Carl Zeiss Jena ist zurück in der Bundesliga der Frauen, das lag nicht zuletzt an den Toren der 20-jährigen Luca Birkholz, die für das im Durchschnitt jüngste Team der 1. Bundesliga im Angriff spielt. Am kommenden Wochenende geht es für Birkholz und Jena gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 12 Uhr), das Saisonziel ist klar: Klassenerhalt.
Frau Birkholz, Carl Zeiss Jena hat im Pokal gegen den SV Meppen die nächste Runde erreicht, musste dafür aber ins Elfmeterschießen. Torhüterin Jasmin Janning hat drei Elfer gehalten, Sie standen zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Platz. Wie haben Sie das von außen erlebt?
Luca-Emily Birkholz: Also erstmal war es kein gutes Spiel von uns. Wir wollten eigentlich dem Spiel unseren Stempel aufdrücken, weil wir die Erstligistinnen sind und Meppen in der 2. Liga. Das haben wir leider nicht so geschafft und hatten in zwei, drei Aktionen auch echt Glück und eben Jasmin im Tor. Als es dann 1:1 gestanden hat in der Verlängerung und es ins Elfmeterschießen ging, muss ich, ohne arrogant klingen zu wollen, sagen, dass ich sehr großes Vertrauen in Jasmin hatte. Ich ja weiß, wie gut sie im Elfmeterschießen sein kann. Deswegen war ich recht entspannt an der Auslinie.
Wie wurde sie danach gefeiert, hat sich das Team noch einmal besonders bei ihr bedankt?
Es war ja trotzdem der Verdienst der ganzen Mannschaft, die anderen mussten ja auch erst mal die Elfmeter treffen. Aber wir haben sie natürlich alle noch mal besonders gefeiert. Auch im Bus musste sie noch mal was machen, aber das bleibt unter uns (lacht). Es war eine schöne Rückfahrt dann von Meppen.
Der Spielplan in der Bundesliga hat Carl Zeiss Jena einen schwierigen Auftakt beschert, erst auswärts in Frankfurt (0:2-Niederlage) und am kommenden Wochenende zu Hause gegen Wolfsburg. Wie geht das Team damit um?
In der Bundesliga ist jeder Verein echt gut und wir werden in jedes Spiel mit 100 Prozent reingehen müssen. Natürlich ist es ungünstig, dass es direkt mit zwei der besten Mannschaften losgeht, aber irgendwann in der Liga wären sie ja eh gekommen. Und es sind ganz gute Spiele für uns, um uns direkt zu beweisen. Da wissen wir sofort, wo wir stehen. Das Spiel gegen Wolfsburg wird wahrscheinlich ähnlich wie das gegen Frankfurt, wo wir tief hinten drin standen. Wir müssen versuchen, so lange wie möglich die Null zu halten. Das ist uns gegen Frankfurt schon recht gut gelungen.
Worauf wird es gegen Wolfsburg besonders ankommen? Der VfL ist mit einem Unentschieden gegen Bremen selbst nicht besonders überzeugend gestartet.
Ja, das stimmt. Davon könnten wir auf jeden Fall profitieren. Mit dem 3:3 gegen Bremen war es natürlich nicht so positiv für Wolfsburg. Wir hatten schon ein Testspiel gegen sie, das ging 0:0 aus. Wenn wir die Null wieder halten würden, wäre es schön. Und wir können versuchen, im Spiel Nadelstiche zu setzen und Konter zu fahren.
Für Sie persönlich ist es der zweite Aufstieg in die 1. Bundesliga als Teil des ersten Teams. Wie fühlt sich das an und wie schnell gewöhnt man sich dann jeweils wieder an den Tempounterschied zwischen den Ligen?
Es ist auf jeden Fall ein tolles Gefühl und eine Bestätigung für unseren Verein und für unsere Mannschaft, dass wir es wieder geschafft haben aufzusteigen. Der Unterschied zwischen der 1. und 2. Bundesliga, würde ich sagen, ist auf jeden Fall schon kleiner geworden. Das hat man jetzt gerade auch im Pokal gesehen: Erstligavereine fliegen gegen Zweitligavereine raus. Aber das Tempo ist in der 1. Bundesliga noch mal ein Stück höher und die Körperlichkeit extremer. Das ist schon noch ein kleiner Sprung.
Sie selbst gehen als Spielerin oft ins Eins-gegen-Eins. Worauf kommt es aus Ihrer Sicht an, damit das gut funktioniert?
Es ist auf jeden Fall in der 1. Liga wieder schwieriger, weil wir weniger Aktionen nach vorne haben. Man verteidigt wahrscheinlich 70 Minuten im Spiel, zumindest gegen Gegner wie Wolfsburg, Frankfurt oder Bayern und hat dann vielleicht nur zwei bis fünf Aktionen nach vorne, wahrscheinlich werden das immer Konter sein. Deswegen ist Konzentration sehr wichtig in diesen Situationen und auch im Eins-gegen-Eins. Gegen Weltklasseverteidigerinnen wie bei Wolfsburg oder Bayern ist es natürlich immer schwer, diese Duelle zu gewinnen. Ich weiß nicht genau, wie ich das mache, ich mache im Eins-gegen-Eins viel mit Instinkt.
