Seit zwei Monaten ist Max Eberl Sportvorstand des FC Bayern München. Viele Erfolge hat er in dieser Zeit nicht vorzuweisen, dafür umso mehr Enttäuschungen. Das hat Gründe.
Max Eberl hat es nicht leicht in seinem neuen Job. Seit er am ersten März als neuer Sportvorstand des FC Bayern München eingeführt wurde, brennt der Baum an der Säbener Straße fast durchgängig. Erste mutmachende Erfolgserlebnisse konnte
Eberls Problem: Sein Starttermin, der 1. März 2024, war wohl einer der schlechtesten, die sich ein Sportvorstand für einen Neubeginn beim FC Bayern hätte wählen können. Zu spät, um in der diesjährigen Bayern-Krise noch aktiv eingreifen und für eine Wende sorgen zu können; zu früh aber, um nicht selbst den Scherbenhaufen aufkehren zu müssen.
Dabei schien die Frage zunächst doch nur zu sein, welches der Trainer-Toptalente Eberl im nächsten Jahr für den FC Bayern gewinnen kann. Der zurzeit von allen umworbene
Bayern-Führung macht es Max Eberl schwer
Dementsprechend wenig tut sich aktuell auch auf dem Transfermarkt. Mit Nachwuchstalent Nestory Irankunda von Adelaide United steht bislang nur ein Neuzugang für die neue Saison fest, dieser war aber bereits vor Eberls Amtseinführung fix. Den so oft geforderten Umbruch kann Eberl eben nur dann durchführen, wenn er weiß, in welche Richtung dieser führen soll. Auch hier steht der neue Sportvorstand in einer wichtigen Saisonphase vor einem Dilemma: Wie soll man einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen, wenn dafür noch gar kein Trainer feststeht?
Abgesehen davon tut sich Eberl noch schwer, sich im etwas überfüllten Führungs-Konglomerat des FC Bayern einzuordnen und die nötige Ruhe in die sportliche Arbeit des Vereins zu bringen. Die Vorgesetzten Hainer, Dreesen, Hoeneß und Rummenigge sowie Sportdirektor Christoph Freund - es sind viele Namen, die in München in irgendeiner Form etwas zum Tagesgeschäft zu sagen haben oder sagen wollen. Nicht immer zur Freude von Eberl, den es etwa sicher nicht gefallen haben wird, wie Uli Hoeneß Rangnick noch vor dessen vermeintlicher Einstellung als dritte Wahl abgekanzelt hatte.
Eberl muss Überzeugungsarbeit leisten
Zusammen mit dem Wissen, dass Tuchels Vorgänger Nagelsmann auch deshalb gehen musste, weil mit Tuchel eine für besser befundene Alternative verfügbar war, wirft dies kein gutes Licht auf das Traineramt beim FCB. Wenn es in München kriselt, so der Eindruck, ist ein neuer Trainer und öffentlicher Druck der Bayern-Bosse nicht weit. Gerade falls Alonso im nächsten Jahr einen neuen Verein suchen wird, erscheint es nicht gerade erstrebenswert, als Wunschtrainer Nummer vier für die Bayern zu arbeiten.
Eberl muss dem künftigen Trainer deshalb klar das Gefühl geben, dass das nicht so ist und dafür auch die redefreudigen Akteure im Verein zügeln. Dafür braucht es Persönlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit - noch viel mehr, als das bei seinen bisherigen Stationen der Fall war. Und im Gespann mit einem erfolgreichen und im Verein etablierten Trainer lassen sich auch mögliche Top-Neuzugänge wieder besser locken.
Bisher ist ihm das nicht gelungen. Oder doch? "Auf einmal gehen Türen auf, wo du gedacht hast vor drei Wochen, die sind unmöglich", hatte Eberl den Journalisten nach der 1:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart gesagt. Ob es also doch noch eine unerwartete Wendung gibt? Zu hoffen wäre es für den neuen Sportvorstand. Nach zwei Monaten im Amt wird es Zeit für das erste Erfolgserlebnis.
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