Viele Fouls, viele Karten, Zoff und keine Tore: Die Partie zwischen RB Leipzig und dem FC Ingolstadt 04 war nichts für Fußball-Liebhaber. Die Hauptschuld daran trugen die Spieler, doch auch der Unparteiische war nicht frei von Verantwortung.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Meine Meinung
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Schon das Hinspiel zwischen dem FC Ingolstadt 04 und RB Leipzig war eine umkämpfte und ausgesprochen hektische Angelegenheit.

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Beim überraschenden 1:0-Sieg der "Schanzer" im Dezember gab es sechs Gelbe und eine Gelb-Rote Karte, der Schiedsrichter hatte mit der hart geführten Partie eine Menge Arbeit.

Der spielerischen Überlegenheit der Leipziger begegneten die Ingolstädter seinerzeit mit einem robusten, körperbetonten Einsatz, der oft die Grenzen des Erlaubten überschritt.

Es kam zu zahlreichen Unterbrechungen, sieben Minuten Nachspielzeit waren die Folge. Am Ende stand für die Sachsen die erste Niederlage der Saison.

Im Rückspiel wählten die abstiegsbedrohten Oberbayern nun eine ähnliche Taktik: Sie gingen mit rustikalen Mitteln zu Werke und versuchten so immer wieder, den Spielfluss zu unterbinden.

Dadurch trampelten sie den Gastgebern derart auf den Nerven herum, dass diese gereizt reagierten und sich aus dem Konzept bringen ließen.

Weil beide Mannschaften, vor allem aber die Gäste oft am Boden lagen und zudem ständig über Entscheidungen des Unparteiischen Daniel Siebert lamentierten, entwickelte sich eine zerfahrene, unansehnliche Begegnung. Für den Referee war sie höchst unangenehm zu leiten.

Morales, Poulsen & Co.: unzugänglich und halsstarrig

Insgesamt 29-mal verhängte er einen Freistoß wegen eines Foulspiels, hinzu kamen acht Verwarnungen und eine Gelb-Rote Karte, wobei Ingolstadt doppelt so viele Disziplinarstrafen sammelte wie Leipzig.

Trotzdem bekam der 32 Jahre alte Schiedsrichter aus Berlin einfach keine Ruhe in die Partie. Immer wieder gab es Nickligkeiten und Diskussionen.

Das lag vor allem an den Akteuren selbst. Sie erwiesen sich als größtenteils unzugänglich, schlecht gelaunt und halsstarrig.

Der negative Höhepunkt ereignete sich in der 60. Minute, als RB Leipzig nach einem eigentlich harmlosen Foul im Mittelfeld den fälligen Freistoß schnell ausführen wollte.

Alfredo Morales verhinderte das jedoch im Verbund mit Almog Cohen auf unfaire Weise, wofür ihn der empörte Yussuf Poulsen leicht schubste. Der Ingolstädter nahm das zum Anlass, erst bereitwillig zu Boden zu gehen und sich, als er wieder stand, mit einem Schubser an Poulsen zu revanchieren. Auch der fiel theatralisch um. Daniel Siebert bestrafte dieses unwürdige Schauspiel mit einer Gelben Karte für beide.

Morales sah nach 86 Minuten schließlich auch noch völlig zu Recht Gelb-Rot, als er Marcel Sabitzer nur noch durch ein taktisches Foul stoppen konnte. Dass alle 22 Spieler das Spielende auf dem Platz erleben würden, hatte da ohnehin kaum noch jemand erwartet.

Wie der Schiedsrichter zur Unruhe beitrug

Auch fast alle anderen Karten hatten ihre Berechtigung. Lediglich die Verwarnung gegen den Ingolstädter Innenverteidiger Roger nach 43 Minuten war zu hart.

Denn dessen Körperkontakt mit Poulsen erfüllte weder den Tatbestand der Rücksichtslosigkeit noch den der Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs.

Trotzdem kann man den bedauernswerten Unparteiischen nicht völlig vom Vorwurf freisprechen, ebenfalls zur Unruhe beigetragen zu haben. Denn nicht immer war seine Linie bei der Beurteilung von Zweikämpfen einheitlich. Manchmal zeigte er sich kleinlich, dann wieder zu großzügig.

Es war zu spüren, dass Siebert einerseits geradlinig sein und andererseits den Spielfluss nicht durch noch mehr Unterbrechungen zusätzlich hemmen wollte. Unter diesem Vorhaben litt allerdings ein wenig seine Berechenbarkeit für die Spieler und in der Folge auch seine Akzeptanz. Seine Maßnahmen verpufften, die Akteure änderten ihr Verhalten nicht.

Ingolstadt hatte mehr vom Referee

Hinzu kam eine gewisse Inkonsequenz bei der Kartenverteilung. Marvin Matip etwa hätte für sein rüdes Foul an Poulsen in der 32. Minute eine Verwarnung verdient gehabt.

Auch Cohen durfte sich glücklich schätzen, für seine Stänkereien und Rüpeleien ohne Gelb davongekommen zu sein.

Markus Suttners Tritt gegen Timo Werner in der 65. Minute, der für den Leipziger eine verletzungsbedingte Auswechslung zur Folge hatte, blieb ebenfalls ohne Sanktion. Hier wäre eine weitere Verwarnung angemessen gewesen.

Die Hausherren waren zwar gewiss keine Unschuldslämmer, doch den Ingolstädtern kam die Regelauslegung und -anwendung des Unparteiischen erkennbar mehr entgegen.

Der derzeit jüngste deutsche FIFA-Referee muss sich aber nicht grämen: In diesem schwierigen Spiel, das auch auf den Zuschauerrängen für viel Unsachlichkeit sorgte, hatte er kaum einmal die Gelegenheit zu glänzen.

Und die Ruhe, die er angesichts der permanenten Nörgeleien bewahrte, war bemerkenswert. Schade, dass sie sich nicht auf die Spieler übertrug.

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