Sie waren in der vergangenen Saison Jenas Topscorerin und generell hat Jena zusammen mit dem HSV in der letzten Zweitligasaison die meisten Tore geschossen. Wie lässt sich diese Torgefährlichkeit in die 1. Liga übertragen?
Es ist erstmal ein gutes Zeichen, dass wir vergangene Saison so torgefährlich waren. Wir müssen es natürlich mitnehmen, vor allem effizient sein. Denn wie schon gesagt: Wir werden weniger Aktionen nach vorne haben. Vor allem gegen Gegner wie vielleicht Köln oder Potsdam müssen wir aber dann diese Aktionen erzwingen und wieder in Tore ummünzen. Deswegen müssen wir uns immer wieder konzentrieren im letzten Drittel, damit wir so viele Tore wie möglich schießen.
Es ist schon die zweite Saison von Florian Kästner, er ist aktuell der jüngste Trainer in der Bundesliga. Wie würden Sie ihn als Trainertyp beschreiben?
Er ist ein offener, sehr freundlicher Typ, der auch Kritik annimmt und auch viel in Kontakt mit der Mannschaft steht. Auch mit dem Mannschaftsrat. Wir können unsere Gedanken zum Training oder zu Spielen äußern und mit ihm zusammen darüber reden. Deswegen bin ich auch sehr glücklich, dass wir ihn als Trainer haben und freue mich auf diese weitere Saison mit ihm.
Sie haben Ihr Bundesliga-Debüt noch für den FF USV Jena gegeben, wo sie vorher auch in der Jugend spielten. Dann ist 2020 das Spielrecht zu Carl Zeiss übergegangen. Wie haben Sie das damals erlebt?
Es war schade, dass USV insolvent gegangen ist, weil ich schon seit der U15 für den Verein gespielt habe. Aber alles in allem würde ich sagen, dass es der richtige Schritt war, dann zum FCC zu wechseln, weil beim Frauenfußball zu sehen ist, dass fast jeder erfolgreiche Verein einen Männerfußball-Verein im Rücken hat. Ich bin außerdem glücklich, dass der Verein in der Stadt geblieben ist und ich selbst dadurch auch in Jena bleiben konnte.
Aus USV wird FCC: Professionalisierung
Wie viel hat sich denn dadurch verändert?
Auf alle Fälle ist es viel professioneller geworden. Wir sind ins Stadion umgezogen, haben da jetzt unsere Kabine. Dann hat sich unser Staff verdoppelt, würde ich sagen. Wir haben jetzt Analysten, wir haben viel mehr Physiotherapeuten, wir haben Sportwissenschaftler, wir haben allgemeinen viel mehr Staff-Mitglieder und auch Möglichkeiten, zum Beispiel zum Regenerieren.
Wie sind Sie ursprünglich eigentlich zum Fußball gekommen?
Wahrscheinlich wie jedes Kind im Fußball. Ich habe einfach im Dorfverein angefangen und dort immer mit den Jungs zusammen gekickt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich immer weiter gemacht habe. Und dann bin ich in der siebten Klasse schon nach Jena aufs Internat gegangen.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie dann zum USV gegangen sind?
Ich wurde in Jena geboren, meine Großeltern wohnen hier und ich war dementsprechend früher sehr oft hier. Es gibt auch noch die Sportschule in Erfurt, aber in Thüringen ist Jena die einzige Sportschule mit Frauenfußball. Deswegen war schnell klar, dass ich nach Jena auf die Schule möchte.
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Was denken Sie, ist für den FCC mittelfristig möglich?
Ich denke, man sollte von Saison zu Saison schauen. Zum Beispiel ist jetzt diese Saison natürlich erstmal wichtig, die Liga zu halten. Wenn wir das nicht schaffen sollten und wieder absteigen, ist es natürlich anders. Das verändert dann den Blickwinkel und man muss schauen, wie es dann weitergeht. Aber ich hoffe natürlich, dass Jena sich weiter in der 1. Liga etablieren kann und auch weiterhin eine größere Rolle spielen kann.
Was sind Ihre persönlichen Ziele für diese Saison?
Auf jeden Fall der Klassenerhalt. Das steht als Mannschaftsziel auf jeden Fall an erster Stelle. Für mich persönlich wäre es natürlich toll, mal mein erstes Bundesligator zu schießen. Das würde ich mich sehr darüber freuen. Und ich hoffe natürlich, dass es dann nicht bei einem bleibt, sondern, dass so viele wie möglich dazukommen.
Über die Gesprächspartnerin
- Luca-Emily Birkholz (20. November 2003) spielt seit der Jugend in Jena, in der vergangenen Saison kam sie auf 13 Tore und drei Vorlagen.
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