Die Erfolgsgeschichte des FC Bayern München gründet auf seriösem Wirtschaften. Inzwischen ist der deutsche Rekordmeister den anderen Bundesligisten meilenweit voraus. Doch darin liegt eine große Gefahr.
Der gemeine Fußballfan schüttelt in den Transferperioden mehr und mehr den Kopf. 28 Millionen Euro für einen weitgehend unbekannten Marokkaner namens Medhi Benatia, 30 Millionen Euro für einen weitgehend unbekannten Brasilianer namens Douglas Costa. Der FC Bayern München ist nicht zimperlich, wenn er einen Spieler haben will.
Nun kann man anhand der unverschämt anmutenden Zahlen mit dem Kopf schütteln. Die Sache ist nur: Es sind Zahlen, die der Markt vorgibt. Und: Der FC Bayern ist ein großer und seriöser Player auf diesem Markt und wird dies wohl auch in Zukunft bleiben.
Wie am Dienstag bekannt wurde, haben der deutsche Rekordmeister und Audi ihren Sponsorenvertrag bis 2025 verlängert. Zwar wurden keine Details des Vertrages genannt, doch ist davon auszugehen, dass die Zahlungen des Autobauers an Bayern München nicht weniger werden. Audi ist seit Juni 2011 Anteilseigner bei den Münchnern mit 8,33 Prozent und investierte bislang rund 25 Millionen Euro pro Jahr.
Die Ingolstädter sind dabei nur ein finanzkräftiger Sponsor unter vielen. Wie aus dem letzten Finanzbericht von Bayern München aus dem Jahr 2014 hervorgeht, betrugen die Sponsoreneinnahmen in der Saison 2013/2014 knapp 120 Millionen Euro. Zum Vergleich: In der Spielzeit 2006/2007 verdiente der Verein knapp 63 Millionen Euro an Sponsorengeldern.
Neben Audi halten auch die Dax-Konzerne Allianz und Adidas Anteile von 8,33 Prozent; der Sportartikelhersteller sponsert den FCB mit 20 Millionen Euro, die Allianz zahlt sechs Millionen Euro. Der größte finanzielle Unterstützer ist die Telekom mit rund 30 Millionen Euro. Darüber hinaus gibt es zudem insgesamt mehr als 20 weitere Unternehmen, sie nennen sich Premium oder Classic Partner, die viel Geld bezahlen, damit der amtierende deutsche Meister mit ihrem Namen wirbt. Die vielen Geldgeber trugen ihren Teil dazu bei, dass der FCB in seinem vergangenen Jahresbericht einen Rekordumsatz von 528,7 Millionen Euro sowie 16,5 Millionen Euro Gewinn nach Steuern vermelden konnte.
Der FC Bayern München ist eine höchst attraktive Marke. Unternehmen, die es sich leisten können, wollen mit dem Klub in Verbindung gebracht werden. Schließlich steht Bayern München für Erfolg und Seriosität, beides verspricht eine goldene Zukunft.
Doch die vorgezeichnete Erfolgsgeschichte des FCB hat auch ihre Schattenseiten. Zunächst für die Bundesliga, dann womöglich für die Münchner selbst.
Die Argumentation der Skeptiker des wirtschaftlichen und damit einhergehenden sportlichen Booms des FC Bayern München lautet: Der Stern des Vereins leuchtet derart stark, dass die restlichen Mitstreiter in der Bundesliga daran verglühen könnten. Der strukturelle Vorsprung der Bayern könnte noch mehr als in der Vergangenheit das Meisterschaftsrennen in der Liga zu einer einseitigen Veranstaltung machen. Dies wiederum würde den Bundesligabetrieb abwerten und kann daher eigentlich nicht im Sinne des FC Bayern München sein.
Tatsächlich spiegelt sich der große Abstand in der Bundesligatabelle der vergangenen Saison im wirtschaftlichen Bereich wider. Borussia Dortmund folgt in Sachen Umsatz mit gerade einmal 228 Millionen Euro, dann kommt der FC Schalke 04 mit 215 Millionen Euro. Die beiden Klubs setzen also nicht einmal halb so viel um wie die Bayern. Ein Geheimnis rankt sich diesbezüglich um den VfL Wolfsburg. Die Fußball GmbH des Vereins ist nach einem Beschluss der Gesellschafterversammlung seit der Saison 2011/2012 von der Offenlegung der Zahlen befreit. Nach Informationen von sportschau.de allerdings soll sich der Umsatz des VfL Wolfsburg in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 160 und 190 Millionen Euro belaufen haben.
Einen ernsthaften Konkurrenten für Bayern München gibt es, was die Wirtschaftskraft betrifft, in Deutschland nicht. Nicht in dieser Saison und vermutlich auch nicht in den folgenden Spielzeiten. Der Verein ist einfach zu groß geworden. Die Hoffnung vieler Fußballfans liegt darin, dass der Sport mitunter stärker ist als die bloßen Zahlen. Manchmal schlagen die Kleinen die Großen. Doch das ist die Ausnahme.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.