Wer muss runter? Wer bleibt drin? Wer geht in die Relegation? Bundesliga-Ikone Peter Neururer analysiert den Abstiegskampf gewohnt schonungslos und legt sich eindeutig fest.

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Mal wieder entpuppt sich der Abstiegskampf in dieser Saison als regelrechtes Schneckenrennen, vier der fünf rechnerisch noch bedrohten Mannschaften taumeln vor sich hin - einzig der FC Augsburg hat mit zwei Siegen aus zwei Spielen so gut wie sicher den Klassenerhalt geschafft.

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Der FC Schalke 04, der VfB Stuttgart, der 1. FC Nürnberg und Hannover 96 stecken dagegen tief im Schlamassel. In der Rechnung Drei aus Vier, der Drittletzte geht in die Relegation, wird nur ein Klub diese völlig verkorkste Spielzeit noch irgendwie retten können.

Bundesliga-Ikone Peter Neururer hat da seine ganz eigene Sicht der Dinge. "Wenn man bedenkt, wie wenig Punkte womöglich für eine Rettung in dieser Saison reichen könnten, weiß man um die Qualität dieses Quartetts schon Bescheid", sagt Neururer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Aber wer rettet sich denn nun? Wer muss direkt runter und wem bleibt wenigstens der Umweg über die Relegation? Eine Prognose.

FC Schalke 04 (Platz 15, 27 Punkte, -20 Tore)

Schalke spielt die zweitschlechteste Saison der Vereinsgeschichte, nur im Abstiegsjahr 1982/83 hatten die Königsblauen noch weniger Punkte auf dem Konto (24). Der Absturz vom Vizemeister zum Abstiegskandidaten ist schon dramatisch genug, die Rettung trotz sechs Punkten Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhältnis zum VfB noch nicht sicher.

"Eigentlich sollte da nichts passieren. Aber: Wenn der VfB am Wochenende Gladbach schlägt und Schalke das Derby in Dortmund verliert, wird es böse aus Schalker Sicht. Beide spielen ja am letzten Spieltag noch gegeneinander. Und nach Dortmund reist Schalke am Samstag im Prinzip ohne Chance. Die Qualität der beiden Mannschaften ist derzeit einfach nicht zu vergleichen."

Auch mit Huub Stevens hat Schalke den Umschwung noch nicht geschafft, ist zuletzt 2:5 zu Hause gegen Hoffenheim untergegangen und hat erst zwei Bundesligaspiele in der Rückrunde gewonnen. Trotzdem glaubt Neururer an die Rettung. "Es könnte noch einmal brenzlig werden, aber am Ende bleibt Schalke Fünfzehnter."

VfB Stuttgart (Platz 16, 21 Punkte, -40 Tore)

Komplettes Chaos in Stuttgart. Mal wieder. Der VfB hat mit Nico Willig den dritten Trainer der Saison, eine Interimslösung von der eigenen U19.

Der Auftritt in Augsburg war eine Schande und wurde auch als solche von den Fans quittiert: Von den rund 9.000 mitgereisten Anhängern hatte mehr als die Hälfte das Stadion bereits zur Halbzeit verlassen.

"Der VfB hat sich in dieser Saison in allen Bereichen kläglich präsentiert, sportlich wie administrativ. Die Rauswürfe der Trainer, des Sportdirektors, die ewigen Querelen um den Präsidenten, der Rücktritt von Aufsichtsratsmitglied Guido Buchwald - die Außendarstellung ist einfach furchtbar, schlimmer geht's gar nicht", sagt Neururer.

Stuttgart hatte unter Ex-Trainer Markus Weinzierl keinen erkennbaren Offensivplan, erzielte deshalb kaum Tore und ist in der Abwehr mittlerweile die Schießbude der Liga mit jetzt schon 67 Gegentoren. In der Rückrunde gab es einen einzigen Sieg (5:1 gegen Hannover), der VfB spielt die schlechteste Saison seiner Vereinsgeschichte - sogar noch schlechter als beim Abstieg vor drei Jahren.

