- Es war die letzte Saison von Manuel Gräfe als Bundesliga-Schiedsrichter.
- Doch der Unparteiische wollte nicht aufhören.
- Jetzt verklagt er den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Manuel Gräfe will nach seinem unfreiwilligen Karriereende gegen den Deutschen Fußball-Bund vor Gericht ziehen und die umstrittene Altersregel für Schiedsrichter zum Kippen bringen. "Ich verklage den DFB wegen Altersdiskriminierung", kündigte der langjährige Bundesliga-Referee in einem Interview des "Zeit Magazin" an.
"Der DFB behauptet, sich gegen Rassismus, Diskriminierung und für Diversität einzusetzen. Die Altersregel steht dem entgegen", ist
Gräfe musste seine Karriere am Ende der vergangenen Saison trotz sehr guter Leistungen beenden, weil er die vom DFB festgesetzte Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hat. "Ich hätte gerne weitergemacht. Meinen Füßen, Knien und der Hüfte geht es gut. Aber der DFB pocht auf eine uralte Richtlinie", beklagte der Berliner und betonte: "Ich fühle mich, als könnte ich bis 50 pfeifen oder länger."
Gräfe wird nicht mehr pfeifen
Trotz guter Bewertungen und hoher Akzeptanz bei den Profis war Gräfe vom Verband nicht mehr auf die Schiedsrichterliste für die Saison 2021/22 gesetzt worden. "Jetzt hat der DFB mal einen guten – ich hoffe, ich darf das so sagen – und beliebten Schiri, und dann sortiert er ihn aus, offenbar nur, weil er nicht zu allem Ja und Amen sagt. Leider ändern in diesem Verband Argumente nichts, sondern nur die Steuerfahndung oder Richter", schimpfte Gräfe über den DFB.
Dabei gebe es international durchaus Beispiele, die für eine Lockerung oder gar Abschaffung der Regel sprechen. "In Holland gibt es die Altersgrenze seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. In der Premier League pfeifen zwei, die die 50 bereits überschritten haben. Und die UEFA setzt den Niederländer Björn Kuipers mit 48 bei der EM ein", zählte Gräfe auf.
Gräfe: DFB geht zu wenig nach Leistung
In Deutschland würden die Unparteiischen dagegen seiner Ansicht nach zu wenig nach Leistung bewertet. Fitness sei zwar wichtig, werde aber überbewertet. "Man kann mit Routine und Spielverständnis besser positioniert sein, als wenn man blind umherrennt. Letztlich zählt allein die Qualität der Entscheidungen", sagte Gräfe. Seine Schlussfolgerung: "Was der DFB macht, sieht nach Altersdiskriminierung aus."
Vor Gericht wolle er für die gesamte Schiedsrichtergilde kämpfen, da die Regel auch andere Kollegen wie Guido Winkmann und Markus Schmidt - die beide wegen der Altersgrenze ebenfalls nicht mehr pfeifen dürfen - betreffe.
"Die Regel hat sogar in unteren Spielklassen Folgen. In der Regionalliga wird manchem 25-Jährigen mitgeteilt, dass er bald aufsteigen müsse, sonst sei er zu alt. So geben viele perspektivlos und frustriert auf", kritisierte Gräfe. Zugleich stellte er klar: "Ich selbst werde nicht mehr pfeifen, auch wenn ich mit meiner Klage Erfolg haben sollte." (dpa/sap)
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