Erstmals seit 2012 wird es einen neuen deutschen Meister geben. Davon ist angesichts von 16 Punkten Vorsprung von Bayer Leverkusen auf Titelverteidiger Bayern München sechs Spieltage vor Saisonende die Fachwelt überzeugt. Ex-Bayern-Spieler Olaf Thon bildet in dieser Reihe keine Ausnahme. Der Weltmeister von 1990 äußert sich zur bevorstehenden Wachablösung, glaubt, dass es für die Bayern nicht mal für Platz zwei in der Abschlusstabelle reicht und gibt seinem Ex-Klub einen guten Rat.
Wir haben es endlich geschafft, dass wir einen neuen deutschen Meister haben. Für mich als Bayern-Spieler ist das natürlich nicht einfach gesagt, aber nach gefühlt 50 Meisterschaften des FC Bayern hintereinander sind ganz viele glücklich darüber, dass wir einen neuen deutschen Meister haben - und das schon am nächsten Sonntag nach dem Leverkusener Spiel gegen Werder Bremen.
Leverkusen spielt wie aus einem Guss und ist mit Abstand die beste Mannschaft in Deutschland. Die können sich derzeit mit allen Mannschaften auf der Welt messen. Da wächst was heran. Und mit dem Verbleib von
Ehrlicherweise aber hatte ich vor der Saison in Sachen Meisterschaft eher Leipzig auf der Rechnung. Dortmund weniger und natürlich den FC Bayern. Aber dass dann so eine Überraschungsmannschaft herauskommt, die auch mit Widrigkeiten zu kämpfen hatte, mit vielen Verletzten, mit Abstellungen zu den Nationalmannschaften beim Afrika-Cup und zur Asien-Meisterschaft, damit habe ich nicht gerechnet.
Olaf Thon: Max Eberl muss aufräumen
Nach elf Meisterschaften hintereinander ist beim FC Bayern der Punkt der Ablösung gekommen.
Da gab es die Disziplinlosigkeiten bei Leroy Sané und die Ausflüge von Serge Gnabry. Den Ausfall von Manuel Neuer, verletzungsbedingt. Dann mit Joshua Kimmich die Unruhe bei der Nationalmannschaft. Da sind zu viele Probleme zusammengekommen. Die Bayern hätten trotzdem noch eine Chance gehabt, wenn nicht eine Übermannschaft in diesem Jahr so erfolgreich wäre wie Leverkusen.
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Von daher ist es jetzt einfach an der Zeit für die sportlich Verantwortlichen, jetzt Flagge zu zeigen. Der FC Bayern braucht neue Typen. Und er braucht hinten eine Ordnung, einen neuen Spielaufbau und einen Kopf im Mittelfeld. Harry Kane funktioniert, aber das reicht allein nicht aus.
Die Saison kann nicht mehr gerettet werden. Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Auch ein Trainerwechsel würde nichts mehr bewirken. Eberl muss jetzt eine ruhige Hand haben und so lange wie möglich an
Ich gehe davon aus, dass der VfB Stuttgart die Bayern noch überholt und Vizemeister werden wird. Stuttgart kam wie Phönix aus der Asche. Der Klub hat gezeigt, was alles möglich ist - mit vielen neuen Nationalspielern und mit vollem Esprit und Spaß. Dass sich der FC Bayern jetzt fängt und alle verbleibenden Spiele gewinnt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Olaf Thon: Bayer Leverkusen muss seine Achse zusammenhalten
Aber Leverkusen wird in der kommenden Saison natürlich Druck von allen Seiten bekommen. Für Spitzenspieler wie Victor Boniface und vor allen Dingen Florian Wirtz oder auch Jonathan Tah werden Angebote kommen, um diese Achse zu sprengen. Es wird spannend sein, zu beobachten, ob Xabi Alonso oder Simon Rolfes schaffen, diesen Kader zusammenzuhalten und für das nächste Jahr auch zu verstärken. Es wird für Leverkusen nicht ausreichen, nur den Kader zu halten. Die Verantwortlichen müssen weiter aktiv sein. Leverkusen könnte für die nächsten Jahre der Hauptkonkurrent des FC Bayern bleiben. Davon gehe ich aus. Auch dann, wenn Alonso nur noch ein Jahr da sein sollte. Dass er überhaupt geblieben ist, war schon eine große Überraschung für mich.
Aufgezeichnet von Jörg Hausmann
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