wie unterhaltsam dieser wirklich ist. Denn dass die Tabellenführung an diesem Spieltag bereits zum vierten Mal in dieser Saison von einem neuen Klub übernommen wurde, spricht durchaus für Unterhaltung.
Der VfL Wolfsburg kam in Leverkusen nicht über ein 1:1 hinaus, zeigte abermals eine wechselhafte Leistung und bekam die volle Energie nicht auf den Platz. Am Montagabend nutzte der FC Bayern seine Chance und zog mit einer starken Leistung gegen den SC Freiburg (4:0) vorbei.
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist das interessanter als ein einseitiger Meisterschaftskampf. Andererseits kann und darf es nicht der Anspruch sein, dass diese Wechsel vor allem durch Schwächen der Top-Teams zustande kommen.
Stattdessen muss es das Ziel sein, dass sich zwei, drei Teams auf hohem Niveau duellieren. Je mehr Klubs attraktiven Fußball anbieten können, desto besser lässt sich diese Liga auch vermarkten. Mit mehr Spielen wird es für die Klubs aber immer schwerer, genau das anzubieten. An der grundsätzlichen Qualität der Spielerinnen liegt es jedenfalls nicht.
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