Das Aussetzen des Spielbetriebs bringt auch einen Verein wie Borussia Dortmund in wirtschaftliche Engpässe. Die Fans kritisieren demgegenüber horrende Gehaltszahlungen an die Profimannschaft.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Christopher Giogios dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Während die beiden Bundesligen ihre Zwangspause bis zum 30. April verlängert haben, bahnt sich bei Borussia Dortmund Unmut auf Seiten der Fans an. Im Kern geht es um die Frage, welchen Anteil die Protagonisten des Fußballbetriebs tragen müssen, um Vereine wie den BVB vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu bewahren.

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Die finanziellen Einbußen betreffen alle Vereine gleichermaßen

Klar ist: obwohl die Borussen finanziell deutlich solider aufgestellt sind als viele andere Vereine, macht sich der eingestellte Spielbetrieb auch beim BVB bemerkbar. Wie bei jedem anderen Klub auch brechen derzeit mit den ausbleibenden Fernsehgeldern, den fehlenden Zuschauer-, Catering- und Merchandiseeinnahmen rund um die Spieltage wesentliche Pfeiler der Einnahmenseite weg.

Insoweit ist es nachvollziehbar, dass die Profiklubs derzeit alles daransetzen, um zumindest vor leeren Rängen spielen zu können. Damit wären immerhin Ansprüche auf Fernsehgelder gegeben. Gleichwohl stoßen auch hier einige Vorschläge auf Widerspruch: die Idee etwa, Bundesligateams regelmäßig mit Corona-Schnelltests zu testen, klang für viele nach Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Solange jedenfalls in der Bevölkerung die schnelle Verfügbarkeit von Tests nicht für jeden gesichert ist, wäre es schwer vermittelbar, einen kleinen Kreis von Personen so zu bevorzugen.

Eine Videobotschaft der Geschäftsführung löst Diskussionen aus

Darüber hinaus geht es bei den Vereinen darum, die eigenen Finanzen im Blick zu haben. Bei Borussia Dortmund hat sich hierzu Geschäftsführer Carsten Cramer mit einer Videobotschaft an die Fans gerichtet. Diskussionen hat im Anschluss eine Aussage hervorgerufen, die Cramer zum Thema Rückerstattung bereits erworbener Tickets getätigt hat. Er warb dafür, dass "der ein oder andere Euro" bei Borussia Dortmund verbleiben solle und kündigte hierzu zeitnah verschiedene Modelle an.

Woher also der Unmut der Fans? Kritisiert wird vor allem, dass der BVB bei den Dauerkarteninhabern um Unterstützung bittet und dabei auf seine unternehmerische Verantwortung für über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verweist.

Gleichzeitig jedoch entfallen geschätzte 150 Millionen Euro der jährlichen Ausgaben auf einen kleinen Personenkreis – die Spieler der Profimannschaft. Diese haben zwar bereits einen Gehaltsverzicht angekündigt, jedoch halten es viele Fans für fadenscheinig, die Sicherheit der "einfachen" Arbeitsplätze bei Borussia Dortmund zu adressieren, wenn gleichzeitig der mit Abstand größte Posten auf extrem gut bezahlte Fußballer entfällt.

Letztlich zeigt sich, dass der Fußball als Business mit seinen exorbitanten Gehältern, Millionen-Ablösesummen und hohen Provisionen für Berater nun vor einem Glaubwürdigkeitsproblem steht.

Die Fans stellen die Solidarität der Profis in Frage

Dass zudem die Beteiligung der Profis an verschiedenen Hilfsaktionen, die die Fans in Eigenregie auf die Beine gestellt haben (etwa Einkaufshilfen für Bedürftige), durchaus mau ausfiel, verstärkt bei vielen den Eindruck, dass die Solidarität im Verein nicht von allen im gleichen Umfang gelebt wird.

Natürlich gibt es auch andere Signale: so haben etwa die vier deutschen Champions League-Vertreter (Dortmund, Bayern, Bayer Leverkusen und RB Leipzig) 20 Millionen Euro in einem Solidaritätsfonds für andere Vereine angelegt. Darüber hinaus starten vermehrt Profis (beim BVB etwa Marco Reus und Mats Hummels) auch eigene Hilfsaktionen.

Insgesamt bleibt aber die Frage unbeantwortet, ob Solidarität nicht bedeuten muss, dass diejenigen, die jahrelang vom System Fußball enorm profitiert haben, nun auch einen größeren Anteil zu tragen haben. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftig alle Beteiligten ihrer individuellen Verantwortung gerecht werden.

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