Die Anzeichen verdichten sich: Beim Rekordmeister ist kein Platz mehr für den Mittelfeld-Strategen. Leon Goretzka sollte einsehen: Seine Zukunft liegt im Ausland.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Mittelfeldspieler Leon Goretzka hat sich nichts vorzuwerfen. In 221 Pflichtspielen beim FC Bayern hat er 40 Treffer erzielt und 46 Tore vorbereitet. Das sind bessere Werte als bei seinem Ex-Klub Schalke 04, wo er Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld war.

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Im Haifischbecken Bayern München hat er seit 2018 geliefert, sein Pokalschrank ist prall gefüllt. Fünf Meisterschaften, zwei DFB-Pokalsiege und 2020 sogar der Gewinn der Champions League: Goretzka war immer mittendrin statt nur dabei.

Trotzdem will der FC Bayern den 29-Jährigen loswerden. Sportvorstand Max Eberl sendet eindeutige Signale. Aus dem eigenen Nachwuchs drängt Aleksandar Pavlović in Goretzkas Zuständigkeitsbereich, vom FC Fulham kommt João Palhinha.

Weil der Portugiese 50 Millionen Euro Ablöse kostet, ist die Erwartungshaltung vorformuliert: Er soll spielen. Man kann jetzt zu Goretzkas Gunsten taktische Feinheiten herausfiltern und Doppelbesetzungen in Aussicht stellen. Die Wahrheit ist eine andere.

Goretzkas Zukunft: Kämpfen oder wechseln?

Goretzka muss sich entscheiden.

  • Option 1: Er nimmt den Konkurrenzkampf mit allen Risiken und Nebenwirkungen auf und beweist den Bossen beim FC Bayern, dass ihre Millionen-Investition unnötig war.
  • Option 2: Er versteht die Botschaft richtig und verlässt den Rekordmeister.

Option 2 mag faktisch unfair oder ungerechtfertigt sein, siehe Zahlen oben. Aber so funktioniert der Rekordmeister: Irgendwann häutet sich Bayern München immer. Goretzka kann mit der Gewissheit leben, dass sechs Jahre an der Säbener Straße eine stramme Leistung sind.

Jetzt muss er halt einsehen: Konkurrenzkampf bedeutet auch, dass er am Ende auf der Ersatzbank sitzt und sein Marktwert weiter schwindet. Gelegentliche Bundesliga-Einsätze als Kompensation für Fehlzeiten in der Champions League sind keine Alternative.

Ein Herumeiern, wie es um seine Daseinsberechtigung beim FC Bayern steht, ist drei Wochen vor Bundesliga-Start nicht nur Unsinn. Die ständigen Schlagzeilen, dass Pavlović die Zukunft gehört und ihm die Vergangenheit, zerbröselt seine Reputation.

Letzte Chance für Goretzka: Wechsel statt Abstellgleis

Seine Nichtberücksichtigung zur Heim-EM 2024 war ja schon ein schwerer Rückschlag. Nun weiß jeder Topklub in Europa, dass er in Deutschland nicht mehr erste Wahl ist und man ihm sogar Emre Can von Borussia Dortmund vorzieht.

Das mag bitter für Leon Goretzka sein, aber es geht nur noch um Schadensbegrenzung: um den Wechsel zu einem Klub, der seine strategischen Fähigkeiten im Mittelfeld zu schätzen weiß und einzusetzen versteht. Der Einsatzort liegt eher im Ausland als in Deutschland.

Denn als Ex-Schalker kann er schlecht zum BVB wechseln. (Mal abgesehen davon, dass die Dortmunder seine Position mit Pascal Groß besetzen.) Am ehesten käme, weil Champions League, der VfB Stuttgart infrage. Aber die haben das Geld nicht.

Also Ausland. Italien, vielleicht Manchester United oder ein anderer ambitionierter Premier-League-Klub: Goretzka stehen angesichts seiner Spielerdaten alle Türen offen. Er muss sie nur durchschreiten, weil er einsieht, dass im alten Zimmer kein Platz mehr für ihn ist.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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