Nach dem Jahre 2012 gelang keinem Zweitligisten mehr der Aufstieg über die Relegation. Union Berlin möchte diese Negativserie beenden und den VfB Stuttgart in die 2. Liga befördern. Wir erklären, warum Union das gelingen könnte.

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Der VfB Stuttgart muss nachsitzen. Trotz einer katastrophalen Saison mit 28 Punkten haben die Schwaben noch die Möglichkeit, über die Relegation (Hinspiel Donnerstag um 20:30 Uhr bei uns im Live-Ticker und im Eurosport-Player) den Klassenverbleib in der Bundesliga perfekt zu machen. "Wir müssen dankbar sein, dass wir diese Chance bekommen haben", sagt VfB-Interimstrainer Nico Willig.

Der Trainer weiß aber auch: Der Gegner wird eine schwere Hürde. "Union Berlin hat eine Mannschaft, die als Gruppe gut funktioniert. Sie kämpfen, sprinten und verteidigen gut. Mit dieser Mentalität werden sie uns am Donnerstag und Montag entgegentreten. Es wird eine harte Nuss."

Eines ist sicher: Die Lust auf Bundesliga ist bei Union Berlin groß. Der Verein hat noch nie im Fußball-Oberhaus gespielt. In den 1990er-Jahren schien Union sogar kurz vor dem Bankrott zu stehen, als zweimal in Serie die Lizenz für die 2. Bundesliga verweigert wurde.

Doch Union hat sich über die Jahre stabilisiert und stand bereits in der Saison 2016/2017 kurz vor dem Aufstieg, hatte diese Chance aber auf der Zielgerade verspielt. Nun soll endlich der Sprung in die Bundesliga gelingen.

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Die Verteidigung lässt wenig Gegentreffer zu

Genug Qualität dafür wäre vorhanden. Union Berlin steht für eine sichere Defensive. Nur 33 Gegentore waren mit Abstand der beste Wert der 2. Bundesliga. Ken Reichel, Marvin Friedrich, Florian Hübner und Kapitän Christopher Trimmel bilden eine eingespielte Viererkette.

Jens Keller, der sowohl den VfB Stuttgart wie auch Union Berlin bereits trainiert hat, sagte beim SWR über die Berliner: "Urs Fischer (Trainer, Anm.d.Red.) hat es sehr gut hingekriegt, dass sie als Mannschaft komplett verteidigen, wenig Gegentore bekommen. Es ist unheimlich schwer, Tore zu erzielen."

Hübner wird das Relegations-Hinspiel zwar aufgrund einer Gelbsperre verpassen. Der routinierte Ersatzmann Michael Parensen hat allerdings in dieser Saison ebenfalls seine Qualitäten bewiesen.

Hinter der Viererkette steht mit Rafal Gikiewicz der vielleicht sicherste Torwart der 2. Bundesliga. In 14 der 34 Saisonspiele ließ er kein Gegentor zu. Auch das ist der beste Wert der Liga.

Urs Fischer: Der Meistertrainer aus der Schweiz

Urs Fischer wurde mit dem FC Basel zweimal Schweizer Meister. Im Sommer 2018 kam er nach Berlin. Der 53-Jährige verfügt also über sehr viel Erfahrung, gilt als sehr authentisch und ist vor allem taktisch stark.

Sein Spieler Akaki Gogia sagte im Interview mit Liga-Zwei.de über den Trainer: "Für jedes Spiel gibt er uns einen anderen Plan vor. Als Spieler weiß man ganz genau, wie man sich auf dem Platz zu verhalten hat."

Für den Gegner ist Union schwer auszurechnen, weil die Stammformation in der Saison mehrfach verändert wurde. Ob nun im 4-3-3, im 4-3-1-2, im 4-2-3-1 oder im 4-4-2 - Union beherrscht mehrere Systeme.

Andersson & Polter: Der effektive Sturm

Union Berlin ist zwar keine Mannschaft, die sich im Minutentakt Chancen herausspielt. Sie brauchen aber auch nur wenige Chancen, um zum Torerfolg zu kommen. Der Sturm ist sehr effektiv.

Der schwedische Stürmer Sebastian Andersson hat zwölf Tore und sechs Vorlagen auf dem Konto. Auf Platz zwei der teaminternen Torschützenliste steht Sebastian Polter mit neun Toren.

Auch in der Offensive ist Union schwer auszurechnen, da die beiden Torjäger sowohl alleine wie auch zusammen stürmen können. Polter wird auch häufig als Einwechselspieler eingesetzt und erzielte bereits drei Joker-Tore.

Mannschaft hat an Erfahrung gewonnen

Union Berlin ist eine Mannschaft mit vielen erfahrenen Spielern. Im vergangenen Sommer wurde der Fokus darauf gelegt, die bis dahin eher junge Truppe mit gestandenen Akteuren aufzuwerten.

Jens Keller sagt: "Ich glaube, dass sie dieses Jahr die Mannschaft sehr, sehr gut verstärkt und zusammengestellt haben. Sie haben Erfahrung dazu geholt mit Reichel, Schmiedebach, Hübner und haben sich relativ schnell als Mannschaft gefunden."

An der Alten Försterei eine Macht

Union ist extrem heimstark. In der zurückliegenden Saison wurden 38 Punkte vor heimischem Publikum geholt. Nur ein Spiel wurde daheim verloren. Union ist somit die heimstärkste Mannschaft der 2. Bundesliga.

Auch wenn (oder gerade weil) nur gut 22.000 Zuschauer in das Stadion hineinpassen, herrscht dort eine beeindruckende Atmosphäre. Die eigene Mannschaft wird bedingungslos nach vorne geschrien.

Es könnte für Union also von Vorteil sein, dass das entscheidende Rückspiel am Montagabend in Berlin stattfindet

Union Berlin kann gegen Bundesligisten bestehen

Union Berlin hat in dieser Saison bereits bewiesen, sogar gegen eine viel stärkere Mannschaft als den VfB Stuttgart bestehen zu können. Im DFB-Pokal erkämpfte sich Union gegen Vize-Meister Borussia Dortmund nach 90 Minuten ein 2:2, unterlag erst in der Verlängerung durch einen späten Reus-Elfmeter. Fischer sagt über diese Erfahrung: "Ich glaube schon, dass es uns hilft." Den Beweis dafür können sie nun erbringen.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz, VfB Stuttgart, Nico Willig, 21.05.2019
  • Pressekonferenz, Union Berlin, Urs Fischer, 21.05.2019
  • www.swr.de: "Jens Keller: Union würde dem VfB eher liegen"
  • Liga-Zwei.de: "Akaki Gogia: "Wir wollen die beiden großen Namen ärgern"

In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass Union Berlin im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund im Elfmeterschießen ausgeschieden sei. Das ist nicht korrekt. Union Berlin ist aufgrund eines in der Nachspielzeit verwandelten Foulelfmeters durch Borussia Dortmunds Marco Reus mit 2:3 ausgeschieden.

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