Konrad Laimer passt mit seinen Fähigkeiten perfekt zur Spielweise des neuen Bayern-Trainers Vincent Kompany. Und doch stellt sich die Frage, ob es für den Österreicher beim FC Bayern überhaupt noch einen Platz gibt.

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Konrad Laimer brauchte etwas Zeit, um die Europameisterschaft zu verarbeiten. "Erst war es toll mit dem Gruppensieg vor Frankreich und den Niederlanden. Am Ende war es ein bitteres Ausscheiden im Achtelfinale gegen die Türkei. Das hat sehr wehgetan", sagte der österreichische Nationalspieler in einem Interview, das auf der Webseite des FC Bayern veröffentlicht wurde.

"Ich konnte die ersten Nächte nicht gut schlafen", gab der 27-Jährige zu. "Mir gingen einzelne Spielsituationen immer wieder durch den Kopf – und dann fragst Du Dich mitten in der Nacht: Wieso? Warum? Weshalb? Manchmal schaue ich mir dann die Spiele nochmal an, um aus den Szenen zu lernen. Aber auch damit kann man es nicht mehr rückgängig machen."

Unter Tuchel war Laimer in den wichtigen Spielen gesetzt

Umso wichtiger ist es, den Fokus wieder auf den FC Bayern zu richten. Verlief die vergangene Saison für den deutschen Rekordmeister enttäuschend, so war Laimer dennoch einer der wenigen Gewinner. Ablösefrei von RB Leipzig verpflichtet, entwickelte er sich unter Ex-Trainer Thomas Tuchel zum Stammspieler. Er absolvierte 43 Pflichtspiele und stand 28 Mal in der Startelf. Vor allem in den wichtigen Spielen der Champions League war Laimer gesetzt und stand bei elf Einsätzen achtmal in der Anfangsformation.

Nun gilt es, sich unter dem neuen Coach Vincent Kompany diesen Status erneut zu erarbeiten. Laimer lobte die Vorgaben des Trainers: "Er hat eine sehr klare Idee, wie wir defensiv und offensiv Fußball spielen sollen. Das sauge ich auf, auch alle seine Ideen zum Umschaltspiel. Wir lernen Training für Training mehr, können unglaublich viel von ihm mitnehmen."

Laimers Stärken passen zu Kompanys Forderungen

Kompany fordert von seinen Akteuren eine hohe Intensität. Alle Spieler sollen mutig und im Mann-gegen-Mann nach vorne verteidigen, wenn sich der Gegner im Ballbesitz befindet. Dies passt grundsätzlich gut zu der Spielweise von Laimer.

"Diese Eins-gegen-Eins-Situationen, die will ich auf keinen Fall verlieren – egal gegen wen und wo auf dem Platz", sagte er. "Dieses Gefühl ist immer da: Ich will den Ball entweder auf keinen Fall verlieren – oder um jeden Preis gewinnen. Seit ich denken kann, ist das so."

So gut die Spielweise von Laimer zu den Vorgaben von Kompany passen mag, so heiß ist auch der Konkurrenzkampf auf den möglichen Positionen. Ausgerechnet im zentralen Mittelfeld und auf der Position des Rechtsverteidigers, wo Laimer vorzugsweise eingesetzt wird, kamen neue Konkurrenten hinzu.

Palhinha verschärft Konkurrenzkampf im Mittelfeld

Für das Mittelfeld wurde João Palhinha für eine Ablöse von rund 50 Millionen Euro vom FC Fulham verpflichtet. Der Portugiese soll als Abräumer für eine defensive Stabilität sorgen und dürfte daher gesetzt sein. Sofern Kompany in einer 4-2-3-1-Formation spielen lässt, bleibt lediglich ein freier Platz neben ihm. Und der ist heiß umkämpft.

Joshua Kimmich scheint unter Kompany nicht als Rechtsverteidiger eingeplant zu sein, sondern in das Mittelfeld zurückzukehren. Weitere mögliche Spieler für diese Position wären Aleksandar Pavlović, Raphael Guerreiro und Leon Goretzka.

Stanisic und Boey als Konkurrenten in der Rechtsverteidigung

Und wie sieht es in der Rechtsverteidigung aus? Nicht wesentlich besser. Josip Stanisic ist nach seiner Ausleihe von Bayer Leverkusen zurückgekehrt und begann beim Testspiel am Samstag gegen Tottenham Hotspur (Endstand 3:2) auf dieser Position. Beim vorherigen Test gegen selbigen Gegner (Endstand 2:1) stand Sacha Boey in der Startelf, der erst im Januar für eine Ablöse von rund 30 Millionen Euro verpflichtet wurde.

Boey erlebte beim FC Bayern ein schwieriges und verletzungsgeplagtes erstes Halbjahr, doch Kampany weiß seine Qualitäten als Zweikampf- und laufstarker Außenverteidiger offenbar zu schätzen. Wie kürzlich die "Bild" berichtete, wollte Kompany Boey als Trainer des FC Burnley schon einmal verpflichten.

Kimmich könnte Laimer besonders gefährlich werden

Als wäre das nicht schon Konkurrenz genug, besteht immer die Möglichkeit, dass Kimmich doch wieder vom Mittelfeld auf die Position des Rechtsverteidigers zurückgeschoben wird. Schließlich dürfte er diese Position auch in der deutschen Nationalmannschaft weiter einnehmen. Kimmich, der sich vor einem Jahr noch ganz klar als Sechser im Mittelfeld definierte, scheint für beides offen zu sein.

"Bisher habe ich nur im zentralen Mittelfeld trainiert und gespielt. So ist auch erst einmal der Plan", sagte Kimmich kürzlich gegenüber "Sky" – fügte dann allerdings hinzu: "Generell weiß er (Kompany, Anm. d. Red.), weiß ich, wissen wir alle, dass ich beide Positionen spielen kann. Wo es dann am Ende ist, entscheidet der Trainer."

Das heißt also: Kimmich kann ausgerechnet die beiden Positionen einnehmen, für die auch Laimer ein Kandidat wäre.

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Laimer will "endlich wieder auf dem Platz stehen"

Kompany und Laimer stehen somit vor einem möglichen fußballerischen Dilemma. Laimer mag grundsätzlich der richtige Spielertyp für den Trainer sein. Doch ob er nun als Mittelfeldspieler oder als Rechtsverteidiger agieren soll: Der Konkurrenzkampf ist so groß, dass ihm eine schwierige zweite Spielzeit in München droht.

Seine Vorfreude auf die Saison scheint darunter allerdings nicht zu leiden. "Wenn ich aus dem Urlaub komme, dann kribbelt es überall und ich habe so Lust, endlich wieder auf dem Platz zu stehen, Fußball zu spielen", sagte er im Interview. "Ich möchte mich jederzeit als Spieler weiterentwickeln – und mit der Mannschaft erfolgreich sein."

Die Frage ist nur, wie oft er von Kompany die Gelegenheit dazu bekommt.

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