Der Rücktritt von Matthias Sammer hat beim FC Bayern München eine Lücke hinterlassen. Der Rekordmeister steht nun ohne Sportvorstand da. Jetzt gehen die Spekulationen los: Wer wird der Nachfolger? Wird der Posten von Sammer überhaupt neu besetzt? Oder wird an der Säbener Straße zukünftig ohne Sportdirektor gearbeitet?

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Matthias Sammer war ohnehin nicht der typische Sportdirektor. Bei vielen anderen Vereinen sind Sportdirektoren für die Kaderplanung und Transfers zuständig. Beim FC Bayern wird diese Aufgabe vom Technischen Direktor Michael Reschke übernommen.

Sammer war eher ein Mann für das große Ganze. Er behielt die sportliche Entwicklung des Vereins im Auge, war Ansprechpartner bei Problemen aller Art, kümmerte sich um den Nachwuchs, stand außerdem der Presse Rede und Antwort. Mit teilweise spitzen Kommentaren lenkte er die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich, damit Trainer und Mannschaft in Ruhe arbeiten können. Selbiges tat früher Uli Hoeneß.

Uli Hoeneß: Kein vollständiger Sammer-Ersatz

Gut möglich, dass Hoeneß diese Funktion bald wieder einnimmt. Bis Ende Juli möchte der 64-Jährige verkünden, ob er im November noch einmal als Präsident kandiert. Im März 2014, als er wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Mio Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, trat er zurück.

Franz Beckenbauer hat sich in der "Bild" bereits für eine Rückkehr stark gemacht: "Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß – und Uli Hoeneß den FC Bayern. Auch in einem so funktionierenden und erfolgreichen Verein sollte man nicht auf die Erfahrung von Uli verzichten. Er ist immer mit Herzblut bei der Sache."

Klar ist, dass Hoeneß nicht den Posten von Sammer übernehmen würde. Ein Comeback als Manager ist nicht geplant. Hoeneß würde als Präsident in den Aufsichtsrat zurückkehren, wäre also Nachfolger von Karl Hopfner.

Aber jeder weiß: Hoeneß war auch als Präsident ein Mahner! Bei jeder Gelegenheit hat er auf Fehlentwicklungen aufmerksam gemacht. Und wann immer ein Außenstehender seinen Verein angriff, bekam dieser die "Abteilung Attacke" zu spüren. Hoeneß würde also als Präsident einen Teil der Aufgaben von Sammer übernehmen.

Zwei mögliche Optionen

Doch wer übernimmt die restlichen Aufgaben? Als möglicher Nachfolger gilt Max Eberl, der für seine Arbeit bei Borussia Mönchengladbach vielfach bewundert wird. Was dafür spricht: Eberl hat früher für die Bayern gespielt, gilt als gut vernetzt und hat einen guten Draht zu Uli Hoeneß.

Gegenüber "Sport1" sagte Eberl: "Momentan ist Gladbach mein Klub, und das wird er auch bleiben." Ganz ausschließen wollte er ein zukünftiges Engagement allerdings nicht. Denn: "Was kann man im Fußball ausschließen?" Um seine Sympathien für den Rekordmeister macht er ohnehin kein Geheimnis: "Ich habe nie einen großen Hehl daraus gemacht, dass ich ein Roter war. Ich bin da 13 Jahre gewesen, habe von den Bambinis bis zu den Profis alles spielen dürfen."

Eine weitere Option wäre Philipp Lahm. Der Kapitän vom FC Bayern München wird seine Karriere im Sommer 2018 beenden. Danach dürfte Lahm ins Management des Rekordmeisters einsteigen. "Philipp hat die Qualität, nach seiner Fußballer-Karriere eine große und wichtige Rolle in diesem Klub zu spielen", sagte Karl-Heinz Rummenigge im "kicker".

Der Vorstandschef führt fort: "Ich hatte in diesem Jahr oft Kontakt zu ihm, Philipp war in allen Gesprächen - ob über Transfers oder Trainer - ein angenehmer und guter Partner, der seine eigene Meinung äußert."

Weil das Tagesgeschäft auch ohne Sportvorstand weiterläuft, könnte es beim FC Bayern zumindest eine Überlegung sein, den Posten zwei Jahre unbesetzt zu lassen und auf Lahm zu warten.

Der große Unerwartete?

Oder kommt ein Mann hinzu, den momentan niemand auf dem Zettel hat? Horst Heldt zum Beispiel ist seit seinem Aus beim FC Schalke 04 vereinslos, bringt zudem viel Erfahrung als Sportvorstand und Sportdirektor mit. Allerdings dürfte sich Heldt in München keine Freunde gemacht haben, als er im Saisonendspurt dem FC Bayern mit ihren Rotationen Wettbewerbsverzerrung vorwarf.

Deutlich beliebter ist Stefan Effenberg. Immerhin führte er den FC Bayern im Jahre 2001 zum Champions League Titel. Der 47-Jährige hat ein gutes Verhältnis zu Rummenigge und Hoeneß. Dass er Fachkompetenz und rhetorisches Geschick mitbringt, steht außer Frage. Problem ist nur: Effenberg ist als Trainer beim SC Paderborn 07 grandios gescheitert. Ein Empfehlungsschreiben für den Rekordmeister sieht anders aus.

Oliver Kahn wäre eine denkbare Option

Bekannt ist allerdings, dass der FC Bayern München gerne ehemalige Spieler im Verein integriert. Geht man die Kader der vergangenen Jahre durch, kommen einige Optionen zum Vorschein. Zum Beispiel Oliver Kahn, der momentan als Fernsehexperte arbeitet. Der Ex-Torhüter wurde in den vergangenen Jahren häufig mit einer Funktion beim FC Bayern in Verbindung gebracht. Ein Posten als Sportdirektor wäre ein guter Einstieg.

Oder plant der FC Bayern München langfristig ohne Sportdirektor? Rummenigge macht nicht den Eindruck, zwingend einen neuen Mann zu benötigen. Bei einer Pressekonferenz verriet er: "Wir werden das bis auf Weiteres so weitermachen, wie wir das in den letzten Monaten schon machen mussten. Wir haben das auf mehrere Schultern verteilt. Wir werden in Ruhe eine Entscheidung treffen."

Man darf gespannt sein, wie diese Entscheidung aussehen wird.

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