Zu Beginn der laufenden Saison spielte Mario Götze bei Borussia Dortmund keine Rolle. In der Bundesliga griff Lucien Favre erst am siebten Spieltag auf den genialen Techniker zurück. Zwei Monate und acht Einsätze später spricht Götze über seine Zeit am sportlichen Abgrund.
Mario Götze hat sportlich und gesundheitlich magere Jahre hinter sich. Im Sommer 2018 drohte der deutsche WM-Held von 2014 bei seinem Heimatverein Borussia Dortmund in der Versenkung zu verschwinden.
Der neue Trainer
Götze: "Wusste, dass ich wichtig bin"
Gleichzeitig kämpfte der 26-Jährige darum, wieder berücksichtigt zu werden. "Über noch mehr Motivation und noch mehr Training wollte ich Favre zeigen, dass ich meinen Platz in der Mannschaft verdient habe", sagt Götze in einem Interview mit Eurosport. "Ich wusste, dass ich wichtig bin für die Mannschaft, und habe die Ruhe bewahrt."
Es hat sich ausgezahlt: Götze fehlte in der Bundesliga seit seinem Saisondebüt nur noch einmal. Das war am zehnten Spieltag in Wolfsburg. Götze kurierte eine Bronchitis-Erkrankung aus.
"Zum Ende der Hinserie ist es viel, viel besser geworden mit meinen Spielanteilen", betont Götze, der in dieser Saison in der Bundesliga fünfmal von Beginn an gespielt hat: "Der Prozess war gut für mich."
Götze läuft für Alcácer
Wegen seiner Tore aber ist Götze nicht mehr wichtig für den BVB. Seine Torgefahr tendiert viereinhalb Jahre nach seinem berühmten Schuss ins Gehäuse der Argentinier im Finale der WM gegen null. In 14 Pflichtspielen 2018/19 hat Götze erst einmal getroffen.
Den Job des eiskalten und zuverlässigen Vollstreckers hat Dortmunds Super-Joker Paco Alcácer übernommen. Der spanische Nationalstürmer kam von der Bank des FC Barcelona.
Götze hat sich das Argument, wieder zum Einsatz zu kommen, quasi erlaufen. 12,25 Kilometer pro Spiel legt er im Durchschnitt zurück. Alcácer "nur" 10,14 Kilometer.
Die Arbeitsteilung der beiden lässt sich angesichts dieser Daten so zusammenfassen: Götze läuft den Gegner müde, den Alcácer im Anschluss erlegt.
Marktwert wie der 19-jährige Götze
Die neue Qualität Götzes schlägt sich in seinem Marktwert indes nicht nieder. Seit seinem historischen Rio-Moment gegen Argentinien ist Götzes Marktwert nach Angaben des Portals "Transfermarkt.de" von 55 Millionen auf 18 Millionen Euro gesunken. So viel war Götze schon als 19-Jähriger wert.
Dafür gibt es Gründe. Seit 2015 ließ Götze dessen Gesundheit zu oft im Stich, um den in den Himmel geschossenen Erwartungen an seine Person gerecht zu werden.
Als Lucien Favre zu Beginn der laufenden Saison als Trainer beim BVB antrat, war Götze körperlich noch gezeichnet von seiner langen Viruserkrankung.
Davor hatten ihn ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich und anschließende muskuläre Probleme zurückgeworfen. Zwischen 2015 und 2018 bestritt Götze von 102 möglichen Bundesligaspielen nur 48.
Das Ende der Karriere war keine Option
Ans Aufhören habe er aber nie gedacht. "Dafür liebe ich den Fußball zu sehr, auch das Training, die vollen Stadien und die Erfolge, die man feiern kann", betont der frühere Münchner.
Zwar könne er auf das Drumherum verzichten. Mit dem Rummel um seine Person aber gehe er inzwischen "viel entspannter" um.
"Aber mit der Mannschaft diese Sachen zu erleben, auch persönlich Erfahrung zu sammeln - der Reiz und die Leidenschaft wird immer da sein. Deswegen ist der Rest daneben auch nicht so wichtig." (hau/afp/dpa)
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