Die Bayern schlagen Arsenal mit 5:1 und zeigen dabei teilweise fulminanten Fußball. Das Viertelfinale ist quasi gebucht - und beim Gegner steht der Trainer vor dem Aus.
Manchmal liegen nur zehn Minuten zwischen Elend und Gloria. Oder, umgemünzt auf die Situation der Bayern: Zwischen möglichem Aus im Achtelfinale und sicherem Champions-League-Sieg.
Das Spiel der Münchener gegen den FC Arsenal lieferte die gesamte Palette fußballerischer Folklore. Ein tolles Spiel, die eine oder andere diskutable Schiedsrichterentscheidung, einen Trainer mit einem goldenen Händchen und zu guter Letzt eine derbe Tracht Prügel für den Gegner.
Mit 5:1 (1:1) überrollten die Bayern eine spektakulär schlechte Arsenal-Mannschaft. Zwischen der 53. und der 63. Minute schickten die Bayern den Gegner auf die Bretter, so wuchtig und brutal wie zu besten Zeiten.
Dabei war man sich vor dem Spiel gar nicht so sicher, wie gut die im Tagesgeschäft eher nüchternen Bayern in der Champagner-Liga sein würden. Die Antwort auf diese Frage lautete: Offenbar ziemlich gut.
"Wir haben in der Rückrunde bisher nicht gut gespielt. Aber das war heute wieder diese Mentalität von Bayern. Seit ich hier bin ist es so, dass wir immer da sind, wenn es eng wird", sagte
Lediglich ein Schönheitsfehler
Eine halbe Stunde lang dominierten die Bayern ihren Gegner, drückten Arsenal so tief in deren eigene Hälfte, dass die Gunners noch nicht mal im Ansatz zu einem Konterangriff kommen konnten. Zu stark war das Münchener Gegenpressing, zu konzentriert die Leistung des Rekordmeisters. Und zu schwach und ängstlich agierten die Londoner, die sich wie ein Zweitligist im DFB-Pokal in der Allianz Arena zeigten.
Erst der unglückliche, aber berechtigte Elfmeterpfiff und das Tor von Alexis Sanchez im zweiten Nachfassen veränderten die Statik des Spiels. Die Bayern waren von der Rolle und Arsenal konnte handgestoppte 15 Minuten lang die Partie offen halten.
Der Gegentreffer zeigte Wirkung, das darf trotz des am Ende glasklaren Ergebnisses nicht vergessen werden. Besonders die Art und Weise, wie das Tor fiel, gab Anlass zu interner Kritik. "Dieses Tor darf niemals passieren. Das ist die Champions League, das müssen wir anders verteidigen. Da müssen wir uns mit unserem Leben reinwerfen", zürnte Robben.
Dass es letztlich auf diesen Schönheitsfehler gar nicht mehr ankam und die Bayern jetzt schon mit dem Viertelfinale planen können, lag an einer fulminanten zweiten Halbzeit der Bayern - und an einer glatten Arbeitsverweigerung einzelner Arsenal-Spieler.
Koscielny-Auswechslung ein Knacks
Mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Kapitän und Abwehrchef Laurent Koscielny havarierte Arsenals brüchiger Kahn vollends. Wie auf Kommando verwandelte sich die Defensive der Gunners in einen Hühnerhaufen und
Erst setzte sich der Mittelstürmer im Luftduell robust gegen Shkodran Mustafi durch und köpfelte ins rechte Eck. Dann legte er Thiago den Ball mit der Hacke in den Lauf, der Spanier traf ebenso ins Netz wie sieben Minuten später.
"Wir waren vor dem Elfmeter richtig gut und nach dem Elfmeter bis zur Pause nicht mehr wirklich gut. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann auf das besonnen, was wir gut können", sagte Philipp Lahm. Der Kapitän war auf seiner rechten Seite mit Robben unermüdlich und neben Lewandowski und Thiago der beste Spieler auf dem Platz.
Dass dann am Ende auch noch Thomas Müller, für den in der Startelf in einem wichtigen Spiel mal wieder kein Platz war, mit seinem dritten Ballkontakt kurz vor Abpfiff ins Tor traf, passte zu einem formidablen Bayern-Abend.
"Wir waren heute sehr gut, defensiv wie offensiv. Wir hatten eine gute Balance, haben Arsenal praktisch keine Konter gewährt. Thiago hat Arsenal zwischen den Linien Probleme bereitet und zwei Tore erzielt. Und wir waren auf den Flügeln immer wieder gefährlich", sagte ein sichtlich zufriedener Carlo Ancelotti.
Wenger vor dem Aus?
Und Arsenal? Trat auf wie eine Mannschaft, die keine große Lust mehr verspürt auf ihren Trainer. Die Diskussionen um Arsene Wenger laufen auf Hochtouren und die "Leistung" der Mannschaft in München wird den zunehmend zahlreicher werdenden Kritikern des ewigen Franzosen voll in die Karten spielen.
Arsenals Spieler fielen in der zweiten Halbzeit nur noch damit auf, sich gegenseitig anzumeckern und entnervt Löcher in den Rasen der Allianz Arena zu treten. Die Gunners führten ihre eigene fürchterliche Serie mit sechs Ausscheiden in Achtelfinals in Folge routiniert fort, Abgang Nummer sieben ist im Prinzip nur noch Formsache.
Als Gruppensieger lebt es sich in dieser Phase des Wettbewerbs ohnehin schlecht: Mit dem 1:5 von Arsenal sieht die Bilanz nach vier von acht absolvierten Hinspielen folgendermaßen aus: Alle vier Gruppensieger haben ihre Spiele verloren, bei einem Torverhältnis von 2:13.
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