Kaum Neues, aber ein großer Klecks Pathos: RTL bietet bei der Übertragung des EM-Qualifikationsspiels Deutschland gegen Schottland wenig Überraschendes. Auf Twitter rechnen die Fans mit dem Sender ab.
Fußball geht immer. Nach den jüngsten Flops von RTL wie der Show "Rising Star" muss nun der Volkssport Nummer eins als Quotenbringer herhalten. Mit Erfolg: Bis zu 11,71 Millionen Fernsehzuschauer schalteten zum Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland ein. Damit schlug der RTL-Fußballabend sogar den "Tatort" in der ARD.
Zum ersten Mal wagte sich ein privater Sender an die Übertragung eines Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft. Geschätzte 100 Millionen Euro hat sich RTL die Lizenzgebühren von der Uefa kosten lassen. Deshalb waren die vielen und langen Werbepausen, mit denen die Berichte rund ums Spiel unterbrochen wurden, zu erwarten. Zum Glück blieb aber die Partie selbst frei von Werbeeinblendungen, wie es zum Beispiel bei den Spielen der Europa League von Kabel Eins lästige Praxis ist.
Pathetisch vor dem Spiel, bieder nach Abpfiff
"Neue inhaltliche Akzente und journalistische Überraschungen", die RTL-Sportchef Manfred Loppe zuvor versprochen hatte, waren aber kaum zu sehen. Statt einer simplen Liste wurde die Aufstellung in einer schicken 3-D-Animation dargestellt. Etwas albern ist dagegen, dass der Sender die englische Bezeichnung "European Qualifiers" von der Uefa übernommen hat. Auch das offizielle Logo der EM-Qualifikation - ein von einem Herz umrahmtes Trikot mit einem seltsamen Zeichen auf der Brust - ist eher irritierend als Erkennungsmerkmal.
Dem emotionalen Sport verpasst der Sender von Anfang an einen großen Klecks Pathos. Den Mechanismus kennt man aus den Boxwettkämpfen, die RTL sonst überträgt. Wirkt der Stadionrundgang von dem als Formel-1-Moderator bekannten Florian König und Experte Jens Lehmann vor dem Spiel wenigstens dynamisch, ist die Abfertigung der zuvor hochgeputschten Partie nach Abpfiff erstaunlich bieder. Wie festgetackert sitzen König und Lehmann im Studio, während Bundestrainer Jogi Löw seinen Espresso schlürft und die nächste völlig deplatzierte Werbeunterbrechung abwartet.
"Die RTL-Übertragung ist wie saures Kaugummi"
Auf Twitter ist der Ärger der Fans groß. Einige User wünschen sich sogar die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender zurück.
Eins steht nach dem ersten Spiel fest: Als neuer Fußballsender konnte sich RTL noch nicht qualifizieren.
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