Bayerns Auftaktsieg gegen 1899 Hoffenheim darf als Signal an Borussia Dortmund gewertet werden: Der Rekordmeister ist jetzt voll da! Allerdings zeigten sich die Bayern wie schon in der Hinrunde auch wankelmütig - wurden aber von ihrem Torhüter gerettet.
Die Bayern waren scharf. Sie waren scharf im eigenen Ballbesitz und in ihrem lange vermissten Positionsspiel. Sie waren scharf, wenn der Gegner den Ball hatte und geradezu wild entschlossen, die Phasen so schnell wie möglich wieder zu beenden.
Die Bayern im ersten Spiel der Rückrunde waren wie die Bayern zu Beginn der Hinrunde und das sollte aus Sicht des Rekordmeisters eine außerordentlich beruhigende Erkenntnis sein. Eigentlich.
Denn im Grunde war das Spiel der Münchener bei 1899 Hoffenheim wie eine Blaupause der kompletten ersten Saisonhälfte, in der die Bayern am Anfang und zum Ende hin nicht nur ergebnisorientierten Fußball spielten, sondern zu großen Teilen auch dominant und überzeugend waren.
Dazwischen aber war zu vieles auch Murks, mit dem Tiefpunkt der Punktverluste gegen Freiburg und Düsseldorf zu Hause.
Keine Mannschaft weiß nach einer Vorbereitung mit nichtssagenden Testspielen, wo genau sie zum Start einer jeden Halbserie wirklich steht.
Und bei den Bayern gab es mal wieder besonders spannende Fragen, weil ja erstens der Begriff der "Aufholjagd" bis zum Erbrechen bemüht wurde, zweitens der große Rivale Borussia Dortmund erst am Samstag gegen Leipzig spielt und damit so schön unter Druck gesetzt werden konnte und drittens und letztens es ja die Bayern sind.
Und die schweben im öffentlichen Interesse nunmal immer noch über allen anderen Klubs der Liga - auch wenn sie zwischendurch mal nur Zweiter sind.
"Die erste Halbzeit war sensationell"
Die Bayern zeigten überzeugende erste 45 Minuten, waren in allen Phasen des Spiels bärenstark, nutzten allerdings ihre Chancen nicht besonders konsequent. Es war der einzige Makel einer Halbzeit, die den Rekordmeister in allen Belangen turmhoch überlegen sah und die von der Konkurrenz ziemlich sicher auch registriert wurde.
Mit Doppeltorschütze
"Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war sensationell. Das ist das, was wir können. Das ist unser Anspruch", sagte Niko Kovac nach dem Spiel dem "ZDF".
Das mag eine Spur zu euphorisch gewesen sein, immerhin zeigte sich der Gegner auch erstaunlich schwach und fast schon handzahm in den Zweikämpfen. Aber die grundsätzliche Richtung stimmte nach 45 Minuten und eigentlich durfte es keinen Zweifel geben, wer dieses Spiel am Ende gewinnt.
Dann aber verfielen die Bayern nach der Pause wieder in jenen Trott, der ihnen im Herbst schon jede Menge Punkte gekostet und einiges an Theater eingebrockt hatte.
Mal wieder ein Kontrollverlust
Die Bayern verloren die Kontrolle über die Partie, ließen sich von ein paar härteren Hoffenheimer Fouls beeindrucken und verfielen in Hektik.
Hoffenheim gestaltete die Partie ausgeglichen und erwischte die Bayern im Anschluss an deren eigene Ecke mit einem Konter. Ein Gegentor, das bei einem eigenen Standard und einer 2:0-Führung nie und nimmer passieren darf.
Es war ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft offenbar doch noch nicht so gefestigt ist, wie es die erste Halbzeit suggerierte.
"Die zweite Halbzeit war schwierig, mit individuellen Fehlern. Da sind wir in einen Schlagabtausch reingegangen und haben es nicht geschafft, kompakt zu sein und den Ball laufen zu lassen. Dann kassieren wir aus unserer Ecke ein Tor, werden ausgekontert. Danach haben wir gezittert", musste Sportdirektor Hasan Salihamidzic zugeben.
Immerhin blieben die Bayern aber auf Kurs und konnten sich auf ihre Nummer eins verlassen.
Neuer wird zum Faktor
Adam Szalais Kopfball aus vier Metern hätte zu einem Wendepunkt der Partie und vielleicht auch zu einem erneuten Rückschlag der Bayern werden können, noch bevor die Jagd auf den BVB so richtig eröffnet wurde.
Aber Manuel Neuer, in der Hinrunde nur selten der Garant siegbringender Paraden, hielt überragend. Also durften die Münchdner in der Schlussphase noch einen fein herausgespielten Konter setzen und das Spiel mit dem schönsten Tor des Abends beschließen.
Zur Psychologie des ersten echten Titelkampfs in der Liga nach sieben Jahren gehört es aus Bayern-Sicht, schnell Druck auf Dortmund aufzubauen und diesen auch aufrecht zu erhalten.
Das ist den Münchenern mit dem ersten von 17 verbleibenden Spielen gelungen. "Wir wollten gut in die Rückrunde starten und es war wichtig, ein gutes Spiel zu machen", sagte Goretzka.
"Ziel ist es, Meister zu werden. In der Hinrunde haben wir so gespielt, dass wir sechs Punkte Rückstand hatten. Aber nun sind wir die Jäger!"
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