Nicht nur wegen der schweren Verletzung von Lena Oberdorf ist in der Hierarchie der DFB-Frauen vor dem Start ins olympische Fußballturnier am Donnerstag einiges in Bewegung geraten. Mehrere junge Spielerinnen drängen in größere Rollen.
Als die Frauen-Nationalmannschaft des DFB 2016 in Rio de Janeiro die Goldmedaille gewann, verfolgte
Acht Jahre später ist sie eine der Führungsspielerinnen der DFB-Frauen, die am Donnerstag in Marseille gegen Australien (19 Uhr) in das olympische Fußballturnier starten.
"Meine Rolle ist eine andere als damals 2016. Damals habe ich mich einfach nur gefreut, dass ich dabei sein darf", erklärte die 32-Jährige dementsprechend: "Ich konnte das Turnier aus einer ganz anderen Perspektive verfolgen und kann jetzt den jüngeren Spielerinnen davon erzählen. Jetzt ist es für mich persönlich ein ganz anderes Gefühl. Weil ich zu den Älteren gehöre und in einer anderen Rolle bin."
Die Wolfsburgerin ist längst ein Eckpfeiler in der Abwehr von Trainer
Giulia Gwinn könnte Alex Popp als Kapitänin beerben
Der Kopf der Mannschaft ist mit Kapitänin
Ein Beispiel hierfür ist
Sportlich ist Gwinn ohnehin absolut gesetzt. Die enttäuschende Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr verpasste sie aufgrund eines Kreuzbandrisses, ohne sie war die Position hinten rechts eine Schwachstelle im deutschen Team.
Abseits des Platzes hat sich Gwinn längst zu einer der bekanntesten deutschen Spielerinnen entwickelt, sie hat die größte Reichweite in den sozialen Medien und ist eine begehrte Interviewpartnerin. Sollte Popps Karriere im DFB-Team in absehbarer Zeit enden, wäre Giulia Gwinn die logische Nachfolgerin als Kapitänin.
Wer ersetzt Lena Oberdorf?
Auch
Obwohl sie erst 22 Jahre alt ist, hat die in diesem Sommer zum FC Bayern München gewechselte Oberdorf bereits 51 Länderspiele absolviert. Sie ist eine absolute Führungsspielerin, die vorangeht und deren Präsenz auf dem Platz gegnerische Spielerinnen einschüchtert.
Um Oberdorfs Ausfall zu kompensieren, wäre es eine Option für Hrubesch, Popp zurück auf die Sechser-Position zu ziehen. Was wohl vor allem Jule Brand in der Offensive mehr Spielzeit verschaffen würde. Oder aber der Bundestrainer setzt im zentralen Mittelfeld auf Spielerinnen, die im DFB-Team bisher noch keine tragenden Rollen einnahmen.
Sjoeke Nüsken scheint bereit für eine größere Rolle
Eine Kandidatin dafür wäre Janina Minge, die Wolfsburgerin wurde für Oberdorf nachnominiert. Oder die zuletzt stark aufspielende Elisa Senß von Eintracht Frankfurt. Gute Argumente gibt es allerdings auch für
"Das erste Spiel in so einem Turnier ist absolut wichtig. Dass man von Anfang an da ist und die Zweikämpfe annimmt. Um ein gutes Gefühl für das Turnier zu bekommen", gab Nüsken mit Blick auf das Australien-Spiel schon einmal die Richtung vor.
Die vielseitige Nüsken lief in London unter anderem in der Sturmspitze und als Innenverteidigerin auf, am liebsten spielt sie aber im zentralen Mittelfeld, wo sie ihre defensiven und offensiven Qualitäten kombinieren kann. Sollte Hrubesch ihr das Vertrauen schenken, wäre das für Nüsken die Chance, zumindest bis zu Oberdorfs Rückkehr eine tonangebende Rolle im DFB-Team zu übernehmen.
Merle Frohms hat offenbar ihren Stammplatz verloren
Eine solche zentrale Position im Mannschaftsgefüge nahm in den letzten Jahren auch Merle Frohms ein, die als sicherer Rückhalt im Tor lautstark ihre Abwehr dirigierte und sich auch abseits des Platzes gerne zu Wort meldete.
Dass die 29-jährige Wolfsburgerin nun offenbar ihren Stammplatz an die vier Jahre ältere Ann-Katrin Berger verloren hat, ist durchaus überraschend. Aber auch ein weiterer Beleg dafür, dass bei den DFB-Frauen derzeit einiges in Bewegung ist.
Der Umbruch wird nach den Olympischen Spielen weitergehen, wenn Christian Wück als Bundestrainer auf Hrubesch folgt. Wück wird die Spiele in Frankreich von der Tribüne aus verfolgen und sicher ganz genau hinschauen, wer auf und abseits des Platzes den Ton angibt.
Verwendete Quellen:
- Vom DFB bereitgestellte Audio-Interviews mit Kathrin Hendrich und Sjoeke Nüsken
- faz.net: Giulia Gwinn: "Mein Körperbewusstsein ist nicht mehr das Gleiche"
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