Carlo Ancelotti wird ab der kommenden Saison den FC Bayern München trainieren. Sportlich hätte es den Rekordmeister kaum besser treffen können. Drei Champions-League-Siege schmücken den Lebenslauf des Italieners. Doch auch hinter der Fassade des Erfolgstrainers steckt ein faszinierender Mensch, der einerseits die Ruhe schätzt, andererseits aber bei Twitter sehr aktiv ist und sogar in einem Kinofilm mitgespielt hat.

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Ab Sommer wird es ruhiger auf dem Trainingsgelände des FC Bayern München. Wo jetzt noch Pep Guardiola das Sagen hat und minutenlang wild gestikulierend auf seine Spieler einredet, wird zur nächsten Saison Carlo Ancelotti das Zepter übernehmen. Der 56-Jährige ist ein völlig anderer Typ als sein spanischer Vorgänger. Er gilt als Taktik-Fuchs, der seine Spieler machen lässt und nur eingreift, wenn es wirklich notwendig ist.

Carlo Ancelotti steht auf guten Wein

Ruhig und besonnen mag es Ancelotti auch privat. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Mariann Barrena McClay, einer Kanadierin, lebt er in Vancouver. Dort geht er gerne Angeln, raucht gelegentlich eine Zigarette und genießt einen guten Wein. Letzteres ist die große Leidenschaft des Trainers - besonders wenn es etwas zu feiern gibt. Unvergessen bleibt, wie er nach einem Titelgewinn mit dem FC Chelsea 2010 zur Pressekonferenz erschien und die Journalisten um einfache Fragen bat: "Mein Wein-Pegel ist nämlich schon ziemlich hoch."

Mit Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch spricht er derzeit vier Sprachen. Den Deutschunterricht dürfte er nun bald in Angriff nehmen. Schließlich gilt es als ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Trainer vom FC Bayern München der deutschen Sprache mächtig sein soll. Ancelotti witzelte bereits einmal in einem "Sport Bild"-Interview: "Wenn es Giovanni Trapattoni gelernt hat, kann ich das auch."

Der Erfolgstrainer hat zwei Kinder. Tochter Katia ist 31 Jahre alt und erwartet im Juni ein Kind, Sohn Davide ist 26 und versuchte sich ebenfalls als Fußballspieler. So erfolgreich wie sein Vater, der für den AC Parma, AS Rom und AC Mailand gespielt hat, war er allerdings nicht. "Ancelotti-Junior" trainierte zwar unter seinem Vater gelegentlich bei den Profis vom AC Mailand mit und saß bei einem Pokalspiel auf der Bank. Doch der Durchbruch blieb ihm verwehrt. Später schloss er sich dem unterklassigen ASDC Borgomanero an. 2013 folgte er seinem Vater zu Real Madrid - allerdings nicht als Fußballspieler, sondern als Physiotherapeut.

Carlo Ancelotti war bereits in einem Spielfilm zu sehen

Der stets gut gekleidete Gentleman Carlo Ancelotti ist ein höflicher Mensch. Während der aktuelle Bayern-Trainer Guardiola Einzelinterviews strikt ablehnt, ist Ancelotti dazu gerne bereit und bedankt sich danach sogar über Twitter für das Interesse des Journalisten. Apropos Twitter: Hier ist der ehemalige Mittelfeldspieler richtig aktiv. Mehr als zwei Millionen Follower erfreut er regelmäßig mit Fotos und Texten. Überhaupt ist er den Medien gegenüber sehr aufgeschlossen. Bestes Beispiel ist, dass er als 24-Jähriger eine Mini-Rolle neben Terence Hill in dem Spielfilm "Keiner haut wie Don Camillo" übernahm. Ancelotti mimte einen bösen Fußballer.

Der echte Ancelotti ist jedoch alles andere als böse. Dies beweisen die vielen lobenden Worte über ihn. Selbst Pep Guardiola sagte am Freitag bei der Pressekonferenz über Ancelotti: "Er ist ein super Trainer und ein super Mensch." Weltmeister Toni Kroos trainierte vergangene Saison bei Real Madrid unter Ancelotti. Noch immer gerät er ins Schwärmen, wird er auf seinen ehemaligen Übungsleiter angesprochen: "Er konnte die Erfolgsbedingungen am besten mixen: die taktische Idee, das Menschliche, was gerade bei Real Madrid nicht so einfach ist", verriet er in einem Interview mit der "Zeit". "Als er ging, waren alle traurig – auch die, die nicht gespielt haben und Grund gehabt hätten, ihn dafür zu kritisieren. Es fiel kein negatives Wort über ihn. Das ist außergewöhnlich."

Tatsächlich ist auffällig, dass Ancelotti von nahezu allen Seiten gelobt wird. Mit einigen Ex-Spielern, wie zum Beispiel Frank Lampard, geht er sogar gelegentlich essen. Selbst der dreimalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo, der in der Vergangenheit bereits mit einigen Trainern aneinander geriet, spricht nur positiv über Ancelotti. "Er ist wie ein großer Bär, ein niedlicher Typ, was für eine einfühlsame Person", sagte der Portugiese bei ESPN:

"Ich wünschte, jeder Spieler hätte die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein fantastischer Typ, ein fantastischer Coach. Ich vermisse ihn sehr, weil wir viele Titel zusammen gewonnen haben. Ich wünschte, ich kann eines Tages wieder mit ihm zusammenarbeiten." Dafür müsste Ronaldo wohl zum FC Bayern wechseln.

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