Fußball ohne Zuschauer im Stadion ist möglich. Ohne Schiedsrichter nicht. Auch sie mussten sich vor dem Neustart der Bundesliga und 2. Bundesliga auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen - allerdings viel später als die Spieler.

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Ohne Schiedsrichter kein Fußball. Wenn die Bundesliga und die 2. Bundesliga mit dem 26. Spieltag ihren Betrieb nach neunwöchiger Corona-Unterbrechung wieder aufnehmen, müssen auch die Unparteiischen fit und gesund sein.

"Selbstverständlich" werde es auch an die Referees hygienische und medizinische Anforderungen geben, sagte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL). "Meines Wissens aber müssen die Schiedsrichter jetzt nicht in Zweikampftraining mit Körperkontakt", führte Seifert weiter aus. Dies erkläre die zeitliche Differenz zu den Testwellen bei den Profis von etwa einer Woche.

Wie wurden die Schiedsrichter auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet?

Wie der DFB mitteilte, werden wie die Spieler auch die Schiedsrichter vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs zweimal getestet. Diese Tests erfolgten wahrscheinlich bei Klubs aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga, die dem jeweiligen Wohnort des Schiedsrichters geografisch am nächsten liegen.

Der zweiten Testung können sie sich am Vortag ihrer ersten Ansetzung unterziehen. Im weiteren Saisonverlauf werden die Unparteiischen dann jeweils am Vortag einer Spielleitung getestet.

Was passiert, wenn ein Schiedsrichter laut Test mit dem Coronavirus infiziert ist?

Im Falle eines positiven Testergebnisses begibt sich der Unparteiische in sofortige Selbstisolation gemäß den geltenden behördlichen Vorgaben.

Aufgrund der dezentralen Anreise des Schiedsrichterteams ist keine Quarantäne des gesamten Schiedsrichterteams erforderlich. Das Team um den leitenden Unparteiischen würde erstmals am Spieltag aufeinandertreffen, nachdem die Testergebnisse bereits ausgewertet vorliegen.

Doch nicht nur die Schiedsrichter auf dem Platz sind zu schützen. Im Kölner "Videokeller" werden laut Seifert "bauliche Veränderungen vorgenommen, um die Maßnahmen gegen Infektionen bestmöglich umzusetzen".

Wie leitet ein Schiedsrichter ein sogenanntes Geisterspiel?

Geisterspiele sind aus Sicht von Bundesliga-Referee Daniel Siebert einfacher zu leiten als normale Fußball-Partien mit Zuschauern. Unter anderem könne der Unparteiische Fouls hören, wie Siebert den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" sagte.

"Man hört den Fußkontakt, Schienbein an Schienbein oder Sohle an Sohle. Das erzeugt ganz bestimmte Geräusche. Und als Schiedsrichter habe ich ein geschultes Ohr dafür, welcher Kontakt regelwidrig und welcher noch im Rahmen eines fairen Zweikampfes ist."

Siebert leitete diese Saison auf internationaler Ebene bereits zwei Partien, bei denen kein Publikum war. "Damit bin ich wahrscheinlich gerade so erfahren wie kaum ein anderer deutscher Schiedsrichter", sagte er.

Siebert: "Geisterspiele sind fairer"

Diese Spiele werden seiner Erfahrung zufolge auch fairer geführt. "Die Emotionen sind raus, die Spieler konzentrieren sich auf das Fußballspielen", sagte Siebert. "Natürlich hat man mal strittige Einzelsituationen, aber die hallen nicht so nach wie bei Spielen mit Publikum, das dann noch länger pfeift und damit Druck aufbaut."

Für den früheren Top-Schiedsrichter Knut Kircher liegt darin für seine Kollegen aber auch eine große Herausforderung. "Wenn im weiten Rund nichts mehr ist, dann ist das wirklich ein ungewohntes, vielleicht auch ein beklemmendes Gefühl", sagte der 51-Jährige der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er habe als Schiedsrichter selbst einmal ein Länderspiel ohne Zuschauer in Belgrad gepfiffen.

"Als Schiedsrichter ist man es auch gewohnt, diese Geräuschkulisse als Push-Faktor zu haben, du bist dann auch in dieser Manege drin, das ist das Gleiche wie für einen Spieler, der ja auch von den Massen getragen wird", sagte er.

Kircher: "Dem Schiedsrichter fehlt die Rückmeldung der Menschenmassen"

"Die Menschenmassen treiben zwar nicht den Schiedsrichter an, sie geben aber Rückmeldung. Und das ist schwer, da einen neuen Maßstab zu finden, wenn diese Reize auf einmal fehlen."

In seiner Funktion als Schiedsrichter-Beobachter des DFB darf Kircher bei der Fortsetzung des Spielbetriebs nicht mehr im Stadion sein, um die Spielleitung der Unparteiischen zu beurteilen. Er muss sich dann auf TV-Eindrücke und Coaching per Telefon beschränken.

"Man hat nicht mehr den Blick auf das ganze Spielfeld. Ansonsten stelle ich mir schon vor, dass das machbar ist", sagte er. "Es fehlt nachher nur der persönliche Austausch mit dem Schiedsrichter. Aber den kann man übers Telefon machen." (hau/dpa/AFP)

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