Nach dem rassistischen Vorfall bei einem Länderspiel am Mittwoch ist der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau der Ansicht, dass es sich um einen Einzelfall handle. Er selbst habe so etwas noch nie erlebt, sagt er in einem Interview mit "Focus Online". DFB-Direktor Oliver Bierhoff spricht von einem gesellschaftlichen Problem.
Rassistische Vorkommnisse beim Fußball sind nach Ansicht des Integrationsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Cacau Einzelfälle. "Man sollte sich dem entgegenstellen, gleichzeitig aber nicht zu viel Beachtung schenken", sagte der 37-Jährige "Focus Online" in einem am Sonntag veröffentlichten Interview.
"Die müssen punktuell bekämpft werden. Es ist keine Normalität und das ist auch gut so", betonte der frühere Nationalspieler. DFB-Direktor
Bei dem Länderspiel gegen Serbien am Mittwoch in Wolfsburg hatten sich Zuschauer im Stadion rassistisch über die Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan geäußert. Der Journalist André Voigt machte den Vorfall in einem Facebook-Video öffentlich.
Drei Zuschauer stellten sich später der Polizei und wurden zu dem Vorfall vernommen.
Cacau: Solche Aktionen müssen bestraft werden
Es sei wichtig, sich gegen solche Aktionen zu wehren, betonte Cacau. So weit er wisse, wurde bereits ein Verfahren eingeleitet. "Ich hoffe, dass diese Personen am Ende dafür bestraft werden."
Der ehemalige Nationalspieler sagte in dem Interview zudem, er wolle Voigt nicht kritisieren, hätte jedoch anders gehandelt und die entsprechenden Personen direkt konfrontiert. Voigt hatte eigenen Angaben zufolge mit ihnen gesprochen, war dann aber angefeindet worden und hatte von anderen Fans keine Unterstützung erhalten.
Das Video habe Cacau nicht angeschaut, "aber mit Absicht. Die Reaktionen von beispielsweise
Er selbst "habe so etwas selbst nie erlebt. Eher im Gegenteil. Ich habe immer sehr viel Zuspruch erfahren. Schon zu Beginn meiner Karriere in der fünften Liga erlebte ich größtenteils nur Freundlichkeit", betonte Cacau.
Leon Goretzka fordert mehr Courage
Laut Bierhoff ist in solchen Situationen "jeder gefordert". Zugleich betonte der DFB-Direktor: "Wir dürfen nicht müde werden, uns dagegen aufzustellen. Diese Arbeit kann nie aufhören." Innerhalb des DFB-Teams habe ein wenig Verwunderung geherrscht, da diese Vielfalt ganz gewöhnlich gelebt werde.
Ähnlich wie Bierhoff sieht Fan-Forscher Gunter Pilz in diesem Vorfall "einen Spiegel dessen, was wir momentan im öffentlichen Diskurs hören". Dem Berliner "Tagesspiegel" sagte er: "Wenn schon im Bundestag rechte Meinungen vertreten werden, ermutigt das all jene, die sich vorher nicht getraut haben, sich öffentlich so zu äußern."
Nationalspieler Serge Gnabry hatte sich zuvor wegen der rassistischen Beschimpfungen betroffen gezeigt. Der Vorfall gehe ihm nahe, "weil ich die gleiche Hautfarbe habe wie Leroy", sagte Gnabry der "Bild"-Zeitung. Der 23-Jährige fügte hinzu: "Man muss dagegen angehen. Das gilt für uns alle."
Leon Goretzka forderte seine deutschen Mitbürger zu mehr Courage auf. "Ich komme aus dem Ruhrpott, wo man auf die Frage der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum antwortet", betonte der 24-Jährige. (ff/dpa/afp)
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