Am Wochenende steht für den FC Bayern München die erste Bewährungsprobe an. Im Supercup am Samstag geht es für den Deutschen Meister gegen den DFB-Pokal-Sieger VfL Wolfsburg. Dann werden sich zum ersten Mal die beiden Zugänge des FCB, Douglas Costa und Arturo Vidal, dem deutschen Publikum präsentieren. Andere Spieler hingegen werden sich auf der Bank wiederfinden: Das sind die Verlierer des Transfersommers der Bayern.
Douglas Costa und Arturo Vidal sind die Königstransfers des FC Bayern München in diesem Sommer. Ansonsten hat der Rekordmeister noch Sven Ulreich als Ersatztorhüter und Joshua Kimmich als Perspektivspieler verpflichtet. Keine besonders große Ausbeute für einen Verein, dessen Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen noch im März behauptet hatte, 100 Millionen Euro für einen Spieler auszugeben sei durchaus im Rahmen der bajuwarischen Möglichkeiten. Die vier Zugänge haben nicht einmal kumuliert 100 Millionen Euro gekostet. Doch allein die Verpflichtungen von Costa und Vidal werden im Kader des FCB für neuen Zündstoff sorgen. Zumal Vidal und Costa definitiv das Potential haben, einige Superstars auf die Bank zu verdrängen.
Diesen Spielern wird Douglas Costa gefährlich:
Franck Ribéry: Der Franzose muss zu den Verlierern der Vorbereitung gezählt werden. Seine mysteriöse Sprunggelenksverletzung ist immer noch nicht ausgeheilt. Immerhin ist inzwischen der Gips runter. Dennoch ist noch nicht absehbar, wann Ribéry wieder eingesetzt werden kann. Douglas Costa hingegen hat bei seinen bisherigen Auftritten im Rahmen der Asienreise des Rekordmeisters einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Der Brasilianer kann sowohl die rechte, als auch die linke Außenbahn bearbeiten, ist technisch sehr versiert und vor allem schnell. Sportdirektor Matthias Sammer hält den Zugang aus Donzek für "technisch unglaublich gewitzt". Ein Attribut, auf das Ribéry bisher eigentlich das Monopol hatte. Auch Kapitän Philipp Lahm lobt Costa in den höchsten Tönen: "Douglas bringt die Elemente ein, die wir brauchen und die uns letzte Saison gefehlt haben, als in der entscheidenden Phase Spieler ausgefallen sind. Er hat das Eins-gegen-eins, die Leichtfüßigkeit, das Tempo über außen. Das tut uns sehr gut, deshalb kann er uns sicher weiterhelfen." Tritt Costa auch in den ersten Pflichtspielen der Saison derart stark auf, wird Ribéry alle Mühe haben, sich zurück in die Startelf zu kämpfen.
Arjen Robben: Auch Arjen Robben wird kurz gezuckt haben, als der FC Bayern den Transfer von Douglas Costa verkündet hat. Denn Robben ist anfällig für Verletzungen. Und er zählt mit seinen 31 Jahren zum älteren Eisen beim FC Bayern. Solange Ribéry verletzt und Robben fit ist, ist der Niederländer wohl dennoch gesetzt.
Wer sich keine Sorgen machen muss:
Thomas Müller: Nach dem Abgang von Bastian Schweinsteiger ist Thomas Müller die letzte wahre Identifikationsfigur für das bayerische "Mia san mia". Das allein bedeutet allerdings noch keine Einsatzgarantie. Weil Müller jedoch fast überall spielen kann - wenn man mal die Defensive ausnimmt - und in Vorbereitung in jedem Spiel überzeugt hat, wird sich für ihn wohl ein Platz in der Startelf des FC Bayern finden lassen. Dass Müller neuerdings auch noch das Prädikat "unverkäuflich" trägt, passt da gut ins Bild. Um eine Sache wird sich Müller jedoch mit Vidal streiten müssen. Bisher schießt der Weltmeister alle Strafstöße selbst. Allerdings ist auch Vidal ein sicherer Elfmeterschütze. Müller gibt sich in dieser Angelegenheit diplomatisch: "Ich muss erstmal die Kollegen kennenlernen und dann werden wir mal sehen, wer die Elfer schießt".
Diesen Spielern wird Arturo Vidal gefährlich:
Xabi Alonso: Auch wenn Xabi Alonso den Wechsel des Chilenen zum FC Bayern durchweg positiv aufgefasst hat ("Genau solche Spieler brauchen wir hier") - der Spanier wird sich in der kommenden Saison sicherlich häufig auf der Bank wiederfinden. "Auf Top-Niveau fehlt ihm einfach die Geschwindigkeit, Alonso sehe ich nicht mehr zwingend gesetzt", analysiert Europameister Thomas Helmer bei "Sport1". Gegen Bastian Schweinsteiger hatte sich Alonso noch häufiger durchsetzen können. Gegen Vidal und Thiago, sollte dieser fit bleiben, wird er das nicht so oft schaffen.
Rafinha: Für Rafinha wird die Lage dann bedenklich, wenn Pep Guardiola beschließt, Philipp Lahm aufgrund des Überangebots im Mittelfeld, dass sich durch den Kauf von Arturo Vidal verstärkt hat, wieder nach hinten auf die ihm angestammte rechte Abwehrseite zu beordern. Dann ist kein Platz mehr für den Brasilianer in der Defensive des FC Bayern. Vor allem weil der wiedergenesene David Alaba vermutlich auf der linken Außenverteidigerposition abwechselnd mit Juan Bernat gesetzt ist. Nach dem Abgang von Bastian Schweinsteiger hatten viele vermutet, Alaba könnte wieder ins Mittelfeld rücken. Dieser Gedanke ist durch den Vidal-Kauf nicht abwegig, aber doch unwahrscheinlich geworden.
Sebastian Rode: Eigentlich sind sich Sebastian Rode und Arturo Vidal gar nicht so unähnlich. Beide sind ständig anspielbar, schnell, bauen Druck auf den Gegner auf und haben Zug zum Tor. Dennoch stellt Guardiola Rode nur selten in der Startelf auf. Mit Vidal vor der Nase wird Rode wohl weiterhin auf der Bank sein Dasein als Edeljoker fristen.
Der Nachwuchs: Auch den Perspektivspielern des FC Bayern verbaut der Transfer Arturo Vidals die Chance auf längere Einsatzzeiten. Insbesondere Gianluca Gaudino und Pierre-Emil Höjbjerg werden es schwer haben, im Mittelfeldüberangebot einen Platz zu finden. Und auch Zugang Joshua Kimmich ist ein Spieler für die Zentrale, der erst beweisen muss, dass er sich in der ersten Liga durchsetzen kann.
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