Den ersten Fehler hat Clemens Tönnies mit seiner kaum misszuverstehenden Bemerkung über Afrikaner gemacht. Den zweiten der Ehrenrat, weil er nach stundenlanger Sitzung die Karikatur einer Strafe ausspricht. Die Folgen für Schalke sind verheerend. Für Tönnies vorerst noch nicht.

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Nach dem Eklat um Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und der schwammigen Erklärung des Ehrenrates zu diesem Vorfall kämpft der dreiköpfige Vorstand von Schalke 04 um den guten Ruf des Traditionsvereins.

Schalkes Versuch der Schadensbegrenzung

"Wir sind uns des Schadens bewusst, den der Verein in den letzten Tagen erlitten hat. Wir werden noch intensiver daran arbeiten, um innerhalb und außerhalb des Vereins deutlich zu machen, dass der FC Schalke 04 für die Werte einer weltoffenen, freien und multikulturellen Gesellschaft steht", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichen Erklärung des Führungstrios Jochen Schneider (Sport), Peter Peters (Finanzen und Organisation) und Alexander Jobst (Marketing und Kommunikation).

Schalkes Werte - offensichtlich nicht deckungsgleich mit jenen Tönnies' - und deren Verteidigung sind die eine Seite der wenig glanzvollen Medaille. Die andere ist die Zukunft des Aufsichtsratschefs. "Der gestrige Dienstag könnte auch der Anfang vom Ende der Ära Clemens Tönnies gewesen sein", schrieb die "Welt".

"Wenn ich einen ganzen Kontinent und seine Bevölkerung letztlich in eine Ecke stelle, dann erfüllt das für mich schon eher den Tatbestand des Rassismus als 'nur' den der Diskriminierung", kritisierte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, bei NDR Info.

Wie Freitag werteten auch andere Beobachter die Entscheidung des Ehrenrates als widersprüchlich, dem milliardenschweren Unternehmer zwar einen Verstoß gegen das "in der Vereinssatzung verankerte Diskriminierungsverbot" vorzuwerfen, den Vorwurf des Rassismus jedoch als "unbegründet" zu bezeichnen.

Clemens Tönnies darf seine "Strafe" selbst wählen

Dazu kommt, das Tönnies selbst die Konsequenz für seine Rede vor der Handwerkskammer in Paderborn wählen durfte.

Dass ihm die dreimonatige Auszeit "nicht vom Ehrenrat auferlegt worden ist, sondern der mächtige 63-Jährige sein Urteil im Grunde selbst gefällt hat, bildet den Gipfel der Peinlichkeiten in dieser vom ersten Moment an unglaublichen Farce", kommentierte das Fachmagazin "kicker".

Diese Farce wird auch noch den DFB beschäftigen. Nikolaus Schneider, Vorsitzender der DFB-Ethikkommission, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, dass der Fall weiterhin auf der Agenda für die nächste Sitzung am 15. August stehe.

Die Kommissionsmitglieder könnten aber auch zügig entscheiden, das Thema für sich zu den Akten zu legen. Das dreiköpfige Gremium des Verbandes kann selbst kein Urteil fällen, aber Anklage erheben, über die dann die DFB-Gerichtsbarkeit entscheiden muss.

Davon unabhängig, ist Schalkes Vorstand verzweifelt darum bemüht, die Scherben zusammenzukehren. Dies geht nicht, ohne sich von Tönnies zu distanzieren: "Bei aller Emotionalität und Aufgeregtheit der letzten Tage lassen wir den Ruf des Vereins nicht auf eine diskriminierende Aussage reduzieren."

Es käme nun darauf an, "dass sich Mitglieder, Fans und Verantwortliche auf das Wesentliche, den Verein, besinnen. Dabei spielt Zusammenhalt eine ganz wichtige Rolle. Gerade in schwierigen Situationen beweist sich die Kraft von Schalke 04, seinen Fans und Mitgliedern - das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt." (hau/AFP/dpa)

Nach Rassismus-Eklat: Rückenwind für Tönnies

"Er war selbst erschrocken über seine Aussage" - Schalke-Ikone Huub Stevens nimmt ebenso wie Sigmar Gabriel und Otto Rehagel Clemens Tönnies nach dessen Aussagen über Afrikaner in Schutz.
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