- Der FC Bayern schien die Probleme im Spiel gegen den Ball unter Julian Nagelsmann in den Griff zu bekommen
- In den letzten drei Partien kassierte die Mannschaft aber neun Gegentore.
- Was sind die Gründe für die Probleme?
Die Definition von Perfektion ist wie so vieles im Leben Ermessenssache.
Lewandowskis fleißiger Zuarbeiter
Abgesehen davon, dass Gnabry das Ziel des Spiels offenbar sehr gut verstanden hat, war das eine doch recht bemerkenswerte Aussage für die auf Kontrolle und Perfektion getrimmten Bayern. Zwar sind die Zeiten des Langeweile-Meisters FC Bayern längst vorbei, die düsteren Zeiten in den 80er- und 90er-Jahren, als die Giganten aus München ihre Gegner im Olympiastadion stets früh schockten, das Spiel dann verwalteten und gegen Ende dann halt noch ein Tor oder zwei nachlegten.
Seit
Julian Nagelsmann: "Die letzten Wochen waren zu wild"
"Wir haben sechs Offensivspieler auf dem Feld, teilweise sogar sieben", sagte
"Die letzten Wochen waren zu wild, wir hatten nicht so die Kontrolle", sagte Nagelsmann weiter, der aus seiner Quarantäne bereits angemahnt hatte: "Wir lassen in zu vielen Spielen zu viele Torchancen zu. Es ist zu leicht. Es geht darum, wieder die letzten Schritte zu machen. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass unsere Abwehr wie bis vor dem Gladbach-Spiel alles wegverteidigt."
Das angesprochene Gladbach-Spiel (0:5 im DFB-Pokal) war eine Zäsur. Erstmals legte ein Bayern-Gegner dabei schonungslos die großen Löcher im Verbund auf und auch die gruppentaktischen und individuellen Fehler.
In den letzten drei Spielen lautet das Torverhältnis der Bayern 10:9 - zu den fünf Gegentoren in Gladbach gesellten sich jeweils zwei gegen Union Berlin und nun gegen Benfica. Das deutet auf wilde Spiele hin und erinnert an Nagelsmanns Phasen bei seinen ehemaligen Arbeitgebern. In Leipzig und in Hoffenheim waren Nagelsmann-Mannschaften durchaus berüchtigt für teilweise enthemmte Veranstaltungen, ein 5:4 oder 4:3 oder überhaupt mehr als sechs Tore pro Partie waren keine große Seltenheit.
Viele kleine Baustellen
Der FC Bayern ist aber immer dann am stärksten, wenn er neben seiner brachialen Offensivwucht auch die nötige Kontrolle über die Spiele behält. Dann erdrücken die Münchener ihre Gegner förmlich. Geht es viel hin und her, wird es hektisch und unübersichtlich, lassen sich die Bayern - so wie aktuell zu oft der Fall - auf das in der Regel niedrigere Niveau ihrer Kontrahenten ziehen und verlieren dann und wann schlicht den Überblick.
Die Mannschaft ist dann in zwei Spielphasen besonders anfällig: Wenn das Gegenpressing nicht aktiv und geschlossen agiert und sich der Gegner rauslösen und dann schnell Tiefe finden kann. Und bei Standardsituationen.
Dazu kommen ein paar individuelle Fehler zu viel und die Erkenntnis, dass selbst die Besten der Besten nicht unfehlbar sind. Und der eine oder andere nicht mehr so ganz die Form aus den ersten Spielen der Saison hat. Besonders die Innenverteidiger, die in der Frühphase der Saison noch die eine oder andere brenzlige Situation löschen konnten, haben ein wenig zu kämpfen.
Und Manuel Neuer, der den Bayern schon zigfach Spiele gewonnen hat, ist nicht unfehlbar. Patzer wie gegen Frankfurt oder zuletzt in Berlin ist man vom Welttorhüter gar nicht mehr gewohnt.
Kahns Einschätzung wird konterkariert
Und so konterkarieren viele kleine Details die Vermutung, die Bayern verteidigten jetzt, mit Nagelsmann an der Seite, wieder konzentrierter und besser als unter dessen Vorgänger Hansi Flick. "Wir haben zu viele Gegentore in den vergangenen beiden Jahren bekommen", analysierte Vorstandschef Oliver Kahn in einem Interview. "Die Mannschaft kann nun wieder zu Null spielen, was die Basis für erfolgreichen Fußball ist." Kahns Sätze fielen Ende September, seitdem kassierten die Bayern zwölf Gegentore in sieben Spielen.
Lässt man die Partie gegen den fünftklassigen Bremer SV im DFB-Pokal außen vor, haben die Bayern in 16 Pflichtspielen erst sechs Mal zu Null gespielt. Das ist eine ordentliche, aber keine gute oder gar sehr gute Bilanz. Am Samstag wartet auch deshalb eine schwere Aufgabe auf die Bayern.
Der SC Freiburg stellt nicht nur mit sieben Gegentoren die beste Defensive der Liga. Christian Streichs noch ungeschlagene Mannschaft ist auch so kühl und effizient vor dem gegnerischen Tor wie keine andere Mannschaft der Liga. Aus einem Wert von nur rund 13 xGoals ("expected goals"), also der Zahl erwartbarer Tore nach (Groß-)Chancen, hat Freiburg bereits 17 Treffer erzielt. Und fast die Hälfte dieser Tore (acht) hat Freiburg nach einem Standard erzielt.
Verwendete Quellen:
- Spox.com: FC Bayern München steht vorzeitig im CL-Achtelfinale: Wild wie nie
- Spox.com: FC Bayern, News und Gerüchte - Kahn kritisiert Abwehrarbeit unter Flick: "Können jetzt wieder zu Null spielen"
- Kicker.de: Bayern nur Dritter: Die "xGoals"-Tabelle der Bundesliga
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.