Auch im Kracher gegen RB Leipzig dürfte der FC Bayern den besseren Kader stellen und mehr individuelle Qualität auf den Rasen bringen. Aber auch Leipzig hat einige Spieler, die jederzeit den Unterschied ausmachen können - und für die die Bayern Lösungen finden müssen.

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"Wir sind in fast allen Bereichen noch Lichtjahre von Bayern entfernt." Das sagt Ralf Rangnick. Und natürlich hat der Macher von RB Leipzig damit absolut Recht.

25 Deutsche Meisterschaften, 18 DFB-Pokalsiegen, fünf Triumphe in der Champions League, je einer im UEFA-Cup und im Cup der Pokalsieger samt drei Weltpokalerfolgen der Bayern steht bisher Leipzigs Aufstieg in die Bundesliga als "Highlight" entgegen. Das wäre dann mit "kümmerlich" noch freundlich umschrieben. Die Bayern wurden 1900 gegründet und haben rund eine Viertelmillionen Mitglieder. Leipzig wurde vor sieben Jahren gegründet, die Deutsche Fußball-Liga weist 600 Mitglieder der "Bullen" aus.

Aber das alles sind Randaspekte. Weil am Mittwochabend nicht die Zahl der Mitglieder relevant ist oder der Jahresumsatz. Sondern einzig und allein 90 Minuten Fußball auf dem Platz. Und da ist der freche Aufsteiger in der Tabelle keine Lichtjahre von den Bayern entfernt. Sondern nur sieben Tore. Mit einem Sieg in der Allianz Arena würde sich Leipzig tatsächlich zum Wintermeister machen. "Wir spielen nicht elfmal Eins gegen Eins. Sondern einmal Elf gegen Elf", sagt Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl.

Das soll zweierlei heißen: Leipzig will die Räume eng machen, um die überragenden Bayern-Spieler erst gar nicht Tempo aufnehmen und in Zweikampfsituationen kommen zu lassen.

Und: Die Bayern sind im Gros individuell besser besetzt. Blickt man aber auf die grundlegende Spielausrichtung, stechen auch bei den Gästen einige Spieler hervor, die den Bayern richtig große Probleme bereiten können.

Willi Orbans Kopfballstärke

Willi Orban ist einer der besten Kopfballspieler der Liga. Und das Schöne aus Leipziger Sicht: Er setzt seine Qualität in der Luft nicht nur im Defensivkopfball ein. Bei eigenen Standards verfügt RB über ein reichhaltiges Repertoire an Varianten, egal ob gegen eine mannorientierte oder raumorientierte Deckung des Gegners.

Bereits zwei Tore hat Orban nach einer Ecke per Kopf erzielt, darunter den späten Siegtreffer gegen Leverkusen.

Ein absoluter Schlüsselspieler bei Leipzig ist Naby Keita. Der Mittelfeldspieler ist einer der Senkrechtstarter der Saison, der Schrittmacher im Motorraum der Mannschaft und mit schon vier Toren einer der gefährlichsten defensiven Mittelfeldspieler der gesamten Liga.

Wer stoppt Keita und Forsberg?

Keita ist ein Ballklauer erster Güte, ein ständiger Quälgeist für den Gegner. Und eben in der Offensive ungeheuer dribbelstark und mit einem guten Torinstinkt ausgestattet. Gerade gegen die im Mittelfeld eher behäbigen Bayern mit den tendenziell zweikampfschwachen und langsamen Xabi Alonso oder Thiago dürfte das ein großes Plus sein - sofern Keita überhaupt mitwirken kann. Das letzte Spiel gegen die Hertha verpasste der 21-Jährige wegen einer Zerrung.

Sollte Keita doch noch fit werden, müssten die Bayern eine Art Abfangjäger installieren. Und dafür käme wohl nur Arturo Vidal in Frage, der in Sachen Dynamik und Aggressivität mit Keita mithalten kann.

Noch pikanter wird die Gemengelage im Mittelfeld, wenn man Emil Forsberg einbezieht. Der Schwede ist wohl der Spieler der Vorrunde, ein Allrounder in der Offensive, der einfach alles kann: Dribbeln, Standards, Räume finden, den tödlichen Pass spielen und natürlich selbst treffen. Ein wenig erinnert Forsberg an eine jüngere und spritzigere Ausgabe des ehemaligen Dortmunders Henrikh Mkhitaryan.

Keita und Forsberg im Zentrum des Spiels sind mit das Beste, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat. Die Bayern müssen sich einiges überlegen, wollen sie die Umschaltmomente des Gegners ausbremsen. Damit dürfte ziemlich sicher feststehen, dass Alonso zunächst nur auf der Bank sitzt. Der Routinier ist für diese Art Spiel mit den zu erwartenden vielen Umschaltsituationen nicht der richtige Spieler.

Rammbock und Flitzer

Und im Angriff verfügt Leipzig dann ja noch über Rammbock Yussuf Poulsen und Timo Werner. Poulsen ist unglaublich unbequem zu bespielen, läuft sich im Pressing die Lunge aus dem Leib, nervt den Gegner im Aufbau, macht hohe Bälle gut fest und provoziert auch mal das eine oder andere Foul. Da wird tonnenweise Arbeit auf Mats Hummels und Javi Martinez zukommen.

Und Werner? Zeigt in Leipzig endlich wieder seine Stärken und sein Talent. Geht sofort mit Tempo in die Spitze und ist in vollem Lauf weder von Hummels noch von Martinez zu stoppen. Dafür ist Werner schlicht zu flink.

Deshalb müssen die Bayern bereits die Zufuhr an Zuspielen stoppen oder aber die Passwege verstellen. Ansonsten rollt der Hochgeschwindigkeitsfußball auf vollen Touren, dann wir das Spiel hektisch und chaotisch. Und das wäre für eine klassische Ballbesitzmannschaft wie die Bayern nicht die beste Voraussetzung.

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