Der Start lief "planmäßig". Doch mit dem Beginn der Coronakrise ging es für Oliver Kahn aus der Lernphase direkt an die vorderste Front. Das neue Vorstandsmitglied des FC Bayern musste sofort Führungsqualitäten beweisen.
In seinen ersten 100 Tagen als Vorstandsmitglied fühlte sich
Doch dann musste der 50-Jährige, der seit dem 1. Januar neues Mitglied in der Münchner Führungsetage ist, aus der Lernphase plötzlich in vorderster Front in die Verantwortung treten. "Natürlich war ich auf diese Herausforderung in meiner neuen Rolle beim FC Bayern nicht vorbereitet", erklärte Kahn.
"Aber ich nehme diese Aufgabe an, so wie wir alle. Wir sind gefordert, den Verein durch diese Krise zu steuern." Für Kahn und die Bayern-Führung geht es aktuell vor allem darum, die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Club zu minimieren und dabei trotzdem Schritte in die Zukunft zu gehen.
Uli Hoeneß: "Kahn hat Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt"
Als "optimal" stufte Ex-Präsident
Bevor Kahn, der als Unternehmer nach eigenen Worten "schon einige Krisensituationen" erlebt hat, nun im Krisenmanagement gefordert war, verlief der von
Kahn will sich Eindruck über Gesamtsituation schaffen
So schwor Kahn nach seinem ersten Monat die Mitarbeiter per E-Mail ein. "Es ist ein besonderes Gefühl, wieder heimgekommen zu sein, und ich freue mich darauf, die einzigartige Erfolgsgeschichte des Klubs gemeinsam mit Ihnen fortzuschreiben", schrieb er.
In Gesprächen mit einzelnen Abteilungen, so wird aus dem Club berichtet, nahm er sich Zeit, trat sehr strukturiert auf. Der frühere Kapitän des deutschen Rekordmeisters wollte und will sich einen Eindruck über die Gesamtsituation verschaffen.
In der Öffentlichkeit hielt sich der aussagestarke "Titan" lange zurück. Bis die große Prüfung in einer gesellschaftlich schwierigen Zeit folgte. "Epochale Erlebnisse bringen es mit sich, dass wir innehalten und reflektieren", sagte Kahn der "Sport Bild".
Es gebe "ein Leben nach dieser Krise. Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt glaubwürdig vorhersagen, wie sich unser Leben und die Fußballwelt verändern werden. Vielleicht wissen wir es wieder mehr zu schätzen, was den Fußball im Kern ausmacht, nämlich Spaß, positive Emotionen und gemeinsame Erlebnisse und nicht Hass, Pöbeleien und Gewalt."
"Titan" sieht Coronakrise auch als Chance
Kahn sieht die Coronakrise auch als Chance. Solche Phasen seien immer ein "Resilienz-Test", beschrieb es der frühere Nationaltorhüter. "Gelingt es uns, solche Schocks zu absorbieren, besteht eine große Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen."
Eine Umkehr von der "chronischen Überhitzung zu mehr Maß" könnte es nach der Coronakrise im Fußball geben. In Bayerns Mitgliedermagazin "51" versprach er den Fans, "dass wir alles dafür tun, dass der FC Bayern, wenn es so weit ist, seinen Anhängern wieder Freude vermitteln wird - und natürlich auch wieder Titel anvisieren wird".
Wie stark der 50-Jährige in die aktuellen Personalplanungen eingebunden ist, zeigten bereits die neuen Verträge für Trainer Hansi Flick und Angreifer Thomas Müller. Beide Vertragsverlängerungen bis jeweils 2023 durfte Kahn neben Rummenigge und Sportdirektor
Die Laufzeit der Verträge dokumentiert Einigkeit des Gremiums, denn das Ende der Kontrakte fällt in die Zeit von Kahn als Vorstandsboss.
FC Bayern: Das Streben nach maximalem Erfolg
In diesem Gremium dürfte auch über Manuel Neuer als eine Schlüsselpersonalie für die kommenden Jahre gesprochen werden. Kahn ist als mehrmaliger Welttorhüter prädestiniert für eine Einschätzung - schließlich kennt er nicht nur die Position wie kein anderer im Klub, sondern spielte selbst bis ins Alter von fast 39.
Sollte Neuer seinen 2021 auslaufenden Vertrag möglicherweise bis 2025 verlängern, wäre er 39 Jahre alt. "Generell können Torhüter, wie ich ja auch selbst gezeigt habe, bis ins hohe Alter spielen. Es ist dann aber eine große Herausforderung, das hohe Niveau zu halten", sagte Kahn. Der Zugang des designierten Neuer-Nachfolgers Alexander Nübel im Sommer muss bei der Torwart-Planung auch bedacht werden.
Kahn und Salihamidzic, der im Sommer in den Vorstand aufrückt, lobten gegenseitig ihre Teamfähigkeit. Salihamidzic gibt dem früheren Mitspieler "fachlich und menschlich" die Note eins. Das große sportliche Ziel verkündete der Sportdirektor gleich zum Start der Kahn'schen Schaffensperiode: "Wir haben im Trikot die Champions League gewonnen und wollen - wenn es möglich ist - auch im Anzug zusammen die Champions League gewinnen." (msc/dpa)
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