Regelmäßig und in letzter Zeit immer häufiger schockiert TV-Experte Didi Hamann seinen Ex-Klub Bayern München mit gewagten Thesen, spitzen Bemerkungen und kraftvollen Sprüchen. Als Champions-League-Sieger hat sein Wort Gewicht. Am Sonntag pustete er bei Sky die Behauptung in den Raum, Bayern-Trainer Thomas Tuchel sei beim FC Bayern "das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann". So ist Didi Hamann: ein Provokant, der mit Worten ins Herz sticht.
Er ist seit August 50 Jahre alt und konnte seiner erfolgreichen Spielerkarriere keine Laufbahn als Trainer oder Funktionär anhängen. Lieber ist er 50 Prozent von dem, was die älteren Zuschauer aus der Muppet-Show kennen: Waldorf oder Statler, ganz egal - einer, der oben auf dem Theaterbalkon sitzt und alle Vorgänge auf der Bühne sarkastisch kommentiert. Das ist seine Rolle: Aus dem Sky-Studio in Unterföhring be- und verurteilt er die Bundesliga im Allgemeinen und die Bayern im Besonderen.
Gestern platzte dem FC Bayern der Kragen. In einer Pressemitteilung attackierte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen seinen Kritiker oben auf dem Balkon, ohne seinen Namen zu nennen. Er unterschrieb mit Sportdirektor
Bei einem Fantreffen in Heidenheim war
Bayern-Bosse pushen Hamann nur mehr
Bayern-Boss Dreesen richtete in Tuchels Namen aus: "Ebenso beantwortete er allgemeine Fragen der Fans zu Spanien als Fußballland. Er sprach niemals über Xavi Hernández und dessen Nachfolge, wie danach fälschlich behauptet wurde." Trotz Dementi:
Denn die Bayern-Bosse können jetzt noch so heftig mit dem Fuß aufstampfen: Mit ihrer Stellungnahme machen sie Didi Hamann nur noch bedeutender. Denn offenbar verfehlt er sein Ziel nicht: Seine Kritik trifft die Bayern so unvermittelt hart, dass sie sich zum Kontern gezwungen sehen, schriftlich und in aller Form. Man kann auch behaupten: Wäre alles falsch, was Didi Hamann sagt, könnte man ihn ignorieren. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ihr ehemaliger Mittelfeldspieler nicht dem Drehbuch folgt.
Und es ist nicht so, dass Hamann mit seinen Einschätzungen immer richtig liegt. Torjäger Robert Lewandowski hat er mal die Klasse abgesprochen, bevor derselbe Lewandowski Rekorde aufstellte. Aber das ist sein Geschäftsmodell: Er produziert Futter für den Stammtisch. Schlagzeilen sind nichts Schlimmes: Der Fußball lebt davon, dass er an jedem Stammtisch zerpflückt werden kann. Dass ausgerechnet der Klub von Uli Hoeneß das anprangert, der FC Hollywood, ist schon verwunderlich: Derselbe FC Bayern ist selbst ein Meister darin.
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Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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