Wenig Spielpraxis, mangelnde Fitness, langwierige Blessuren. Die Rückkehr von Mario Götze bei Borussia Dortmund verläuft nicht ohne Probleme. Wird er schon wieder zum Sorgenkind?

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Er kehrte zu Borussia Dortmund zurück, um endlich wieder 90 Minuten auf dem Platz zu stehen und die in München verlorengegangene Spielfreude zurückzugewinnen. Stattdessen erlebt Mario Götze den Saisonstart von draußen.

Den Supercup verpasste er wegen eines Trainingsrückstandes, das DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Trier wegen Problemen am Oberschenkel. Die Misere findet kein Ende: Auch beim Ligastart am Samstag gegen den 1. FSV Mainz 05 wird der 24-Jährige offenbar fehlen.

Laut "Bild.de" musste Götze das Mannschaftstraining am Donnerstag bereits nach 20 Minuten abbrechen. Er soll diese Woche sogar in München gewesen sein, um sich von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt behandeln zu lassen. Angeblich gab es sogar die Befürchtung, der Offensivspieler hätte einen leichten Muskelfaserriss.

Trainer Thomas Tuchel spielt die Problematik herunter. "Auch wenn Mario natürlich brennt und so schnell wie möglich wieder spielen will – wir werden bei ihm kein Risiko eingehen", sagte er der "Bild". Es gibt praktisch keine Pressekonferenz, in der Tuchel nicht auf die Situation des Nationalspielers angesprochen wird.

Dortmund hat viel Geld auf den Tisch gelegt

Kein Wunder: Borussia Dortmund hat viel Geld auf den Tisch gelegt, um die Rückkehr möglich zu machen - und will mit ihm die Bayern angreifen. 22 Millionen Euro wurden an Ablöse gezahlt. Das Gehalt wird auf rund acht Millionen Euro jährlich geschätzt. Der Vertrag läuft bis 2020. Trotz eines Gesamtvolumens von wohl rund 54 Millionen Euro stellt sich die Frage: Ist Mario Götze bereits ein Problemfall, bevor es richtig losgeht?

Die Grundvoraussetzungen sind nicht ideal: Götze war in München drei Jahre hauptsächlich Reservist, hatte aufgrund der Europameisterschaft eine kurze Saisonvorbereitung und plagt sich nun mit Blessuren herum.

Tuchel sieht Götze offenbar nicht als Sofortverstärkung. Im "kicker" kündigte der Trainer an, dass der Wiedereingliederungsprozess Götzes wegen dessen Vorgeschichte "weit und anstrengend" verlaufen kann.

Die Dortmunder Führungsetage dürfte mit Götze Geduld haben. Sie hatten bei dem Transfer sicherlich im Hinterkopf, dass auch ein Rückkehrer seine Eingewöhnungszeit benötigt – besonders wenn er bei seinem letzten Verein kaum gespielt hat. Die Beispiele Nuri Sahin und Shinji Kagawa haben das gezeigt.

Wie reagieren die Fans auf Mario Götze?

Fraglich ist allerdings, wie viel Geduld Fans und Medien haben. "Sport1"-Experte Thomas Strunz sieht auf den BVB ein Problem zukommen. "Es gibt eine große Erwartungshaltung. Die Leute werden ihn immer daran messen, wie er vor drei Jahren gespielt hat", sagte der Ex-Profi im Doppelpass. "Es war für mich überraschend, dass der BVB dieses Risiko eingeht."

Die Offensive ist das Prunkstück des BVB. Pierre-Emerick Aubameyang, Andre Schürrle, Marco Reus, Shinji Kagawa, Emre Mor, Adrian Ramos und Ousmane Dembele sind allesamt Top-Spieler – und konkurrieren mit Mario Götze um die wenigen Plätze in der Startelf. "Der Kader in Dortmund ist nicht so, dass man automatisch denkt, er hat einen Stammplatz", sagt Strunz.

Auch "Sport Bild"-Kolumnist Lothar Matthäus sagt: "Er wird in der neuen Dortmunder Mannschaft, in der es überragende, pfeilschnelle Offensivspieler gibt, keinen Freifahrtschein bekommen."

Probleme sieht er besonders in der Fitness: "Ich kenne seine genauen Werte nicht. Götze macht aber den Anschein, als wäre er nicht austrainiert", so Matthäus. "Wenn ich mich neu beweisen und voll angreifen möchte, muss ich mich nach dem Urlaub eigentlich in einer Top-Verfassung beim neuen Verein präsentieren."

Alle Experten sind sich einig: Sollte Götze in den nächsten Wochen keine tragende Rolle spielen, vielleicht nicht einmal Stammspieler sein, würden die Diskussionen richtig an Fahrt aufnehmen.

In München war Trainer Pep Guardiola sichtlich genervt, immer wieder auf die Nichtberücksichtigung von Götze angesprochen zu werden. In Dortmund würden die Nachfragen vermutlich sogar zunehmen. Zu viele Emotionen sind mit der Rückkehr Götzes verbunden, als dass solch ein Thema kurz abgehandelt werden könnte.

Hinzu kommt die Fan-Problematik. Zwar wurde der Rückkehrer in Dortmund überraschend gut aufgenommen. Doch gibt es noch immer viele Anhänger, die Götze den Weggang von 2013 übel nehmen. Große Leistungen auf dem Platz sind das Einzige, womit der Dortmunder alle Herzen zurückgewinnen könnte.

Fühlt sich Götze nun wieder wohl?

Aber wer weiß: Vielleicht gelingt ihm das schneller als viele denken. Mit seiner Kreativität, seiner Ballsicherheit und seinen starken Dribblings zählt er fußballerisch noch immer zu den Besten, was Deutschland zu bieten hat. Das wird er nicht verlernt haben.

Die große Hoffnung von Hans-Joachim Watzke ist, dass der Wohlfühlfaktor Götze wieder auf die Sprünge hilft. Gegenüber der "Sport Bild" sagte er, dass sich das Eigengewächs wieder richtig heimisch fühlt: "Dieses Gefühl hat ihm offensichtlich gefehlt, dieses menschliche Miteinander, dieses Wohlfühlen in einer Gruppe."

Götze mache jedenfalls den Eindruck, glücklich über seine Rückkehr nach Dortmund zu sein: "Das ist eine Grundvoraussetzung, um den außergewöhnlichen Fußball spielen zu können, den Mario liebt."

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