Es gibt wieder einmal Irritationen um die Zukunft von Mario Götze beim FC Bayern München. Der Spieler gibt sich wankelmütig, der Klub gelinde gesagt distanziert. Der WM-Held scheint mehr und mehr zum Problemfall zu werden. Wo liegt Götzes Zukunft?

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Manchmal geht das alles eben ziemlich schnell. Zum Beispiel, wie Mario Götze sich zu seiner Zukunft beim FC Bayern München positioniert. "Es war die letzten zwei Jahre auf jeden Fall nicht einfach für mich. Ich denke, dass ich heute ein ganz gutes Spiel gemacht habe, aber für meine Zukunft werden wir sehen, was passiert", sagte Götze nach dem Halbfinale im Audi Cup gegen den AC Mailand.

Dann setzte er noch eine paar diskussionswürdige Aussagen in Richtung Pep Guardiola ab. "Es wird sich rausstellen, ob er mit mir öfter spricht", umschrieb er den offenbar wenig lebhaften Austausch mit seinem Trainer. Das war am Dienstag.

Rolle rückwärts von Mario Götze

24 Stunden und unzählige hektische Debatten in den sozialen Netzwerken später machte derselbe Götze die Rolle rückwärts. Er sei missverstanden worden, niemals werde er öffentlich den Trainer oder Mitspieler kritisieren. "Ich bin auf jeden Fall sehr, sehr glücklich hier. Das steht außer Frage. Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl."
Was zwischen den beiden doch recht konträr geäußerten Standpunkten passiert ist, wer Götze vielleicht ein paar Takte zugeflüstert und die Wogen hinter den Kulissen geglättet hat, wird man wohl nicht erfahren. Dass aber Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag, also wieder knapp einen Tag später, in der italienischen Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport" nicht unbedingt wie der Schutzheilige Götzes zitiert wurde, steht außer Frage.

"Mario hat einen Vertrag für zwei Jahre, ich weiß nicht, was seine Gedanken sind", sagte der Vorstandsvorsitzende. In Italien wurden die Gerüchte um ein angebliches Interesse von Juventus Turin an Götze ein letztes Mal auf ihre Tauglichkeit überprüft, Rummenigge als oberster Vorgesetzter des Nationalspielers war da nicht der schlechteste Ansprechpartner.

Umso mehr verwunderte der dann aber mit der doch recht gleichgültigen Aussage, dass er "seine (Götzes, Anm. d. Red.) Aussagen gelesen" habe, "aber am Ende ist es der Spieler, der entscheidet." Das hört sich nicht nur nach fehlender Rückendeckung an, das kommt überspitzt formuliert quasi einem Freifahrtschein für Götze gleich. Zum Vergleich: Als vor ein paar Tagen Spekulationen um ein angebliches Angebot von Manchester United für Thomas Müller publik wurden, antwortete Rummenigge barsch: "Müller ist unverkäuflich!"
So langsam entwickelt sich die Liaison zwischen dem FC Bayern und Mario Götze zu einer unendlichen Geschichte - der Missverständnisse? Die Bayern sind die Bayern, wenn sie einen Spieler unbedingt halten wollen, müssen sie ihn in der Mehrzahl der Fälle auch nicht gehen lassen. Auch in diesem Fall seien die Bayern nicht darauf aus, den Spieler feilzubieten. "Wir haben bisher keinen Spieler ins Schaufenster zum Verkauf gestellt. Das gilt jetzt auch für Mario", sagte Rummenigge weiter.

Nun lässt sich trefflich darüber spekulieren, wie viel davon feste Absicht und wie viel reines Kalkül ist. Es geht ja auch um eine möglichst gute Verhandlungsposition. Dass Götze nach zwei Jahren in München trotz teilweise ordentlicher Statistiken noch deutlich Luft nach oben hat, ist klar. 30 Tore in 93 Pflichtspielen sind eine gute Quote. Aber wenn es eng wird, in den ganz großen Spielen gegen die großen Teams in den großen Wettbewerben, dann sitzt Götze zumeist auf der Bank und andere dürfen sich zeigen.

Pep wollte Neymar, nicht Götze

Deshalb wird er angeblich mit Guardiola nicht warm. Der Trainer wollte damals ja auch nicht unbedingt Götze haben, sondern Neymar. Der Klub hatte sich in der Entscheidungsfindung durchgesetzt und sich gut zwei Monate nach Guardiolas Unterschrift auch die von Götze unter einen Arbeitsvertrag besorgt.

Aber so richtig angekommen ist der 23-Jährige in München immer noch nicht. Von großen Teilen der Fans wird er neutral gesehen, emotionslos, ohne die rechte Verbindung zum Klub und der Stadt. Das mag mit seiner Dortmunder Vergangenheit zusammenhängen, dürfte aber eher daran liegen, dass sich Götze eher glatt als mit Ecken und Kanten inszeniert beziehungsweise von seinen Agenturen inszeniert wird.

Das wirkt meist wenig authentisch und vielmehr durchkonzipiert. Auf dem Platz findet Guardiola keine klare Position in seinen Systemen, auf der er Götze mit all seinen Stärken am besten ins Gefüge einbauen könnte. Also wird der Spieler ständig verschoben, mal ins Mittelfeldzentrum, mal als hängende Spitze eine Linie davor, mal nach Linksaußen, dann wieder nach Rechtsaußen oder auf die Halbposition im Mittelfeld. Oder, wenn alle fit sind, eben auf die Bank.

Diese Rolle wird Götze mit dessen Anlagen und Können aber nicht gerecht. Für einen der besten Einwechselspieler des Kontinents hätten die Bayern damals nicht 37 Millionen Euro auf den Tisch legen müssen.

Dem Spieler stehe ein ganz entscheidendes Jahr vor der Tür, hat Karl-Heinz Rummenigge vor kurzer Zeit gesagt. Bei einer Vertragslaufzeit bis Sommer 2017 steht Götze derzeit ziemlich genau bei der Hälfte der vereinbarten Zeit bei den Bayern. Jetzt wäre der Zeitpunkt günstig, der Beziehung einen ordentlichen Kick zu verpassen. Dass Götze in diesem Sommer noch den Klub wechselt, erscheint wenig wahrscheinlich.

So üppig wären die Optionen für den Spieler auch gar nicht gesät. Die meisten der in Frage kommenden Klubs sind schon recht weit in ihren Kaderplanungen - ohne dass sich in den letzten Wochen einer auch intensiver mit der Personalie Götze beschäftigt hätte. Der Nationalspieler muss es wohl weiter bei den Bayern und mit Pep Guardiola versuchen. Eigentlich sind das ganz passable Aussichten.

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