Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass der FC Bayern die Verpflichtung des damals 19-jährigen Jann-Fiete Arp für den Sommer 2019 bekannt gab. Schon damals rieben sich viele Beobachter die Augen. Kommt der Schritt zum FC Bayern nicht viel zu früh? Die Skeptiker werden sich heute bestätigt fühlen. Fiete Arp spielt in der laufenden Saison des FC Bayern bisher überhaupt keine Rolle.
Dabei wäre der längerfristige Ausfall von Top-Stürmer
Ein Rückschlag nach dem nächsten
Arp versucht über die Bayern-Amateure in der 3. Liga Spielpraxis zu sammeln. Auch dort gehört er jedoch in der laufenden Rückrunde nicht automatisch zur Startelf. Immerhin: Am vergangenen Freitag gelang ihm in Unterhaching sein erster Saisontreffer.
Es war der Siegtreffer beim 1:0-Erfolg. Ein "dreckiges Tor", wie Arp später treffend sagte. Der großgewachsene Angreifer schob seinen Körper in eine sehenswert eingeleitete Hereingabe von Jeong und fälschte den Ball aus kurzer Distanz und spitzem Winkel irgendwie ins Tor ab. Arp wird das Erfolgserlebnis gut getan haben nach einem Dreivierteljahr in München mit einem Rückschlag nach dem nächsten.
Arp stieg im Sommer nach einem verkorksten Jahr in Hamburg hoch motiviert bei den Bayern ein.
In den besten Momenten Torinstinkt gepaart mit Eleganz am Ball
Seine Stärken konnte er, wenn überhaupt, nur im Training zeigen. Arp fällt nicht unbedingt durch einen gewaltigen Abschluss oder Schnelligkeit auf. In seinen besten Momenten paart er Torinstinkt mit Eleganz am Ball und klugen Bewegungen in die richtigen Räume.
Er leitet Zuspiele gern mit dem ersten Kontakt weiter, wenn sich die Gelegenheit bietet und macht so das Spiel schnell. Insgesamt ist er ein mitspielender Stürmer, was grundsätzlich ins Anforderungsprofil eines Lewandowski-Ersatzes passen würde.
Doch Flick, der in seiner Zeit als Co-Trainer unter Niko Kovac häufig individuell mit Arp arbeitete, setzt derzeit auf andere Spieler.
Aus minimaler Spielzeit machte er mit gleich mehreren Treffern auf sich aufmerksam und ist inzwischen ein fester Teil der Rotation. Zirkzee und U19-Juwel Batista-Meyer schnappten Arp letztlich auch einen Kaderplatz für die Champions League K.o.-Phase weg.
Ausleihe im Sommer?
Arp muss ohne Zweifel an seinem Spiel arbeiten, um wieder in Flicks Fokus zu kommen. Er muss vor allem durchschlagskräftiger, torgefährlicher, konstanter werden. Schon im Training ist auffällig, wie schwer er sich häufig in direkten Duellen mit gestandenen Verteidigern tut. Er muss lernen sich durchzubeißen und auch physisch zulegen.
Natürlich stellt sich wegen der Gesamtsituation schon jetzt die Frage, wie es weiter geht für Arp. Einsätze in der 3. Liga sind gut fürs Selbstvertrauen und den Rhythmus, aber wenn der FC Bayern im Sommer tatsächlich Namen wie Sané und Havertz nach München holen sollte, wird es beim Rekordmeister nochmal deutlich enger. So dünn wie in dieser Saison wird ein Bayern-Kader so schnell nicht wieder sein. Für Arp macht es das noch schwerer.
Eine Ausleihe ist längst kein Automatismus mehr in München den Sprung zu schaffen. Das zeigten zuletzt die Beispiele Renato Sanches und Hojbjerg. Doch bei Arp ist die Lage nochmal eine andere. Ihm fehlt außer einigen wenigen Bundesliga-Einsätzen mit dem HSV die Erfahrung auf Bundesliga-Niveau.
Eine Leihe im Sommer wäre deshalb keine Flucht, sondern die Chance sich anzubieten. Wenn in der Rückrunde nichts Außergewöhnliches passiert sollte Arp sie ergreifen.
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