Das 2:3 in Heidenheim war mehr als eine Blamage für den Rekordmeister. Die sechste Saisonniederlage entlarvt den schleichenden Niedergang seit dem Champions-League-Sieg 2020.
Bundesliga-Tabellen erzählen nicht immer die ganze Wahrheit. Die eine Wahrheit über den FC Bayern München sieht seit dem 2:3 von Heidenheim so aus: nur Tabellenzweiter mit jetzt 16 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen und punktgleich mit dem Drittplatzierten VfB Stuttgart. Sechs Niederlagen hat Bayern in dieser Bundesliga-Saison schon kassiert. Sechs!
Die andere Wahrheit erzählt Erstaunliches: Bayern hat nach dem 28. Spieltag 60 Punkte auf der Habenseite - und damit genau einen Punkt mehr als zum selben Zeitpunkt in der Vorsaison, als am Ende 71 Punkte zur Deutschen Meisterschaft reichten. Die Verbesserung um ein Pünktchen ist ein schwacher Trost. Für den Rekordmeister ist ein verlorener Titelkampf genau das: ein Desaster.
Man kann das Zahlenspiel auf die Spitze treiben und die Frage stellen: Was hat die 100 Millionen Euro teure Jahrhundert-Verpflichtung des englischen Torjägers
Unterm Strich darf man deshalb festhalten: Die millionenschweren Investitionen zu Saisonbeginn haben die Bayern zwar um einen Punkt und zwei Tore verbessert - aber nicht so wirksam, um nach den Leistungsexplosionen von Bayer Leverkusen und VfB Stuttgart mitzuhalten. Der FC Bayern hat in seiner Entwicklung den Anschluss verloren. Und jetzt kommt das Entscheidende: Es liegt nicht am Geld.
In den vergangenen fünf Jahren haben die Bayern-Bosse eine Viertelmilliarde in die Mannschaft gepumpt. Exakt 242.300.000 Euro. Mehr als jeder andere deutsche Verein. Während Borussia Dortmund und RB Leipzig Transferüberschüsse erzielten (oder erzielen mussten), ignorierte der Serienmeister Corona und Vernunft.
Schleichender Zerfall der Mannschaft
Man konnte es sich ja leisten und wurde durchgehend mit der Meisterschale belohnt. Der Zerfall der großen Mannschaft, die 2020 die Champions League gewann, passierte schleichend. Zuerst unglückliches, später vorhersehbares Scheitern im Europapokal, ständig Trainerwechsel, verzweifelte Befreiungsschläge auf dem Transfermarkt. Der letzte Pokalsieg ist auch schon vier Jahre her.
Wenn aber Geld da ist, das falsch investiert wird, ist die Ursache für die sinkende Leistungskurve offensichtlich: Bayern München hat ein Management-Problem und kein Trainerproblem. Der Kader, so teuer er auch ist (Marktwert 929,5 Millionen Euro), funktioniert halt nicht. Man könnte jetzt alles den alten Vorständen Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić in die Schuhe schieben. Aber das wäre zu einfach.
Ausgaben in dieser Höhe werden grundsätzlich vom Aufsichtsrat abgesegnet, wo Herbert Hainer und Uli Hoeneß das Sagen haben. Vielleicht haben sie sich bei den Verpflichtungen von großen Namen blenden lassen. Vielleicht haben sie auch übersehen, dass eine Mannschaft mehr ist als die Sammlung von elf prominenten Spielern. Leroy Sané zum Beispiel hat seine 50 Millionen Euro Ablöse plus Gehalt nie zurückgespielt.
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Der neue Sportvorstand Max Eberl hat schon recht, wenn er sagt: "Ich habe großen Respekt vor Heidenheim, weil die gezeigt haben, wie Fußball funktioniert. Fußball ist ein ganz einfaches Spiel. Zwei Tore, ein Ball, Moral und Laufbereitschaft und einfach versuchen, alles auf den Platz zu bringen. Und das tun wir nicht." Da setzt die alles entscheidende Zukunftsfrage an: Warum eigentlich nicht?
Meister wird der 1. FC Heidenheim ganz sicher nie werden. Aber die 2,3 Millionen Euro, die der Aufsteiger vor der Saison in den Kader gesteckt hat, haben gereicht, um Bayern München am Samstag eine peinliche Niederlage beizubringen. In Gedanken mag der noch amtierende Meister beim Arsenal-Spiel am Dienstag in der Champions League sein. Aber Königsklasse ist noch das kleinste Problem, das er hat.
Über den Autor
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