• Edin Terzic hat mit dem 2:1 in Bremen einen erfolgreichen Einstand als BVB-Trainer hingelegt.
  • Mit seiner Emotionalität an der Seitenlinie erinnert er an Jürgen Klopp.
  • Der junge Trainer lehnt den Vergleich allerdings ab.
Eine Analyse

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Was für ein Kontrast: Während der am Sonntag freigestellte BVB-Trainer Lucien Favre ein eher ruhiger Vertreter an der Seitenlinie gewesen ist, gab der zum Cheftrainer beförderte Edin Terzic beim 2:1 gegen Werder Bremen verbal Vollgas.

"Weiter geht’s, weiter geht’s", rief er immer wieder und ließ alle paar Sekunden konkrete Anweisungen folgen. "Aufrücken, aufrücken", schrie er seinen Spielern entgegen. "Immer in Bewegung bleiben."

Mit seiner Emotionalität in der Trainerzone erinnert der 38-Jährige an Jürgen Klopp, der von 2008 bis 2015 eine erfolgreiche Ära mit zwei Meisterschaften in Dortmund prägte.

Edin Terzic lobt: "Da war eine Einheit"

"Wir haben eine Mannschaft gesehen, die neben und auf dem Platz alles für den Sieg getan hat. Darum geht es, wenn es spielerisch mal nicht so leicht geht", sagte Terzic nach dem Spiel. Mit seinen Emotionen an der Seitenlinie steckte er die gesamte Mannschaft an: "Wir haben mitgefiebert, von außen und auf dem Platz. Da war eine Einheit. Das war super."

Ein Lob für den neuen Cheftrainer gab es von Kapitän Marco Reus: "In der kurzen Zeit war es unheimlich schwierig für ihn. Ein großes Kompliment, wie er das in den zwei, drei Tagen gemeistert hat."

Terzic nahm gegenüber seinem bisherigen Vorgesetzten eine Veränderung an der Grundformation vor. Ließ Favre die Mannschaft hinten mit einer Dreierkette agieren, stellte Terzic auf eine Viererkette um.

Viel Zeit, um sich an die neuen taktischen Vorgaben zu gewöhnen, hatte Dortmund nicht. Nur 78 Stunden lagen zwischen dem desaströsen 1:5 gegen den VfB Stuttgart und dem Auswärtsspiel in Bremen. "Dass die Abläufe noch nicht stimmen, ist normal", sagte Reus.

Dies kompensierte die Mannschaft allerdings mit der richtigen Mentalität. "Der Glaube war da, dass wir eine gute Mannschaft sind, wenn wir alles zusammen machen – als Einheit, sowohl defensiv als auch offensiv", analysierte Reus.

Hamann über Terzic: "Sympathischen und authentischen Eindruck"

Sky-Experte Dietmar Hamann lobte den Einfluss des Trainers. "Das war mehr BVB als die letzten Wochen", sagte der Ex-Profi über die Arbeit von Terzic. "Er macht einen sympathischen und authentischen Eindruck. Der größte Kritikpunkt war, dass die Mannschaft am Samstag nicht als Einheit aufgetreten ist. Das haben sie heute getan."

Der Vertrag des jungen Trainers gilt bis zum Saisonende. Gleichwohl hat der Übungsleiter die Gelegenheit, sich für ein längeres Engagement zu empfehlen. Hamann "würde es nicht wundern, wenn es länger gehen sollte als so mancher denkt".

Bis dahin wartet auf Terzic allerdings noch viel Arbeit. Spielerisch nämlich hat seine Mannschaft weiterhin Luft nach oben. Die Tore durch Raphael Guerreiro und Reus wurden durch Standards eingeleitet. Guerreiro traf bei den Nachwehen eines Freistoßes, Reus per Elfmeter-Nachschuss.

Aus dem Spiel heraus konnte sich Dortmund trotz der Dominanz nur wenig Großchancen erspielen. "Manchmal laufen wir uns gegenseitig die Räume zu, dann werden die Pässe eng, und es wird zu einer kleinen Einladung zum Pressing für den Gegner", bemängelte Terzic. "Da müssen wir ein bisschen früher in die Tiefe spielen."

Ein weiterer Kritikpunkt: "Wir haben Bälle verloren in Zonen, in denen wir sie einfach nicht verlieren dürfen, wenn wir Erfolg haben wollen." Der Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 resultierte zum Beispiel aus einem Fehlpass von Innenverteidiger Manuel Akanji.

16-jähriger Moukoko in der Startelf

Terzic bewies auch Mut, indem er das erst 16 Jahre alte Stürmer-Talent Youssoufa Moukoko erstmals in die Startaufstellung beförderte. Dieser vergab zwar eine 100-prozentige Torchance in der 50. Spielminute und hatte nur 19 Ballkontakte (geringster Wert aller Startelf-Spieler).

Trotzdem war der Trainer zufrieden: "Es ging nicht darum, dass er heute das Siegtor macht. Es ging darum, dass er für die Mannschaft arbeitet. Das hat er super gemacht."

Terzic über Klopp: "Er hat alle Mitarbeiter geprägt"

Und was denkt Terzic über die Vergleiche mit Klopp, für den er in Dortmund einst als Scout gearbeitet hat? "Ich sehe das nicht so", antwortete er. "Natürlich hat Jürgen nicht nur Dortmund und den Verein, sondern auch alle Mitarbeiter geprägt. Ich bin glücklich, dass ich das aus der Nähe miterleben durfte."

Genauso aber hätten ihn auch andere Trainerkollegen geprägt: "Hannes Wolf, Slaven Bilić (der am Tag nach Terzics Debüt als Trainer West Hams entlassen wurde, Anm. d. Red.) und zuletzt Favre, wo ich von allen lernen durfte. Ich bin glücklich, dass ich alle kenne und als meine Freunde nennen darf. Der Rest ist nicht mein Thema."

Für ihn gehe es einfach darum, "das Beste aus mir herauszuholen, um die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen". Der Auswärtssieg in Bremen war ein erster Schritt in diese Richtung.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz mit Edin Terzic am 15.12.2020
  • Sky: "Alle Spiele, alle Tore" (15.12.2020)
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