Der FC Bayern hat mit dem 1:0 gegen Union Berlin die Pflichtaufgabe erfüllt, spielerisch allerdings nicht überzeugt. Besonders Leroy Sane bekommt viel Kritik ab. Hinzu kommt, dass ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison die Verletzungsprobleme zunehmen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Es war mehr Erleichterung und weniger Freude, als das Spiel des FC Bayern München gegen Union Berlin vorüber war. Drei Tage nach der enttäuschenden 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen gelang zwar der erhoffte Sieg. Doch der 1:0-Triumph ließ viele Fragen offen.

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"Es war ein wichtiger und souveräner Sieg", sagte Mittelfeldspieler Leon Goretzka. "Wichtig war, dass wir eine Reaktion zeigen nach der Niederlage. Das alles Entscheidende war, dass wir heute gewinnen. Dass nicht alles perfekt läuft, ist klar. Es war ein ordentliches Spiel, eine solide Leistung." Dies sahen allerdings nicht alle so.

Pfiffe zur Halbzeit

Als der Halbzeitpfiff ertönte, wurde der FC Bayern von den eigenen Fans ausgepfiffen. Der deutsche Rekordmeister hatte bis dahin zwar rund 74 Prozent Ballbesitz (72 Prozent über das gesamte Spiel), konnte gegen die tiefstehenden Berliner jedoch kaum Chancen kreieren.

"Sie machen mit dem Ballbesitz zu wenig. Das ist zu behäbig, wie sie den Ball zirkulieren lassen", sagte der sky-Experte Thomas Hitzlsperger in der Pause. "Sie müssen wirklich brennen, aber man sieht davon nichts. Das ist keine Reaktion nach Bremen. Das ist ein Stück weit enttäuschend."

Die Antwort folgte prompt: Nur 33 Sekunden nach Wiederanpfiff gelang Raphaël Guerreiro der Führungstreffer zum 1:0. Auffällig blieben dennoch die Ungenauigkeiten im Spiel des FC Bayern. Flanken und Eckbälle landeten vielfach irgendwo im Nirgendwo. "Die Flanken waren nicht präzise genug", merkte auch Tuchel an. Insgesamt hätte er sich "ein paar präzisere Schüsse in der 1. Halbzeit" gewünscht.

Zudem bleibt die Mannschaft anfällig für schnelle Gegenangriffe. Glück für Bayern: In der 72. Minute ließ der Berliner Kevin Behrens eine Großchance ungenutzt. Tuchel gab zu, dass es in dieser Situation auch einen Elfmeter gegen den FC Bayern hätte geben können. Überhaupt ging die Spielkontrolle im Verlaufe der 2. Halbzeit wieder verloren. "Es gab einen Bruch in der Energie und wurde langsamer", so Tuchel.

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Bankplatz für Davies, Kritik für Sane

Der Heimsieg täuscht somit nicht darüber hinweg, dass mehrere Spieler des FC Bayern in einem Formtief stecken. Der Linksverteidiger Alphonso Davies wurde auf die Bank gesetzt, nachdem er in den vergangenen Wochen oftmals enttäuscht hatte. Und auch der in der Hinrunde teilweise so stark aufspielende Leroy Sane findet nicht zu seiner Form zurück.

Hitzlsperger fand klare Worte über den deutschen Nationalspieler: "Jeder Trainer und Spieler, der ihn sieht, denkt: Wahnsinnspotenzial, sensationell. Dann blitzt es auf, dann wieder nicht. Da denkt man: Was ist los? Warum muss man so viel Zeit und Mühe aufwenden, damit er funktioniert? Das ist schade. Wir haben alle gesehen, dass der Junge Weltklasse ist. Aber man hat den Eindruck, er ist nur Weltklasse, wenn er Bock hat. Und das kann nicht sein."

Upamecano, Laimer und Kimmich erschweren Verletzungssorgen

Hinzu kommt, dass sich der personelle Engpass des FC Bayern zu verschlimmern droht. Der Innenverteidiger Dayot Upamecano musste gegen Berlin verletzungsbedingt ausgewechselt werden. "Es ist eine Faserverletzung der Oberschenkel-Rückseite. Es ist eine Sache von Wochen, nicht von Tagen. Das ist extrem bitter für Upa und für uns. Er ist seit vielen Wochen in absoluter Topform", sagte Tuchel.

Auch Konrad Laimer erlitt eine Blessur an der Wade, Joshua Kimmich an der Schulter. Ob die beiden Mittelfeldspieler ausfallen könnten, ließ sich noch nicht absehen. Zudem lässt das Comeback von Serge Gnabry auf sich warten. Laut einem Bericht vom "kicker" wird der an einer Muskelsehnenverletzung laborierende Offensivspieler frühestens Anfang März zurückkehren.

Schwierige Aufgaben in der Bundesliga und Champions League

Die nächsten Aufgaben des FC Bayern sind nicht zu unterschätzen: Am Samstag findet das Auswärtsspiel beim FC Augsburg statt, ehe der "Angstgegner" Borussia Mönchengladbach in München zu Gast sein wird. Zur Erinnerung: Nur eines der letzten sechs Spiele gegen Gladbach konnte Bayern gewinnen.

Darauf folgen das möglicherweise vorentscheidende Topspiel gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen, die vier Punkte mehr auf dem Konto haben als der FC Bayern, und das Champions-League-Achtelfinale gegen den italienischen Verein Lazio Rom.

Hitzlsperger sieht noch viel Luft nach oben: "Das Gegenpressing haben sie verbessert. Aber man hat noch zu oft gespürt, dass die Mannschaft nicht stabil genug ist. Es gibt zu viele Wechsel. Es ist nicht klar, was der andere macht. Sie haben noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie diese Saison erfolgreich sein wollen."

Quellen

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