Die Schock-Nachricht aus Frankfurt sorgt für Bestürzung. Johannes Flum bricht sich bei einem Trainingsunfall spektakulär die Kniescheibe. Es wird sogar über ein Karriereende des 27-Jährigen gemutmaßt. Ein Sportmediziner erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, was an den Befürchtungen dran ist – und worauf der Eintracht-Profi hoffen muss.
Es ist die Horrorverletzung dieser Bundesligasaison: Eintracht Frankfurts Mittelfeldspieler Johannes Flum kracht im Training mit Kollege Slobodan Medojevic zusammen und muss mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Die Schock-Diagnose: Kniescheibenbruch. An diesem Mittwoch wird der 27-Jährige operiert. Dann wird sich zeigen, was in seinem linken Knie noch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Droht ihm jetzt sogar das Karriereende? "Er muss einen unglaublichen Dampf drauf gehabt haben, die Kniescheibe ist ein verdammt festes Teil. So ein Kniescheibenbruch ist extrem selten", erklärt Sportmediziner Dr. med. Willi Heepe im Gespräch mit unserer Redaktion.
Volle Belastbarkeit ist möglich
"So eine Verletzung gibt es auf dem Sportplatz eigentlich kaum, man kennt sie eher von Verkehrsunfällen. Es ist zum Beispiel auch eine klassische Verletzung von Bergsteigern oder wenn jemand mit dem Knie auf eine Betonkante fällt." Heepe merkt an, dass er den Einzelfall nicht kenne, wagt dennoch eine Prognose. Es ist eine düstere. Wenn die Kniescheibe zerbreche, müsse man schlussfolgern, erklärt der Berliner Arzt, dass das Knie noch viel mehr abbekommen habe, nicht nur die Kniescheibe. "Ich würde mir sehr genau die Knorpelflächen anschauen, gucken, ob die Kreuzbänder etwas abbekommen haben", schildert er. Flum könne zwar wieder zu hundert Prozent belastbar werden. Aber nur, wenn nur die Kniescheibe gebrochen sei, ohne dass die Bänder dahinter gerissen oder zerfetzt seien. Werde die Kniescheibe gut zusammengeschraubt und wachse der Knorpel dahinter zusammen, habe er Glück gehabt, erklärt Heepe.
Die Verletzung könne sich umgekehrt aber als noch viel schlimmer herausstellen als sie ohnehin schon sei. "Wenn die Kniescheibe frontal getroffen wird, zerbröselt sie in der Regel ein wenig. Es gibt mehrere Bruchstücke", sagt er. "Wenn er nur eine Bruchrille hat, ist das mit einer einfachen Schraube wieder zusammen zu fummeln. Bei mehreren Bruchstücken muss indes eine aufwendige Konstruktion gemacht werden." Oft seien auch die Kanten an Ober- und Unterschenkelknochen betroffen, "je nachdem in welcher Stoßrichtung das Trauma verläuft". Flum müsse drauf hoffen, dass er sich eine reine Frakturrille zugezogen habe. Dann könne er nach vier, fünf Tagen in die Reha gehen, erklärt Heepe, "und er braucht drei, vier Wochen, bis die Scheibe wieder zusammenhält. Dann wäre er in sechs bis acht Wochen auch wieder belastbar". Im Idealfall müsse er sich dann nicht mal einer zweiten Operation unterziehen, da es mittlerweile selbstauflösende Schrauben gebe.
Karriere ist nicht per se bedroht
Dies alles sei aber hypothetisch, ehe die genaue Diagnose feststehe. Eines sei dagegen ohne jeden Zweifel: Der Schmerz müsse extrem stark sein und strahle sicher vom gesamten Knie aus, meint er. Hinzu kämen Zugmechanismen: "Jede Bewegung zieht an den Bruchstellen. Selbst wenn er eine Schiene trägt, zieht es wegen der Oberschenkelmuskulatur", erklärt Heepe. "Auch wenn er mit solch einer Verletzung an der Krücke geht und nur das Bein schwingt, hat er noch Schmerzen, bis die Scheibe wieder vollständig repariert ist."
Seine Karriere sei aber nicht per se bedroht. Es sind Worte, die die Fußball-Fans deutschlandweit erleichtert zur Kenntnis nehmen dürften. Auch die aktuelle Nachricht von Eintracht Frankfurt dürfte viele Fans beruhigen. Flum wurde demnach erfolgreich operiert, es seien keine weiteren Schäden festgestellt worden.
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