Christoph Kramer begeisterte mit seinen Analysen während der EM ein Millionenpublikum. Jetzt beginnt für den Gladbacher wieder der Liga-Alltag.

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Christoph Kramer freute sich wie ein kleines Kind. "Ich hatte jetzt sechseinhalb Wochen frei, das kannte man gar nicht mehr, das war wie große Schulferien", sagte der beliebte TV-Experte lachend im Podcast Copa TS. Der Rio-Weltmeister hat seinen Platz auf dem ZDF-Sofa inzwischen geräumt und die verstaubten Fußballschuhe wieder aus dem Schrank geholt. Mit dem Trainingsauftakt von Borussia Mönchengladbach am Mittwoch ist Kramer endgültig zurück im Liga-Alltag, nach dem medialen Wirbelsturm Europameisterschaft wartet wieder die "richtige" Arbeit auf ihn.

Dabei war Kramer trotz Sommerpause allgegenwärtig. Denn dieser brutzelte nicht wie viele Bundesligaprofis an einem warmen Urlaubsort in der Sonne, sondern begeisterte mit seinen knallharten Analysen im Fernsehen ein Millionenpublikum. Egal ob Kneipe oder heimisches Wohnzimmer: Wenn Kramer die packenden Auftritte der deutschen Mannschaft lobte oder sich mal wieder über die schwachen Engländer aufregte, hörten Millionen gebannt zu.

"Man kann vorher gar nicht wissen, ob man das gut kann", sagte Kramer im Spiegel-Interview. Dass die Resonanz so überschwänglich positiv ausfiel, freute den neuen Star der deutschen Fußball-Berichterstattung dann aber doch sehr. Doch trotz des Trubels um seine Person bleibt Kramer demütig.

Kramer: "Ich möchte, dass eine Meinung deutlich rüberkommt"

"Es gibt sicher bei mir noch einiges zu kritisieren, ich sage wahrscheinlich zu häufig 'Scheiße' und 'geil', und ich rede auch gern in übertriebener Sprache", so Kramer. Aber genau darauf baut der 33-Jährige auch in seiner Rolle als Experte: "Weil ich möchte, dass der Punkt klar wird. Ich möchte, dass eine Meinung deutlich rüberkommt."

Und das, ohne herablassend zu werden. "Ich finde es furchtbar einfach, Leute zu kritisieren", sagte Kramer, für den es bereits das vierte Turnier als Experte war. Viel lieber will er seine Rolle dafür nutzen, um den Menschen im ganzen Land das Spiel näherzubringen, verständlicher zu machen. "Es ist doch viel interessanter zu erfahren, warum jemand in einer Situation so gut spielt oder so schlecht."

Seine Zurückhaltung bei Kritik habe laut eigener Aussage aber nicht mit seiner Doppelrolle als Experte und aktiver Profi zu tun, sondern vielmehr "mit meinem Charakter". Kramer würde sich "sehr dumm vorkommen, als Sechser des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach einen spanischen Nationalspieler zu kritisieren".

Kramer blickt bei Mönchengladbach in eine ungewisse Zukunft

Und genau mit jenen Gladbachern startete Kramer also jetzt in die neue Saison - und in eine ungewisse Zukunft. Gehörte er im Sommer zum Stammpersonal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, war das in der vergangenen - enttäuschenden - Spielzeit mit der Borussia nicht der Fall. In der Liga kam Kramer, der zu den Top-Verdienern im Verein zählt, nur zu 14 Einsätzen.

Auch deshalb soll sich der Verein mit einer vorzeitigen Vertragsauflösung beschäftigen. Doch Kramer will es nochmal allen beweisen - und neben dem ZDF-Sofa auch wieder im Borussia-Park glänzen. (SID/lh)

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