Die neue Bundesligasaison steht bevor. Am Freitag eröffnet Titelverteidiger Bayern München die Spielzeit gegen den SV Werder Bremen. Ganz Fußball-Deutschland hofft, dass der Titelkampf endlich wieder spannend wird. Wer kann den Rekordmeister ärgern?

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Langweilig war die Bundesliga die letzten Jahre nicht. Der Abstiegskampf war dramatisch, die Duelle um die internationalen Plätze boten einige Überraschungen. Nur das Rennen um die Meisterschaft war ungefähr so spannend wie eine Tauschbörse für Muschel-Sammler.

Viermal in Folge wurde der FC Bayern München problemlos Meister. 25, 19 und zuletzt zweimal zehn Punkte – so groß waren die Abstände auf den jeweiligen Zweitplatzierten. Die Zeiten, in denen zwei Mannschaften bis zum Schluss auf Augenhöhe um die Meisterschale kämpften, sind lange vorbei.

Die letzte Saison, in der am letzten Spieltag noch zwei Mannschaften realistische Chancen auf den Titel hatten, war 2008 / 2009. Die Älteren werden sich vielleicht erinnern: Felix Magath führte den VfL Wolfsburg zur Meisterschaft. Beim Vize-Meister Bayern spielten noch Luca Toni und Lukas Podolski im Sturm. Lang ist es her.

Der FC Bayern ist erneut klarer Favorit

Vor dem Saisonstart am Freitag stellt sich wieder einmal die Frage: Wird die Meisterschaft endlich wieder spannend? Die Zahlen machen wenig Hoffnung. Laut Transfermarkt.de hat der Kader von Bayern München einen Wert von 582,15 Millionen Euro. Mit einem großen Abstand folgen Borussia Dortmund (339,4), Bayer 04 Leverkusen (265,8) und der VfL Wolfsburg (189,75).

Um es noch krasser auszudrücken: Die Mannschaft des FC Bayern München ist mehr Wert als die Kader von zehn Bundesligisten zusammen – zumindest wenn man die zehn Mannschaften mit den geringsten Marktwerten zum Vergleich heranzieht. Darunter tummeln sich immerhin Traditionsvereine wie der Hamburger SV, Werder Bremen oder Hertha BSC.

Kein Wunder also, dass der Rekordmeister wieder als der Top-Favorit in die Saison geht. Das "Kicker"-Sportmagazin macht für ihr Bundesliga-Sonderheft jedes Jahr eine Umfrage unter den Trainern. Das Ergebnis: Elf Bundesligatrainer rechnen mit einer weiteren Meisterschaft des FC Bayern München. Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, der die fünfte Meisterschaft in Folge als Ziel aufruft, ist nicht einmal eingerechnet.

BVB und Leverkusen mit Außenseiterchancen

Vier Trainer (Thomas Tuchel, Markus Weinzierl, Martin Schmidt und Norbert Meier) wollten sich auf keinen Favoriten festlegen oder erwarten einen spannenden Meisterschaftskampf. Immerhin: Mit Viktor Skripnik (Werder Bremen) und Pal Dardai (Hertha BSC) nannten zwei Übungsleiter Bayer 04 Leverkusen als Meisterfavorit.

Tatsächlich ist die "Werkself" nicht zu unterschätzen: Mit Christoph Kramer hat nur ein Leistungsträger die Mannschaft verlassen. Dafür wurde die Truppe mit Top-Stürmer Kevin Volland sowie Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger punktuell verstärkt. Die Mannschaft ist eingespielt, blieb in der Saisonvorbereitung vom Verletzungspech größtenteils verschont.

Mittelfeldspieler Kevin Kampl äußert sich im kicker selbstbewusst: "Natürlich stellen die Bayern eine andere Welt dar. Sie haben alle Positionen zwei- oder dreimal überragend besetzt. Aber warum soll es nicht einmal ein Jahr geben, in dem nicht alles bei den Bayern perfekt läuft? Vielleicht wird es dieses Jahr ja nicht so eine klare Sache."

Wenn eine Mannschaft in den letzten Jahren den Bayern das Wasser reichen konnte, war es Borussia Dortmund. Nach den Abgängen der Eckpfeiler Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan wurden fast 110 Millionen Euro in die Mannschaft investiert.

Die Offensivabteilung mit Spielern wie Pierre-Emerick Aubameyang, Mario Götze, André Schürrle, Ousmane Dembélé oder dem noch verletzten Marco Reus hat internationale Klasse. Zu einem Problem könnte sich lediglich die neu formierte Abwehr entwickeln.

Torjäger Aubameyang hat bereits vor einem Jahr angekündigt, mit dem BVB Meister werden zu wollen. In der aktuellen Sport Bild sagt er: "Jetzt hoffe ich natürlich wieder, dass wir die Bayern ärgern können, vielleicht noch etwas mehr. Es wird verdammt schwer, das war es letzte Saison auch. Aber wir wollen etwas gewinnen."

Kaum vorstellbar, dass noch eine weitere Mannschaft wie Borussia Mönchengladbach, der FC Schalke 04 oder der VfL Wolfsburg im Meisterschaftskampf mitwirkt. Zu groß erscheinen die qualitativen Unterschiede gegenüber Bayern.

Irgendwann muss doch auch mal der FC Bayern patzen ...

Überhaupt dürfte die Meisterschaft nur spannend werden, wenn Bayern München einen kleinen Einbruch erlebt. Doch darauf weist wenig hin: Kein Stammspieler hat den Verein verlassen, dafür wurde der Kader mit Hummels und Renato Sanches ordentlich verstärkt.

Selbst die Verletzungsausfälle auf den Außenpositionen (Robben, Costa, Coman) lassen sich mit dem breiten Kader kompensieren – zumindest so lange die Dreifachbelastung mit Liga, Champions League und DFB-Pokal noch nicht besteht.

"Sport Bild"-Kolumnist Lothar Matthäus erwartet jedenfalls, dass die Münchner erneut mit rund zehn Punkten Vorsprung Meister werden: "So spannend die Bundesliga diese Saison sein wird – für den Titelkampf gilt das nicht."

Was soll's: Dann freuen wir uns eben wieder auf einen mitreißenden Abstiegskampf. Und hoffen insgeheim vielleicht doch, dass der FC Bayern einfach mal eine schlechte Saison spielt und es wieder spannend wird im Rennen um die Meisterschaft. Auch wenn man sich das kaum vorstellen kann ...

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