• Beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC hüllten die Gästefans das Stadion in Rauch und sorgten für eine Spielunterbrechung.
  • Der Grund: Sie durften laut Stadionordnung keine Schwenkfahnen, Doppelhalter oder Spruchbänder mitbringen.
  • Auch in Frankfurt und Köln gab es wegen ähnlicher Einschränkungen Frust bei den Fans.

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Kaum angepfiffen, musste Harm Osmers die Partie zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC am Sonntagabend schon wieder unterbrechen. Das Stadion war komplett in weißen Nebel gehüllt, Herthas Torwart Oliver Christensen musste erst einmal husten. Die Verursacher der Rauchschwaden kamen aus dem Gästeblock: Die aktive Fanszene von Hertha BSC zeigte sich mit einem Spruchband verantwortlich für die Unterbrechung. "Eure Materialverbote verpuffen - alles nur Schall und Rauch", lautete die Botschaft der mitgereisten Auswärtsfans.

Der Grund für die Aktion: Hertha-Fans durften im Spiel gegen Borussia Dortmund laut Stadionordnung nicht die sonst üblichen Schwenkfahnen und Doppelhalter sowie Spruchbänder und Banner in den Gästeblock nehmen - vermutlich, um zu verhindern, dass darin Pyrotechnik ins Stadion geschmuggelt werden könne. Schon vor vier Jahren waren Herthaner beim Auswärtsspiel in Dortmund mit der Polizei aneinandergeraten, nachdem sie im Stadion Feuerwerkskörper abgebrannt hatten. Mit ihrer Trotzreaktion machte die BSC-Fanszene nun klar, wie wenig das Verbot bewirkte - nicht einmal das Spruchband der Hertha-Fans war schließlich erlaubt.

Fanfrust auch bei Eintracht Frankfurt und Köln

Einschränkungen gegen Fans sorgten am Wochenende aber nicht nur in Dortmund, sondern auch in Frankfurt und Köln für Unmut. Beim 1. FC Köln verpassten 500 Anhänger das komplette Auswärtsspiel ihres Vereins in Stuttgart, weil die Polizei mehrere Fanbusse kontrollierte. Auch hier erklärte die Polizei die zumindest laut Kölner Fanhilfe "anlasslose, mehrstündige Prozedur" damit, dass die Auswärtsfans beim letzten Aufeinandertreffen zwischen Stuttgart und Köln im Mai 2022 besonders viel Pyrotechnik zündeten.

Und bei der SGE teilte die Gruppe "Ultras Frankfurt" mit, dass Spieler und Fans im Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel wegen zu strikter Behördenauflagen auf eine Choreografie verzichten müssen - der Höhepunkt sei laut Fans ein Konfetti-Aufruf an die Fanclubs gewesen sein, bei dem die Behörden zunächst darauf bestanden, diesen abzustimmen, um ihn dann zu verbieten. Die Frankfurter Ultras vermuten ebenfalls, dass hinter den Choreo-Einschränkungen eigentlich die Sorge um zündelnde Fans steckt. "Jeder, der bei Verstand ist, kapiert natürlich, dass Choreoverbote nicht dafür sorgen, dass es kein Pyro mehr gibt", urteilten sie beim Spiel der SGE gegen Werder Bremen in einem Aushang.

Frankfurt-Ultras kritisieren die Feuerwehr

Den Schuldigen sehen die Eintracht-Ultras bei der Feuerwehr: "Hier fährt man eine Linie, bei der seitens der Feuerwehr jegliche Kompetenzen überschritten und persönliche Vorbehalte gegen unseren Verein auf dem Rücken der Fanszene ausgetragen werden", so die Kritik der Fanszene. Und das, obwohl es bei den Choreografien laut eigener Aussage nie Sicherheitsrisiken oder Verletzte gegeben hätte und die Sicherheitsmaßnahmen mit denen bei Konzerten und Großveranstaltungen übereinstimmen.

Beim Verein selbst ist man anderer Meinung: "Wenn nicht ein paar wenige hier und da, sondern plötzlich 30 oder gar 45.000 Fans Papier, Konfetti oder Pilskronen mit ins Stadion bringen, wird das zu einer Brandlast und einem abstrakten Risiko, das wir als für die Sicherheit verantwortlicher Veranstalter nicht ignorieren können und das auch schlicht unzulässig ist, so absurd sich das anhören mag“, sagte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke gegenüber Sport1 zum Konfettiverbot.

Pyrotechnik ist weiter in den Stadien präsent

Trotz aller Maßnahmen gehört Pyrotechnik im Stadion in den Bundesligastadien weiter zum Alltag, eine jährliche sechsstellige Summe an Strafzahlungen ist für viele Vereine in den ersten Ligen nicht ungewöhnlich. Hertha BSC wurde erst Anfang des Jahres vom DFB mit 33.000 Euro zur Kasse gebeten, Eintracht Frankfurt brummte der Fußballverband Ende Januar sogar eine Geldstrafe von 146.000 Euro auf.

Deren Ultragruppe kündigte in ihrem Statement übrigens noch an, sich den Einschränkungen dann doch nicht ganz beugen zu wollen: "Besorgt Konfetti und Pilskronen und werft es zum Einlaufen der Teams auf Kommando. Wir lassen uns von der Schikane der Behörden nicht stoppen!", ließ die Gruppe verlauten.

Verwendete Quellen:

  • Sport1: Fan-Frust bei der Eintracht
  • Sportschau: Wegen Polizeikontrolle - Kölner Fans verpassen Spiel
  • Faszination Fankurve: „Wir lassen uns von der Schikane der Behörden nicht stoppen!“
  • dfb.de: 146.000 Euro Strafe für Eintracht Frankfurt
  • dfb.de: 33.000 Euro Geldstrafe für Hertha BSC
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