Josip Stanisic ist einer der Gewinner der Saisonvorbereitung des FC Bayern München und erzielte beim Testspiel gegen Kawasaki Frontale den Siegtreffer. Vor wenigen Jahren schien es noch so, als wäre sein Traum vom Profifußball gescheitert.
Die meisten Stars des FC Bayern München galten bereits früh als Ausnahmetalente. Spieler wie
Stanisic dürfte bereits von den Erzählungen seines Vaters gewusst haben, dass vielversprechende Fußball-Karrieren scheitern können. Damir Stanisic war ebenfalls ein talentierter Fußballspieler und absolvierte als Teenager ein Probetraining beim FC Bayern. Dort wurde er allerdings abgelehnt. Daraufhin legte er seinen Fokus auf den beruflichen Werdegang und machte eine Ausbildung zum Automechaniker.
Möglicherweise war das ein Grund dafür, dass Sohnemann Stanisic sein Glück zunächst gar nicht beim FC Bayern versuchen wollte. "Während meiner Jugendzeit gab es ein paar Mal die Überlegung, dass ich zum FC Bayern gehe. Zunächst bin ich aber beim TSV 1860 geblieben, weil ich mir dort mehr Chancen ausgerechnet hatte, mich durchzusetzen", erzählt er im Interview mit der Vereinswebseite.
Im Nachwuchs von 1860 München aussortiert
Die Nachwuchsabteilung von 1860 München genießt einen guten Ruf. Spätere deutsche Nationalspieler wie Julian Weigl, Kevin Volland oder Lars und Sven Bender wurden ebenfalls dort ausgebildet. Für Stanisic allerdings erwies sich der Wechsel zu 1860 keineswegs als Glücksfall. In der C-Jugend wurde er nur noch selten eingesetzt und stieg mit seiner Mannschaft aus der höchsten deutschen Liga ab.
"In der U15 war ich körperlich etwas zurück", sagt Stanisic rückblickend über diese Phase seiner Karriere. "Als klar war, dass ich nicht bei 1860 bleiben werde, bin ich zu Fürstenfeldbruck gegangen, weil mein bester Kumpel dort gespielt hat. Ich wollte einfach Fußball spielen, bin aber trotzdem immer drangeblieben."
Die Chance auf eine Karriere im Profifußball schien damals gering zu sein. Auch wenn Stanisic rückblickend sagt: "Der Traum lebt natürlich immer." Stanisic hatte daraufhin das Glück, ausgerechnet ein Top-Spiel abzuliefern, als er von Talentsuchern beobachtet wurde.
"U17 haben wir mit Fürstenfeldbruck gegen Unterhaching gespielt, ich habe ein Tor und eine Vorlage bei einem 2:2 gemacht. Danach wurde ich zum Probetraining bei Bayern eingeladen - da war ich überglücklich. Nachdem ich zwei, drei Monate lang immer mal wieder mittrainiert habe, hat der Wechsel geklappt", erinnert er sich.
Stanisic hätte nie gedacht, so viel zu erleben
Im April 2021, vier Jahre nach dem damaligen Wechsel in die Jugendabteilung des FC Bayern, gab er sein Bundesligadebüt beim deutschen Rekordmeister. Bis heute hat der einzige gebürtige Münchner im Bayern-Kader insgesamt 41 Pflichtspiele absolviert und besitzt einen langfristigen Vertrag bis zum Sommer 2026. Zudem ist er kroatischer Nationalspieler und stand bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar beim Spiel um Platz 3 die kompletten 90 Minuten auf dem Platz.
"Vor zwei Jahren hätte ich niemals gedacht, dass ich in dieser Zeit so viel erleben werde. Natürlich gibt es immer Aufs und Abs, unter anderem mit einigen Verletzungen, die ich hatte. Aber alles in allem waren die vergangenen Jahre extrem positiv", sagt er. "Dass ich einmal für die Nationalmannschaft spielen würde, hätte ich mir ein paar Monate zuvor niemals erträumt, weil ich zu dem Zeitpunkt noch bei den Amateuren gespielt habe."
Stanisic setzt auf Fleiß und Ehrgeiz
Fleiß und Ehrgeiz bezeichnet Stanisic als seine wichtigsten Erfolgsfaktoren. "Ohne diese zwei Komponenten kann man es im Profifußball nicht schaffen, außer man ist ein riesiges Talent. Das war bei mir nicht zwingend der Fall und deswegen musste ich über andere Attribute kommen", sagt er.
Ob es ihm mit diesen Eigenschaften gelingen wird, sich beim FC Bayern sogar einen Stammplatz zu erkämpfen? Bislang kam er über die Rolle des Ergänzungsspielers kaum hinaus. Sollte der FC Bayern den potenziellen Wunschspieler Kyle Walker von Manchester City verpflichten können, würde der Konkurrenzkampf noch weiter zunehmen.
Die Saisonvorbereitung scheint für Stanisic allerdings gut zu verlaufen. Am Samstag erzielte er beim Testspiel gegen Kawasaki Frontale den Siegtreffer zum 1:0. Danach sagte er über den internen Konkurrenzkampf: "Ich versuche einfach, dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Wie der Trainer sich dann am Ende entscheidet, liegt dann nicht in meiner Verantwortung."
Stanisic hat in seiner jungen Karriere jedenfalls bewiesen, Widerstände überwinden zu können.
Quellen
- Mixed Zone Interview nach dem Spiel Bayern München gegen Kawasaki Frontale
- fcbayern.com: Josip Stanišić: „Mein Mindset lautet: Ich bin da!“
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