Die deutschen Profivereine zeigen keine Solidarität mit Werder Bremen. Die Hanseaten hatten vorgeschlagen, die Polizeikosten bei Risikospielen auf alle Clubs zu verteilen. Der Antrag wurde abgeschmettert. Bayern-Boss Rummenigge zeigt keinerlei Verständnis für die Bremer. Werder droht nun mit dem Rechtsweg.
Nach der krachenden Niederlage bei der Abstimmung über einen Solidarfonds im Profi-Fußball schaltete Werder Bremens Führungsriege umgehend in den Angriffsmodus. Die deutliche Abfuhr der Erst- und Zweitligisten für den auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga eingebrachten Werder-Vorschlag, die Beteiligung an den Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen auf alle Schultern zu verteilen, stachelte den Kampfgeist der Bremer nur noch mehr an.
"Um die Interessen von Werder zu vertreten, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Rechtsweg zu beschreiten. Wir hätten diese Situation gerne vermieden. Aber wir müssen alles dafür tun, dass der Schaden, den das Land Bremen uns aufbürdet, so gering wie möglich ausfällt", erklärte Klaus Filbry, Werders Vorsitzender der Geschäftsführung, in einer Vereinsmitteilung.
"Ich habe kein Verständnis dafür"
Bayern Münchens Vorstandschef
Genau das ist jedoch der Knackpunkt, fühlen sich die Bremer in der Streitfrage doch von den anderen Vereinen im Stich gelassen. "Wir haben heute gemerkt, dass es keine Solidarität mit Werder Bremen gibt. Werder steht isoliert da", resümierte Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald beim Verlassen des noblen Tagungshotels vor den Toren Frankfurts.
Rummenigge hatte die Ablehnung des Bremer Antrags zuvor so begründet: "Wir können mit Werder Bremen nicht solidarisch sein, weil es das völlig falsche Zeichen wäre. Wenn wir einen Fonds gründen würden, wäre das eine offene Tür und ein Muss für alle Länder, die Bundesliga zur Kasse zu bitten. Das können wir nicht akzeptieren."
Unterstützung erhielt Rummenigge von Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Es gibt keinen Grund, den Alleingang der Bremer Landesregierung von Seiten der DFL zu subventionieren. Ich bin der Meinung, dass sich das Land Bremen auf dem Holzweg befindet."
Saftige Rechnung
Von den 34 anwesenden Vereinen - nur die Vertreter der Zweitligisten Hannover 96 und VfL Osnabrück fehlten bei der rund zweistündigen Versammlung in Neu-Isenburg - votierten 32 gegen den Bremer Antrag. RB Leipzig enthielt sich der Stimme. Damit bleibt Werder vollumfänglich auf den vom Land Bremen in Rechnung gestellten Kosten in Höhe von 1,17 Millionen Euro sitzen.
Die Rechnungen, die zunächst von der DFL beglichen wurden, werden nun an Werder weitergeleitet. Die Hälfte der Gesamtsumme wird dem Bundesligisten allerdings bis zur abschließenden juristischen Klärung gestundet. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte im März entschieden, dass die Bundesländer die zusätzlichen Polizeikosten bei Hochsicherheitsspielen grundsätzlich der DFL in Rechnung stellen dürfen. Die DFL will in dem Rechtsstreit auf jeden Fall vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Wann dies geschehen wird, ist offen.
Keine Tickets für Gäste-Fans?
Bis es so weit ist, müssen auch künftige Gebührenbescheide vom betroffenen Verein allein getragen werden. Werder erwägt daher, bei Hochrisikospielen künftig keine Tickets mehr an Gäste-Fans zu verkaufen. "Das ist keine Drohung von uns. Wir sind schon im April von der Polizei Bremen mit diesem Thema konfrontiert worden", sagte Hess-Grunewald. Wäre es damals im Halbfinale des DFB-Pokals zum Nord-Derby gegen den Hamburger SV gekommen, hätten die Bremer 1200 Gäste-Karten nicht verkaufen dürfen.
Derzeit werden Gebührenbescheide nur vom Bremer Senat erhoben. In Rheinland-Pfalz und Hamburg soll es aber zumindest Überlegungen für eine ähnliche Regelung geben. "Ich glaube, wenn auch andere Vereine davon betroffen wären, müsste man die Situation noch einmal neu bewerten", sagte Werder-Präsident Hess-Grunewald.
Rummenigge lehnt das rundweg ab. "Grundsätzlich haben wir kein Verständnis dafür, an den Polizeikosten beteiligt werden zu sollen. Wir zahlen alle wahnsinnig viele Steuern. Ich habe da dreistellige Millionenbeträge im Hinterkopf, die Bayern München abliefert. Wir sind uns mit dem Innenminister einig, dass dies in Bayern auf keinen Fall passieren wird."
Auch Hessen lehnt das Bremer Modell ab. "Der Staat hat das alleinige Gewaltmonopol und muss dieser Aufgabe, die Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, auch bei Fußballspielen nachkommen", bekräftigte Innenminister Peter Beuth. Die DFL-Entscheidung verhindere "die Mithaftung auch unbescholtener Vereine für falsche Entscheidungen der Bremer Politik". (sg/dpa)
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