Mit Renato Sanches hat der FC Bayern München eines der begehrtesten Talente im Weltfußball verpflichtet. Doch nicht immer ist es vorteilhaft, einen Fußball-Teenager aus dem Ausland zu holen. Niemand weiß das besser als der Rekordmeister.
Klein, aber oho: Renato Sanches ist nur 1,76 m groß, bringt aber alle Voraussetzungen für einen Weltklasse-Mittelfeldspieler mit. Seine Dynamik, seine Zweikampfstärke, seine Passgenauigkeit und seine Schussstärke sind herausragend. Oft wird er mit dem niederländischen Ex-Superstar Edgar Davids verglichen - und das nicht nur wegen der Rastalocken. Als sein Vorbild bezeichnet Sanches allerdings den Brasilianer Ronaldinho.
35 Millionen Euro beträgt die Ablöse für das 18 Jahre alte Mega-Talent von Benfica Lissabon. Gut möglich, dass noch viele Millionen dazukommen. Auf der Benfica-Homepage ist die Rede von "weiteren Werten in Höhe von 45 Millionen Euro, die von dem Erreichen der Vertragsziele abhängen". Das heißt: Sanches kann die Bayern bis zu 80 Millionen Euro kosten - Gehalt nicht mit eingerechnet.
Laut Bayerns stellvertretendem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen werden die Bonuszahlungen zum Beispiel fällig, wenn Sanches in die Weltelf berufen oder FIFA-Weltfußballer wird. Dass er das Potenzial dazu hat, steht außer Frage. Als einzige Schwäche gilt seine Übermotiviertheit, die manchmal zu unnötigen Fouls führt.
Pep Guardiola sagt Sanches große Zukunft voraus
Trotz seines zarten Alters ist Renato Sanches bereits Dreh- und Angelpunkt in der Zentrale von Benfica. Deutsche Fans konnten sich davon überzeugen, als Bayern München im Champions-League-Viertelfinale auf Lissabon traf. Bayern-Coach Pep Guardiola sagte auf einer Pressekonferenz: "Er ist einer der besten jungen Spieler in Europa. Vor allem hat er schon eine große Persönlichkeit. Er läuft sehr viel, hat Top-Qualität. Renato hat eine große Zukunft."
Viele europäische Top-Vereine waren an dem Ballkünstler interessiert. Mit Manchester United stand er laut Medienberichten kurz vor einer Einigung.
Es ist reine Spekulation, ob der englische Traditionsverein das Interesse verlor oder Sanches selbst einen Wechsel in die Bundesliga bevorzugte. Sicher scheint aber, dass der zukünftige Bayern-Trainer
Ob nun in der Zentrale, in der Offensive oder als Spielmacher - Sanches kann im Mittelfeld alle Positionen einnehmen. Ancelotti hat bisher meist ein 4-2-3-1-System bevorzugt. Gut möglich also, dass Sanches eine der beiden Sechser-Positionen einnimmt und einen erfahrenen Nebenmann wie Xabi Alonso (16 Jahre älter) an die Seite gestellt bekommt.
Das "Schlitzohr" aus dem Problemviertel
Renato Júnior Luz Sanches, so der vollständige Name des Portugiesen, stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern sind aus Afrika nach Lissabon ausgewandert. Der Vater verließ die Familie fünf Monate nach Renatos Geburt. Der Kleine musste lernen, sich im Problemviertel Musgueira alleine durchzuschlagen. Das brachte ihm den Spitznamen des "Schlitzohrs" ein.
Fußball wurde früh zu seinem wichtigsten Lebensinhalt. Erst spielte er bei Aguias da Musgueira, dann wechselte er mit neun Jahren in die Jugendabteilung von Benfica Lissabon. Laut Medienberichten wurde bereits damals eine Ablöse gezahlt - und zwar 750 Euro. Im Oktober 2015 debütierte er bei den Profis, im März 2016 in der portugiesischen Nationalmannschaft.
In Portugal ist er bereits ein Superstar. Bestes Beispiel: Zehn Minuten nach seiner Einwechslung beim Länderspiel Portugal gegen Bulgarien stürmte ein junger Fan auf den Rasen. Statt zum Weltstar Cristiano Ronaldo zu rennen, fiel er Renato Sanches um den Hals. Trotz seiner Popularität soll er der "nette Junge von nebenan" geblieben sein.
Mega-Ablösen für Teenager
Gut möglich, dass er auch in München schon bald ein gesetzter Top-Spieler sein wird. Dann hätte sich die Investition gelohnt. Zweistellige Millionenablösen für junge Kicker, die gerade die Volljährigkeit erlangt haben, sind längst keine Seltenheit mehr .
Im vergangenen Jahr legte Manchester United rund 50 Millionen Euro für den 19-jährigen Stürmer Anthony Martial auf den Tisch.
Auch der FC Bayern München griff schon einmal tief in den Geldbeutel, um einen talentierten Teenager aus dem Ausland nach München zu locken. Im Jahre 2008 wurde das brasilianische Abwehrtalent Breno für zwölf Millionen Euro verpflichtet.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge sprach bei dem damals 18-Jährigen von einer Verpflichtung für die Zukunft. Sie entpuppte sich als großer Irrtum.
Breno kam in Deutschland nie richtig an, wurde später wegen schwerer Brandstiftung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Mittlerweile ist er zu seinem Jugendverein FC São Paulo zurückgekehrt. Bleibt zu hoffen, dass die Geschichte von Renato Sanches einen besseren Ausgang findet.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.