- Borussia Dortmund fühlt sich in seinem Kampf um die Teilnahme am Achtelfinale der Champions League vom Schiedsrichter betrogen und will gegen die UEFA vorgehen.
- Der frühe Platzverweis gegen Mats Hummels im Heimspiel gegen Ajax Amsterdam erhitzt die Gemüter.
- Unser Kolumnist und Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt versteht den Ärger des BVB - und schildert die strittige Szene aus seiner Sicht.
Borussia Dortmund begann in seinem Champions-League-Gruppenspiel gegen Ajax Amsterdam so, wie eine Mannschaft beginnen muss, die eine 0:4-Blamage wiedergutmachen will: dominant.
Doch dann kam die Szene, die den Spielverlauf auf den Kopf stellte, den engagierten Platzherren den ganzen Abend verdarb und letztlich zur 1:3-Niederlage der Dortmunder führte:
Hummels wütete nach Spielschluss bei DAZN: "Ich habe keine Ahnung, wie man als Schiedsrichter auf angeblichem Champions-League-Niveau da Rot geben kann. Er ist mir auf die Wade gestiegen. Das Spiel hat der Schiedsrichter heute entschieden und ich glaube, er weiß es."
Der BVB will bei der UEFA gegen die Rote Karte Einspruch einlegen
Der BVB will gegen den Platzverweis Einspruch einlegen. "Das ist eine totale Ungerechtigkeit, wir fühlen uns durch den Spielausgang genug bestraft", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem SID: "Wir appellieren an den Gerechtigkeitssinn der UEFA, ein Zeichen zu setzen und den Spieler nicht auch noch zu bestrafen." Sportdirektor Michael Zorc sprach von einer "mehr als offensichtlich und klar belegbar falschen Entscheidung, die unser Spiel kaputt gemacht hat". Die UEFA werbe "mit Respekt, aber das hat mit Respekt nichts zu tun".
Unser Kolumnist und Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt vollzieht Hummels' Empörung und die der gesamten Borussia nach. Noch am Abend des Spiels twitterte er in seinem Podcast-Kanal "Collinas Erben": "Rot ist aus meiner Sicht viel zu hart. Hummels kommt zwar mit hohem Tempo und Risiko angerauscht, das rechte Bein ist in der Luft, der Ball wird nicht gespielt. Aber das Trefferbild und die Intensität sind nicht so hoch, dass sie einen Feldverweis rechtfertigen."
Gegenüber unserer Redaktion analysiert Feuerherdt weiter:
"Dass sich die Situation für den Schiedsrichter auf dem Feld als grobes Foulspiel dargestellt hat, mag noch angehen - aus seinem Blickwinkel und in der Realgeschwindigkeit ist es nicht unbedingt abwegig, dass er eine Grätsche in die Beine wahrgenommen hat. Es ist möglich, dass ihn dabei auch die Reaktion von Antony beeinflusst hat, der sich ja auf dem Boden gewälzt hat, als wäre er schwer getroffen worden.
Aber wenn man die TV-Bilder betrachtet, stellt man fest, dass Hummels zwar mit hohem Tempo und Risiko in den Zweikampf rauscht, den Gegner aber eben keineswegs gesundheitsgefährdend trifft. Weder trifft er ihn an einer besonders neuralgischen Stelle, noch ist die Intensität des Kontakts hoch. Und darauf kommt es bei der Bewertung an.
Die Wahrnehmung durch den Unparteiischen ist letztlich nicht zu halten. Antony springt hoch und landet dann auf Hummels' Bein. Das ist Hummels' Zweikampfverhalten geschuldet, ein Foul liegt hier vor. Aber kein rotwürdiges.
Feuerherdt: Das Problem ist die "Eingriffsschwelle"
Die Eingriffsschwelle für den VAR ist bei UEFA-Spielen noch einmal höher als in der Bundesliga, das war auch schon bei der EM zu beobachten. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob in einem solchen Fall, in dem eben kein gesundheitsgefährdendes Foulspiel vorliegt, trotz aller Beschränkungen ein Eingriff nicht im Sinne des Fußballs und damit geboten gewesen wäre."
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