Den Bayern (wohlgemerkt nicht dem FC Bayern!) fehlt das Beleidigte-Leberwurst-Gen, Leichen klopfen an Särge und in München gewinnt Kaiserschmarrn gegen Low Carb. Unsere - wie immer nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des 27. Spieltags der Bundesliga.
1. Lehre: Bayern sind nicht leicht beleidigt
Es hat sich bereits länger angedeutet, aber spätestens seit der Ernennung von Horst Seehofer als Heimat-und-was-weiß-ich-Minister dürfte es allen klar sein: Die Bayern (Die Bayern werden hier synonym für Bayern und Bayerinnen) haben sich mittlerweile in ganz Deutschland ausgebreitet. Das kann man finden, wie man möchte. Aber neben spitzenmäßigen Schuhplattler-Skills, die naturgemäß jedem Bayer in die Wiege gelegt werden, hat der Bayer an sich noch mindestens einen großen Vorteil gegenüber anderen Volksgruppen: Dem Bayer fehlt das Beleidigte-Leberwurst-Gen.
Den endgültigen Beweis für diese zugebenermaßen bislang nicht wissenschaftlich bewiesene Behauptung lieferten am Wochenende die Herren Julian Nagelsmann und Max Eberl. Der Hoffenheim-Trainer, ein gebürtiger Landsberger, und der niederbayerische Gladbach-Manager duellierten sich am Rande der äußerst unterhaltsamen Partie zwischen den beiden Vereinen verbal. Gerüchten zufolge konnten - ob der recht unfeinen Worte - mehrfach zart besaitete Damen nur mit Riechsalz davon abgehalten werden, in Ohnmacht zu fallen. Und sogar schwer tätowierte Fußballfans sollen sich hektisch Luft zugefächert haben.
"Kleiner Pisser" ist die Beleidigung, die sich Nagelsmann da von Eberl gefallen lassen musste. Hätte sich Eberl gegenüber einem anderen Trainer derart undamenhaft geäußert, er fände sich wohl schneller vor dem DFB-Sportgericht wieder, als er "Entschuldigung" sagen könnte. Nagelsmann ist aber eben ein Bayer und reagierte dementsprechend mit einer klassischen Passt-scho-Haltung: "Wir haben uns über ein Foul gestritten, aber das ist nichts Dramatisches." Passt.
2. Lehre: Knoche weiß, wie positives Denken geht
Wir lassen uns ja sehr gerne von der unendlichen Weisheit von Fußballern leiten. Wer braucht schon Konfuzius, wenn man sein Leben auch nach dem Brehm'schen Satz "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß" ausrichten kann?
Wem derartiger Fatalismus nicht liegt, dem sei Robin Knoches Ansatz zur Krisenbewältigung ans Herz gelegt. Der Wolfsburger hatte nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft gegen den FC Schalke 04 folgendes Statement in die Mikrofone diktiert: "Ich würde mich noch mehr ärgern, wenn wir noch beschissener gespielt hätten. Dann hätten wir noch mehr aufzuarbeiten." Was für ein glorreicher Kausalzusammenhang und welch eine überragende Einstellung! So geht positives Denken! Den "Satz des Knoche" werden wir natürlich ab sofort in unseren Alltag aufnehmen.
Zum Beispiel würden wir uns noch mehr ärgern, wenn unser Kind noch mehr Brezelbrösel in der Wohnung verteilt hätte. Dann hätten wir noch mehr aufzusaugen.
Wir würden uns auch noch mehr ärgern, wenn noch mehr grantige Rentner hinter uns an der Supermarkt noch häufiger "Zweite Kasse" zetern würden. Dann müssten wir noch häufiger ganz tief durchatmen, um nicht ausfällig zu werden.
Außerdem würden wir uns noch mehr ärgern, wenn ... Ach, lassen wir das. Das ärgert uns zu sehr.
3. Lehre: Der HSV steigt ab
Wir hören Sie schon vor Ironie triefend seufzen: Wirklich?! Das ist die Lehre?! Der HSV steigt ab. Wie originell!
Und natürlich haben Sie Recht. Die Erkenntnis, dass der HSV die Bundesliga in der nächsten Saison nicht mit seiner Anwesenheit beehren wird, ist tatsächlich weder bahnbrechend noch besonders überraschend.
Aber nachdem es der HSV in den vergangenen Spielzeiten dann doch immer irgendwie geschafft hat, in der letzten Sekunde die Klasse zu halten, sollte man sich das nach diesem 27. Spieltag doch zumindest einmal vor Augen führen: Dieses Mal wird es den Hamburgern nicht gelingen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Warum? Am Mittwoch um 13:30 Uhr läuft bei Sky die Wiederholung des Spiels HSV gegen Hertha BSC. Schauen Sie sich doch einfach mal die zweite Halbzeit an. Der Rest ist selbsterklärend.
4. Lehre: Totgeglaubte leben länger
Wissen Sie, was Taphephobie ist? Taphephobie bezeichnet die Angst, als Scheintoter lebendig begraben zu werden. Das ist aber auch eine gruselige Vorstellung. Man wacht auf, langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Man bemerkt, wie eingeschränkt der eigene Bewegungsradius ist. Langsam tastet man die Umgebung ab. Finger treffen auf Holz. Rundherum. Im Abstand weniger Zentimeter. Dann die Erkenntnis: Man liegt in einem Sarg. Man ruft um Hilfe, klopft, aber die Erde erdrückt jedes Geräusch. Und dann wird die Luft knapp ...
Um einem derartigen Schicksal zu entgehen, legte der berühmte Märchenonkel Hans Christian Andersen in der Nacht stets einen Zettel neben sein Bett. "Ich bin nur scheintot", stand darauf geschrieben. Andere ließen sich in Särgen mit Glockenkonstruktion beerdigen, um zur Not nach Hilfe bimmeln zu können.
Was das alles mit Fußball zu tun hat? Nun ja, der 1. FC Köln hat doch tatsächlich gegen Bayer Leverkusen gewonnen und steht damit nicht mehr auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga. Oder um es mit den Worten von Köln-Profi Leonardo Bittencourt auszudrücken: "Die Leiche hat an den Sarg geklopft."
5. Lehre: Kaiserschmarrn schlägt Low Carb
Der FC Bayern ist in vielerlei Hinsicht äußerst vorhersehbar. Denn gewisse Automatismen greifen beim deutschen Rekordmeister einfach schon seit Jahren. Ein Stürmer trifft immer gegen die Bayern? Gekauft. Ein Abwehrspieler steht den bayerischen Offensivkräften in jedem Spiel auf den Füßen? Gekauft.
Ein Trainer bringt die Bayern regelmäßig an der Rand der Niederlage und vielleicht sogar darüber hinaus? Den sollte man sich zumindest ganz genau anschauen.
Und so ist wohl davon auszugehen, dass nach der Niederlage bei RB Leipzig plötzlich doch nicht mehr Thomas Tuchel erster Anwärter auf die Heynckes-Nachfolge im Sommer sein dürfte, sondern - natürlich - Ralph Hasenhüttl.
Dass der von sich selbst behauptet, noch nicht bereit für die Bayern zu sein: geschenkt. Hauptsache, der Uli hat ein gutes Bauchgefühl beim neuen Trainer. Und da hilft es natürlich, dass Hasenhüttl als Österreicher der einen oder anderen Mehlspeise wohl nicht abgeneigt ist.
Und so würde es uns nicht wundern, wenn es im Sommer heißt: Kaiserschmarrn schlägt Low Carb.
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