Immerhin versuchen die Verantwortlichen, anders als damals, mit dem Trainerwechsel noch einmal alles. Spieler, die bei Weinzierl kaum mehr Chancen hatten (Badstuber, Akolo, Sosa, Donis), sehen wieder eine Perspektive. Vielleicht kommt die aber zu spät?

"Die Situation wurde offenbar auch in der Winterpause nicht als akut genug eingestuft. Und jetzt redet der selbst ernannte Europapokal-Aspirant vier Spieltage vor Schluss plötzlich davon, in die Relegation kommen zu wollen. Na herzlichen Glückwunsch! Die besondere Konstellation wird aber wohl dazu führen, dass der VfB tatsächlich Sechzehnter wird und dann gegen den Dritten der zweiten Liga klarer Favorit ist."

1. FC Nürnberg (Platz 17, 18 Punkte, -32 Tore)

Bereits vor der Saison war der Club, anders als die Kontrahenten, als Abstiegskandidat gehandelt worden. "Nürnberg musste als einzige der Mannschaften von vornherein damit rechnen, dass es am Ende eng werden könnte. Jetzt haben sie ein paar Spieltage vor Schluss aber tatsächlich die Chance, sich zumindest auf den Relegationsplatz zu retten - und das bei einer Mannschaft, die nicht aufgerüstet hat, sondern immer wieder ihre Leistungsträger verkaufen muss", sagt Neururer.

Tatsächlich erweist sich Nürnberg als einigermaßen stabil, hat aus den letzten vier Spielen nur eines verloren und dabei sechs Punkte geholt. Zum Klassenerhalt müssen aber Siege her und dafür ganz dringend Tore - das große Manko der Mannschaft. Auch Köllner-Nachfolger Boris Schommers konnte hier bislang kaum Abhilfe schaffen. Für Neururer ein Qualitäts-, aber auch ein hausgemachtes Problem.

"In Nürnberg musste ein Trainer gehen, der aus diesem Kader noch das Beste gemacht hat. Jetzt soll es der Co-Trainer, immerhin auch mitverantwortlich für die derzeitige Konstellation, richten. Das wird meiner Meinung nach nicht mehr funktionieren, der Club steigt ab."

Hannover 96 (Platz 18, 15 Punkte, -41 Tore)

"Hannover 96 ist die größte Enttäuschung der Saison", fällt Neururer ein vernichtendes Urteil. Vor allem in puncto Kaderplanung und Selbsteinschätzung wurden offenbar massive Fehler begangen. "Hannover hat die teuerste Mannschaft der Klubgeschichte und spielt damit die schlechteste Saison aller Zeiten. Da muss man sich schon fragen, wie dieser Kader konzipiert und zusammengestellt ist. Das ist eine einzige Katastrophe." Tatsächlich sind die Niedersachsen sogar noch schlechter als in der Abstiegs-Saison vor drei Jahren.

Das Heimspiel gegen Mainz ist der wirklich allerletzte Hoffnungsschimmer, um vielleicht doch noch an Platz 16 heranzurücken. Ein Remis oder eine Niederlage wäre das fast sichere Ende für 96. Ein Ende, das absehbar war nach den beiden Transferperioden im Sommer und im Winter, findet Neururer.

"Die Trainer jedenfalls können da noch am wenigsten dafür. Thomas Doll muss sich allenfalls den Vorwurf gefallen lassen, dass er das hätte sehen müssen: dass diese Mannschaft chancenlos ist in der Bundesliga, dass schlicht die Qualität fehlt."

In Hannover gehen die Lichter aus, die Mannschaft droht auseinanderzufallen. Niclas Füllkrugs Wechsel nach Bremen dürfte nur der erste einer ganzen Reihe von Abscheiden sein, die auf Hannover zukommen. Die Mannschaft wird den Klassenerhalt nicht mehr schaffen. "Hannover wird absteigen!", sagt Neururer. "Und das ist dann die logische Konsequenz einer fulminanten Fehlplanung."

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