BVB und FC Bayern erhöhen ihre Investitionsbereitschaft auf dem Transfermarkt erheblich. Aus den Jugendabteilungen der Bundesliga-Giganten kommt dagegen fast nichts nach. Wie Borussia Dortmund und die Münchner deshalb dieselbe Strategie wählen. Und welchen Talenten der Durchbruch zugetraut wird.
Mario Götze und
Werdegang verbindet Mario Götze und Thomas Müller
Götze bei Borussia Dortmund 2010, Müller bei den Bayern 2009, ein Jahr vor David Alaba, der kurz zuvor von der Wiener Austria kam. Mehr noch: Als das DFB-Team zuletzt bei der U21-EM in Italien und San Marino den zweiten Platz holte, stand mit Mahmoud Dahoud nur ein Spieler des BVB im Kader und keiner aus München. Und ausgebildet wurde Dahoud bei Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach. Haben die beiden Bundesliga-Giganten Bayern und Dortmund etwa ein Nachwuchsproblem?
Nachwuchsarbeit: Real Madrid und FC Barcelona führend
Wenn man auf die internationale Konkurrenz schaut, ohne Zweifel. Das beweist ein Blick in die "Trainings Clubs"-Studie des Internationalen Zentrums für Sportstudien (CIES).
Demnach war Real Madrid nicht nur der Klub, der 2018 die meisten mindestens drei Jahre lang bei sich ausgebildeten Spieler in den Top-5-Ligen Europas stellte – und zwar 36. Nein, auch acht Profis, die in der Nachwuchsakademie "La Fábrica" ausgebildet wurden, stehen heute im Aufgebot der "Königlichen".
Als Vorreiter gilt der FC Barcelona mit "La Masia". Laut Studie hatten 2015 zehn Profis der Katalanen die legendäre Fußballschule durchlaufen, aktuell sind es acht.
Aber nicht nur Barca stellt den Kern seines Teams aus eigenen Talenten. Auch Olympique Lyon in Frankreich (13 selbst-ausgebildete Spieler 2015) und allen voran Athletic Bilbao (18/2015) verfolgen diese Vorgehensweise. Davon können BVB und FCB aktuell nur träumen.
BVB: Bruun Larsen und Pulisic für die U17 geholt
Dortmunds Nachwuchskoordinator Lars Ricken hatte unlängst zwar "die hohe Durchlässigkeit" gelobt. Immerhin hat sich der Anfang 2015 für die U17 verpflichtete 20-jährige Däne Jacob Bruun Larsen zum Back-up für den Sturm entwickelt. Und der 20-jährige
Doch das war es mit Durchlässigkeit. So auch beim FC Bayern, der in den vergangenen drei Jahren immerhin von der Klasse eines Mats Hummels profitiert hatte – der BVB-Rückkehrer war zwischen 2003 und 2007 in München ausgebildet worden. Kommt jetzt die Wende? Denn: Beide Bundesliga-Rivalen forcieren, eher im Verborgenen, eine zweite Transfer-Strategie.
Konkret: Sie verpflichten verstärkt Toptalente im Jugendlichen-Alter. Jüngste Beispiele beim FC Bayern: Jamal Musiala und Bright Akwo Arrey-Mbi, beide 16 Jahre jung, beide Anfang Juni vom FC Chelsea geholt. Sie sollen auf dem Bayern-Campus gefördert werden, einem vor zwei Jahren im Norden Münchens eröffneten Jugendinternat samt Mini-Stadion (für 2.500 Zuschauer) – Baukosten: kolportiert 70 Millionen Euro.
FC Bayern im Vergleich zu Real Madrid spät dran
Wie spät der Rekordmeister dran ist, zeigt jedoch Real Madrid. "La Fábrica" war 2005 saniert worden, für angeblich 100 Millionen Euro. Nahe dran ist indes in München der 19-jährige Innenverteidiger Lars Lukas Mai, der unter Jupp Heynckes bereits zwei Bundesliga-Spiele machte – und aktuell mit den Profis im Trainingslager am Tegernsee ist.
2014 kam Mai mit gerade mal 14 Jahren von Dynamo Dresden nach München. Als größtes Talent an der Säbener Straße gilt der 18-jährige Stürmer Joshua Zirkzee, 2017 von Feyenoord Rotterdam verpflichtet. Für die U17 und U19 erzielte der Niederländer in 27 Spielen 32 Tore, ehe er in die zweite Mannschaft befördert wurde.
"Was wir besser machen müssen, ist, dass wir Spieler mit 17, 18 oder 19 Jahren früher zu uns holen oder sie bei uns entwickeln", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge kürzlich. An der Umsetzung wird längst gearbeitet. Das gilt auch für den BVB.
BVB: Youssoufa Moukoko sorgt für Aufsehen
Für Aufsehen sorgt der erst 14-jährige Youssoufa Moukoko, 2016 vom FC St. Pauli geholt. Wegen Überqualifizierung stürmt der deutsche Junioren-Nationalspieler für die U19. Zuvor hatte der Mittelstürmer für die U17 in 28 Spielen 50 Mal getroffen. Sein Coach, Ex-Bundesliga-Trainer Michael Skibbe, legte sich bereits fest: "Der Junge wird eines Tages Profi werden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nur Verletzungen können ihn stoppen."
Ebenso hochtalentiert ist der erst vor wenigen Wochen von New York City FC verpflichtete Giovanni Reina, 16-jähriger Sohn von Ex-Bundesliga-Profi Claudio Reina. Der Offensivspieler legte bei der US-Tour prompt einen Treffer von Paco Alcacer gegen den FC Liverpool auf. Einer, mit ganz großer Zukunft?
FC Bayern: Uli Hoeneß hofft auf Stammspieler
Die Hoffnungen in Dortmund und München lassen sich vielleicht am besten mit einem Satz von Bayern-Präsident Uli Hoeneß aus dem vergangenen Herbst zusammenfassen: "Ich bin ganz sicher, dass wir in spätestens drei Jahren ein, zwei Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum haben, die am Samstag Stammspieler sind."
Verwendete Quellen:
- tonline.de: Die heimliche Transferoffensive des FC Bayern
- azmuenchen.de: Uli Hoeneß teilt gegen alle aus
- goal.com: "In spätestens drei Jahren ein bis zwei Stammspieler"
- kicker.de: BVB macht Unbehaun und Raschl zu Profis
- eurosport.de: BVBJuwel Gio Reyna: Viel mehr als der neue Pulisic
- reviersport.de: BVBTrainer Michael Skibbe: Youssoufa Moukoko wird Profi
- sportbild.de: Wie sich Dortmund seinen Wunderknaben sicherte
- realtotal.de: Drittes Jahr in Folge: Real bester Ausbildungsklub für Top5-Ligen
- CIES Football Observatory: A comparative analysis of clubtrained players in Europe
- eigene Beobachtungen
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