Der FC Bayern München steuert auf eine ziemlich schwierige Personalentscheidung zu. Soll er beim Wettlauf um Superstar Erling Haaland (21) mitbieten oder nicht? Und wenn ja: Was bedeutet das für die Zukunft des aktuell von vielen vermutlich zu Recht als besten Stürmer der Welt bezeichneten Robert Lewandowski (33)?
Zunächst muss einmal festgehalten werden: Was derzeit rund um
Phänomen Haaland
Haalands Torquote ist überragend und nicht weit von
Es ist kein Spielsystem vorstellbar, in dem Haaland mit diesem einzigartigen Skillset nicht funktioniert. Kontermannschaft? Perfekt. Ballbesitzteam mit Belagerung am gegnerischen Strafraum? Kein Problem. Einzig sein Kopfballspiel und seine Übersicht in engen Räumen darf noch stärker werden. Das wird er entwickeln.
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Kein Wunder also, dass halb Europa hinter ihm her ist. Oder besser gesagt: Ein kleiner elitärer Kreis, der überhaupt davon träumen darf, einen solchen Spieler verpflichten zu können. Haaland könnte schon mit seinem nächsten Vertrag zum Topverdiener des Fußballs aufsteigen. Das ist gerechtfertigt.
Auch der FC Bayern muss sich mit ihm beschäftigen. Alles andere wäre fahrlässig. Doch da sind natürlich eine Reihe von Problemen. Keine Klarheit gibt es über eine kolportierte Ausstiegsklausel in Haalands Vertrag für den Sommer 2022. Schon hier müsste sich der FC Bayern strecken und in neue Dimensionen vordringen. Doch zur Ablöse käme auch noch ein Megagehalt dazu, was nicht nur eine enorme finanzielle Belastung wäre, sondern auch das sensible Gehaltsgefüge der Münchner durchschütteln könnte. Jeder Topsspieler würde sich daran messen und die Spirale in den kommenden Jahren immer weiter nach oben schrauben.
Loyalität zu Lewandowski nachvollziehbar
Doch jenseits finanzieller Fragen steht da auch noch die Personalie Lewandowski im Raum. Objektiv braucht der FC Bayern in den kommenden zwei bis drei Jahren keinen neuen Stürmer. Lewandowski ist ohne Zweifel zuzutrauen, sein Niveau bis 35 oder länger zu halten. Zuletzt wurde er Jahr für Jahr besser und durch seine enorme physische Stärke ist das Alter aktuell beinahe nebensächlich. Doch irgendwann wird natürlich auch das ein Thema. Und dann braucht der FC Bayern adäquaten Ersatz. Bis dahin könnte Haaland jedoch längst bei einem anderen Topklub wie Manchester City, Liverpool oder Paris durchstarten und der Weg nach München damit für immer versperrt sein.
Der FC Bayern tut gut daran, die Debatte um Haaland öffentlich herunter zu spielen. Die Frage "stellt sich bei uns nicht", sagte FCB-Präsident Herbert Hainer in dieser Woche der Süddeutschen Zeitung: "Wir haben in Robert Lewandowski den amtierenden Weltfußballer, der jede Saison Tore schießt wie kein Zweiter." Das ist in dieser Phase natürlich das richtige Signal. Einen verärgerten Lewandowski sollte niemand riskieren.
Doch der FC Bayern würde mit Haaland eigentlich eine Tradition fortsetzen. Auf der Stürmerposition hat der Klub seit der Jahrtausendwende immer mit Weitblick agiert und frühzeitig neue Akzente gesetzt. Für Elber kam Makaay. Für Makaay kamen Toni und Klose. Für Toni kam Gomez. Für Gomez kam Lewandowski. Fast immer tat dieser Wechsel im ersten Moment weh, zahlte sich aber langfristig aus.
Und deshalb muss man sich ehrlich machen in München. Die Chance auf einen Spieler wie Haaland bekommt man einmal in zehn Jahren. Diese Chance ist jetzt - beziehungsweise im kommenden Sommer. Danach ist die Tür sehr wahrscheinlich zu. Wenn es irgendwie finanziell möglich ist und Haaland tatsächlich Interesse hat, sollte der FC Bayern die Chance nutzen und sich damit den Stürmer sichern, der jung und vor allem stark genug ist, sogar die Brücke in die 30er Jahre schlagen zu können.
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