Vergangene Saison war Joshua Kimmich der große Durchstarter beim FC Bayern. Unter Trainer Carlo Ancelotti spielt er allerdings kaum noch eine Rolle. Kimmich ist unzufrieden. Zieht er sogar einen Vereinswechsel in Betracht?

Mehr News zur Bundesliga

Es war bislang eine Bilderbuch-Karriere: Als 20-Jähriger wechselte Joshua Kimmich zur Saison 2013/2014 aus der 2. Bundesliga von RB Leipzig zum FC Bayern München und wurde sofort zum Leistungsträger.

"Ich liebe diesen Jungen", sagte der damalige Bayern-Trainer Pep Guardiola über seinen Lieblingsschüler. "Er ist einer der besten Innenverteidiger der Welt. Aber nicht nur das, er kann überall spielen."

Auch die deutsche Nationalmannschaft eroberte der heute 22-Jährige im Sturm. Seit dem dritten Gruppenspiel der Europameisterschaft in Frankreich stand er in jeder Minute auf dem Platz. Eine Situation, von der er bei den Bayern nur träumen kann.

Joshua Kimmich ist nicht glücklich

Am vergangenen Samstag saß er beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt wieder einmal 90 Minuten auf der Bank. Auch in den wichtigen Champions-League-Spielen vertraut Trainer Carlo Ancelotti dem Defensiv-Allrounder nicht. Gegen den FC Arsenal brachte er ihn erst in der Schlussphase.

"Ich bin darüber nicht glücklich. Das ist nicht zufriedenstellend und auch nicht mein Anspruch", sagte Kimmich am Samstag im Gespräch mit der "Sport Bild".

Kimmich hat offensichtlich kein Verständnis für die Entscheidungen von Ancelotti. "Der Trainer weiß, dass ich auf der Sechs und rechts hinten spielen kann - und auch in der Innenverteidigung. Von dem her hat er viele Optionen, mich einzusetzen."

Unter Guardiola war Kimmich eine Allzweckwaffe, nahm in drei Spielen teilweise drei verschiedene Positionen ein.

Doch das Hin- und Hergeschiebe einzelner Spieler passt nicht zum Konzept von Ancelotti. Zum Rückrundenstart ließ er durchblicken, dass Kimmich für ihn ein defensiver oder zentraler Mittelfeldspieler ist – nicht mehr und nicht weniger. Dort allerdings setzt er lieber auf Xabi Alonso, Arturo Vidal und Thiago. Junge Spieler wie Kimmich oder auch Renato Sanches haben unter Ancelotti einen schweren Stand.

Kimmich kein optimaler Außenverteidiger

Dass Ancelotti Kimmich nicht als Rechtsverteidiger bringt, sondern Philipp Lahm oder sogar Rafinha den Vorzug gibt, lässt sich durchaus nachvollziehen. Kimmich ist für einen Außenverteidiger verhältnismäßig langsam. Zudem fielen bei der Europameisterschaft gewisse Defizite im Defensivverhalten auf.

"Seine Situation ist nachvollziehbar schwierig", sagt sein ehemaliger Förderer Ralf Rangnick im Sport1-"Doppelpass". "Letztes Jahr hatte er einen Trainer, der ihn nicht nur spielen ließ, sondern auch richtig mit ihm gearbeitet und ihn entwickelt hat. Nun ist ein neuer Trainer da und er spielt nicht mehr die große Rolle. Das ist für einen Nationalspieler schwierig. Er ist ein Spieler, der immer besser werden möchte."

Die Hoffnung von Kimmich dürfte sein, dass nach dem Rückzug von Alonso kommende Saison ein Platz im Mittelfeld frei wird. Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht.

Auch Javi Martinez käme für das defensive Mittelfeld in Frage, wenn die Positionen in der Innenverteidigung durch Mats Hummels und Jerome Boateng besetzt sind. Zudem ist nicht auszuschließen, dass die Bayern im Sommer noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.

RB Leipzig an Rückkehr interessiert

Ein Vereinswechsel lässt sich also nicht ausschließen. Interessenten gäbe es genug. Rangnick ließ jedenfalls durchblicken, an einer Rückholaktion zu RB Leipzig interessiert zu sein: "Mir gefällt die Idee. Ob es aber realistisch ist, hängt davon ab, ob sich Joshua so etwas überhaupt vorstellen kann und ob die Bayern so etwas überhaupt machen würden."

Das Verhältnis zwischen Kimmich und RB Leipzig ist jedenfalls sehr eng. Rangnick und Kimmich telefonieren noch regelmäßig miteinander. Da seine Freundin aus Leipzig kommt, ist Kimmich noch immer gelegentlich im Osten und besucht manchmal seinen Ex-Verein. Fraglich allerdings, ob RB Leipzig so viel Geld in die Hand nimmt, dass die Bayern Kimmich gehen lassen würden.

Oder zieht es Kimmich nach Manchester? Die englische Zeitung "Daily Mirror berichtet", dass Pep Guardiola für die kommende Saison zwei neue Außenverteidiger und einen defensiven Mittelfeldspieler sucht.

Joshua Kimmich soll ganz oben auf dem Wunschzettel stehen. Und Geld spielt bei Manchester City, die im Sommer 2015 ganze 74 Millionen Euro für Kevin De Bruyne bezahlt haben, bekanntlich keine Rolle.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.