Bayerns Torhüter Daniel Peretz wurde im Champions-League-Spiel gegen Schachtjor Donezk kaum geprüft. Trotzdem erhält der Israeli jede Menge Lob. Dennoch könnten die Bayern auf der Torhüter-Position ein Problem bekommen.

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Daniel Peretz konnte einem fast schon leidtun. Nach zwei Gegentoren bei zwei Torschüssen in der Bundesliga gegen den 1. FC Heidenheim klingelte es auch am Dienstag bereits beim ersten Versuch. Der 24-Jährige streckte sich vergeblich, als Kevin nach fünf Minuten ins lange Eck zielte und Schachtjor Donezk im Champions-League-Spiel gegen den FC Bayern früh in Führung brachte. Immerhin: Der Abend, der auf Schalke unschön begann, endete mit dem Münchner 5:1-Sieg versöhnlich. Für Peretz aber irgendwo auch unbefriedigend.

Denn gegen offensiv harmlose Ukrainer hatte der israelische Nationaltorhüter kaum Gelegenheiten, sich wirklich auszuzeichnen und so zu zeigen, warum ihn die Bayern im Sommer 2023 für fünf Millionen Euro von Maccabi Tel Aviv verpflichtet haben. In der ersten Halbzeit tauchte Schachtjor erst kurz vor der Halbzeit wieder gefährlich vor seinem Tor auf, wobei Peretz in der Szene Glück hatte, dass Giorgi Sudakov aus kurzer Distanz neben das Tor schoss.

Starke Parade in der Schlussphase

Nach dem Seitenwechsel zeigte Peretz bei einem Eckball eine kleine Unsicherheit, als er den Ball nur unzureichend wegfaustete. In der Schlussphase rettete er dafür stark gegen Pedrinho, als er schnell abtauchte und dessen Schuss um den Pfosten lenkte. Insgesamt war es ein unaufgeregter Auftritt, aber eben auch einer ohne die ganz großen Erkenntnisse.

Soll heißen: Ob Peretz ein adäquater Ersatz für Manuel Neuer ist, konnte er noch nicht nachhaltig unter Beweis stellen. Neuer fällt wegen eines Rippenbruchs mindestens bis zum Jahresende aus. Zwei Chancen hat Peretz also noch: am kommenden Samstag beim FSV Mainz 05, sechs Tage später dann im Heimspiel gegen RB Leipzig.

Geht es nach Sportvorstand Max Eberl, gibt es aber keinerlei Bedenken, denn Peretz sei ein "herausragender Vertreter" der Nummer eins, betonte Eberl unmittelbar vor dem Spiel bei Amazon Prime Video. Auch Konrad Laimer hatte in der Mixed Zone nach der Partie nur lobende Worte für den Keeper. "Das war sehr souverän. Er ist ein sehr guter Torwart und ein guter Typ. Er beweist das immer wieder", sagte Laimer.

Keine Neuer-Kopie

Auch dank Neuer übrigens. Peretz hatte zuletzt nach dem Heidenheim-Spiel verraten, dass er zu dem früheren Nationaltorhüter einen sehr guten Kontakt pflegt. "Wir sind wirklich gute Freunde und gute Kollegen. Wir pushen uns gegenseitig, um besser zu werden, und er hilft mir mit seiner Erfahrung sehr", sagte der 24-Jährige, für den Neuer auch ein Vorbild ist.

Eine Kopie des früheren Welttorhüters wird man beim FC Bayern deshalb aber nicht sehen. "Manu kann sowieso keiner kopieren", stellte Laimer klar: "Egal, wie man das versuchen will. Jeder muss einen eigenen Spielstil finden. Genau das macht er unaufgeregt und genau das braucht man, wenn man die Chance bekommt." Auch Bayern-Trainer Vincent Kompany "würde nie von einem Spieler verlangen, eine Kopie eines anderen zu sein".

Holt der FC Bayern noch einen Torhüter?

Trotz allem ist die Torwart-Situation bei den Bayern knifflig. Denn da nicht nur Neuer ausfällt, sondern seit einiger Zeit aus persönlichen Gründen auch Sven Ulreich, standen gegen Donezk als Ersatz die Youngster Max Schmitt (18) und Leon Klanac (17) im Kader.

Würde sich Peretz verletzten, könnten die Bayern daher schnell ein Problem bekommen, denn hinter Neuer, Peretz und Ulreich klafft eine Lücke, sowohl qualitativ als auch von der Erfahrung her. Ja, dafür müsste viel zusammenkommen, aber die Bayern erleben gerade, wie schnell es manchmal gehen kann, auch wenn man auf der Position eigentlich dreifach besetzt ist.

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Doch trotz der potenziellen Unsicherheit will der Rekordmeister im Winter nichts auf dem Transfermarkt machen. Die "Bild" hatte berichtet, die Münchner würden über die Verpflichtung eines neuen Torhüters nachdenken. Eberl wies dies zurück. "Wir haben gar keine Sorge", versicherte er: "Außerdem wird Manu zurückkommen. Klar ist eine Rippe bei einem Torwart doof, aber Manu ist noch immer einer der besten Torhüter der Welt."

Für Peretz ist vor allem der Sieg wichtig

Welches Potenzial Peretz hat, zeigt er regelmäßig im Nationaltrikot. Bei den Bayern kann er es in den verbleibenden beiden Bundesliga-Spielen in diesem Jahr unterstreichen. Er kann mit guten Leistungen sein Standing im Kader – eigentlich ist er nur die Nummer drei hinter Neuer und Ulreich - stärken. Gleichzeitig könnte er sich in Position bringen, was ein mögliches Leihgeschäft im Sommer angeht, je nachdem, wie die Zukunft der Konkurrenten Neuer und Ulreich aussieht. Peretz will fraglos mehr Spielzeit, die Partie gegen Donezk war erst sein fünfter Pflichtspiel-Einsatz.

Peretz selbst weiß, dass im Fußball "alles dynamisch" ist, wie er nach Heidenheim auf die Frage, ob er sich eine Leihe im Sommer vorstellen könne, erklärte. Wobei es für ihn am Dienstag vor allem wichtig war, dass die Bayern mit dem Sieg gegen den ukrainischen Meister weiter auf Kurs sind und die direkte Qualifikation für das Achtelfinale in Reichweite ist.

"Natürlich ist es wichtig, man sieht an der Tabelle, dass sich im neuen System der Champions League, sich an jedem Spieltag alles ändern kann", sagte er bei Bayern-TV. "Wir müssen also in jedem Spiel unseren Job machen und gewinnen. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben und wir müssen auch das nächste Spiel gewinnen." In der Champions League dann aber wohl wieder ohne ihn.

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