Er ist schnell, trickreich und effektiv. Sommer-Neuzugang Michael Olise hat ein starkes erstes Halbjahr beim FC Bayern München gespielt. Dabei ließ er sich von zwei Vereins-Ikonen inspirieren.

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Michael Olise ist kein Spieler der großen Worte. Interviews gibt der Flügelspieler des FC Bayern München nur selten. Und wenn doch, fallen seine Antworten meist kurz aus.

Im Gespräch mit dem FC-Bayern-Mitgliedermagazin "51" erklärt der 23-Jährige, warum er den Medien gegenüber so verschlossen ist. "Ich bin der Meinung, als Fußballer muss man die Antworten als Allererstes auf dem Platz geben. Dort will ich zeigen, was ich kann und wer ich bin. Dazu kommt, dass ich die Dinge gern in erster Linie mit mir selbst und unserem Trainerteam ausmache", sagt der Franzose.

Der viertteuerste Transfer der Vereinsgeschichte

Olise spielte in der englischen Premier League für Crystal Palace, ehe im vergangenen Sommer der Wechsel zum FC Bayern erfolgte. Eine stolze Ablöse von rund 53 Millionen Euro wurde dafür überwiesen. Olise ist damit laut "transfermarkt.de" der viertteuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Lediglich Harry Kane (95 Millionen Euro), Lucas Hernández (80 Millionen Euro) und Matthijs de Ligt (67 Millionen Euro) sind noch teurer gewesen.

"Als ich erfahren habe, dass der FC Bayern ernsthaft an mir interessiert ist, war das ein unglaublicher Moment", erzählt Olise. "Und jetzt bin ich seit ein paar Monaten hier und nehme den Spirit des Klubs noch viel mehr wahr. Diese Mentalität, immer gewinnen zu wollen. Das ist schon beeindruckend."

"Ich habe den Eindruck: Der Druck macht mich als Spieler noch besser."

Bayern-Profi Michael Olise

Die Erwartungshaltung sei ein großer Unterschied zu seinem Ex-Verein Crystal Palace. "Dort waren wir öfter auch mal in der Rolle des Underdogs – das ist mit Bayern nie der Fall! Der Druck hier ist sehr hoch, weil wir wirklich jedes Spiel gewinnen wollen und müssen. Aber mir gefällt das. Ich habe den Eindruck: Der Druck macht mich als Spieler noch besser."

Tatsächlich fand sich Olise in München sofort zurecht. Obwohl er aufgrund der Olympischen Sommerspiele in Paris, wo er mit Frankreich die Silbermedaille gewann, fast die komplette Saisonvorbereitung des FC Bayern verpasste, zählte er in den ersten Wochen der Saison zu den auffälligsten Spielern. "Er ist ein unfassbar kreativer Spieler mit einem sehr guten linken Fuß und gibt uns viel Variabilität", sagte Sportvorstand Max Eberl.

Sein effektivstes Spiel lieferte Olise am vierten Spieltag ab, als er beim 5:0 gegen den SV Werder Bremen zwei Tore erzielte und zwei weitere Treffer vorbereitete. "Er hat natürlich ein ganz besonderes Talent", sagte Trainer Vincent Kompany damals. "Michael hat das von Anfang an gut gemacht. Viel besser könnte er beim FC Bayern nicht anfangen. Ich habe nicht das Gefühl, dass er viel Druck spürt. Er genießt den Fußball."

Olises kurzes Formtief ist überwunden

Einige Wochen später durchlitt Olise ein kleines Formtief und blieb in neun aufeinanderfolgenden Pflichtspielen ohne Tor. Diese Durststrecke beendete er am 10. Dezember mit zwei Treffern in der Champions League gegen Schachtar Donezk. Erfolgreich vertrat er den damals verletzten Harry Kane als Elfmeterschütze. Später legte er mit einem Traumtor nach, als er sich bei einem Dribbling von sieben Gegenspielern nicht stoppen ließ und zum 5:1-Endstand traf.

Olise wurde bislang in 23 der 24 Pflichtspiele eingesetzt und stand 18 Mal in der Startelf. Auf der rechten Flügelposition bekam er meist den Vorzug gegenüber Leroy Sané. Seine Ausbeute: neun Tore, neun Torvorlagen. "Mit meinen ersten Monaten kann ich auch zufrieden sein, denke ich", sagt Olise. "Ich will mich aber noch weiter verbessern, noch konstanter Leistungen auf höchstem Level bringen. Ich habe das Gefühl: Da geht noch viel mehr."

Finte von Arjen Robben abgeschaut

Olise verfügt über ein hohes Tempo, ein starkes Dribbling und einen guten Torabschluss. Zudem behält er den Überblick und bedient oft den besser positionierten Mitspieler. Von seiner Spielweise erinnert er an die Vereins-Ikonen Franck Ribéry und Arjen Robben.

Olise ist sich dessen bewusst. "Franck und Arjen waren zwei herausragende Typen, absolute Top-Spieler. Als ich klein war, habe ich beiden gern zugesehen", verrät er. "Und ich denke, ich habe von beiden etwas mitgenommen. Wenn ich zum Beispiel von rechts nach innen ziehe und dann aufs Tor schieße, hat das vielleicht etwas Ähnlichkeit mit der Finte von Arjen Robben."

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Olise verspricht Interviews nach den Spielen

Das Problem ist nur: Sollte Olise wirklich in die Fußstapfen von Robben und Ribéry treten und eine Vereins-Ikone werden, käme er um regelmäßige Interviews kaum noch herum. "Ich verstehe, dass es ein gewisses Interesse an uns Spielern gibt, das ist ja auch schön", zeigt er sich immerhin einsichtig. "Das Ziel ist, künftig auch Interviews nach einem Spiel zu geben. Ich arbeite daran."

Ein Spieler der großen Worte dürfte er trotzdem nie werden. Vielleicht aber ein Spieler für die entscheidenden Aktionen.

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