- Borussia Dortmund schien in der noch jungen Rückrunde auf dem Weg der Besserung, das Aus im DFB-Pokal gegen St. Pauli aber ist ein gewaltiger Rückschlag.
- Die Mannschaft verfällt in alte Muster, der Trainer wirkt ratlos.
Vor dem Spiel beim FC St. Pauli war Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch für ein paar Späßchen zu haben. Bastian Schweinsteiger stand im ARD-Studio und stellte die kühne Frage in den Raum, wann der BVB denn endlich in der Lage sei, seine besten Spieler nicht verkaufen zu müssen und damit dem FC Bayern auf Dauer näherzukommen.
"Jetzt sind wir im wirtschaftlichen Bereich", konterte Watzke. "Da müsste der Schweini uns mal ein paar Millionen rüberschießen, der hat ja bei Bayern genug verdient."
Das wird er natürlich nicht machen, der Schweini. Fürs Geld verdienen ist der BVB dann schon noch selbst zuständig und im Pokal-Achtelfinale ergab sich dafür eine besonders gute Gelegenheit. Dortmund war gegen den Zweitligisten selbstredend haushoher Favorit. Die Bayern und noch ein paar andere Bundesligisten sind ja schon raus, der Weg zum einfachsten Titel der Saison schien damit noch ein Stückchen einfacher.
Beißt sich schon der nächste Trainer am BVB die Zähne aus?
Dortmund zeigte sich nach einer wackeligen ersten Halbzeit zum Rückrundenauftakt in Frankfurt sehr stabil, fertigte zuletzt den SC Freiburg mit 5:1 ab und schien - weil auch die lange verletzten Spieler mittlerweile fast alle wieder zurück sind - endlich auf dem richtigen Weg. Aber der BVB wäre wohl nicht der BVB, wenn nach zwei Schritten nach vorne wieder ein ganz großer zurück kommt.
Das 1:2 auf St. Pauli ist der nächste Tiefschlag einer an Enttäuschungen jetzt schon reichen Saison. "So eine Chance, nochmal ins Finale zu kommen, wo der absolute Top-Favorit bereits rausgeflogen ist, ist bitter", sagte
"Das ist nicht zu entschuldigen. Wir wussten, was uns hier erwartet. Aber was wir besprochen haben, das machen wir nicht. Wir bestätigen einfach wieder ein paar Dinge, die uns in den letzten Wochen, Monaten, vielleicht auch Jahren immer wieder vorgehalten werden", sagte Rose. Der ist jetzt der sechste Trainer seit dem Weggang des sakrosankten Jürgen Klopp, der sich am BVB versuchen darf. Und der sich wie alle seine Vorgänger - die Teilzeitlösung Edin Terzic ausgenommen - die Zähne auszubeißen scheint.
Dortmund bleibt beim ewigen Auf und Ab
Jedenfalls wirkte Rose einigermaßen ratlos nach dem Spiel und spulte in Ermangelung einer konkreten Analyse nur ein paar Floskeln ab. "Wir müssen einfach den nächsten Schritt gehen als Mannschaft, wir müssen von Anfang an Energie hier reinpacken in dieses Spiel - weil es um den Titel geht. Dass wir das nicht schaffen, ist doof. Ich bin einfach sauer, weil das Pokal-Achtelfinale war die Chance auf einen Titel und wir grundsätzlich gut drauf sind. Wir schenken das Spiel einfach so weg, machen kein Pokalspiel draus."
Stattdessen wurde der Abend zu einem einzigen großen Klischee: Drei, vielleicht vier Spieler stemmten sich mit Macht und auch einer gewissen Verzweiflung gegen das Ausscheiden - der Rest erweckte nicht zwingend den Endruck, diese Partie um jeden Preis gewinnen zu wollen. So war das Ausscheiden am Ende nicht einmal unverdient oder unglücklich, was im Pokal auch gegen einen unterklassigen Gegner durchaus mal passieren kann.
Die krassen Leistungsschwankungen, die unerklärliche Lethargie: Das hat in Dortmund bald so viel Tradition wie die Farben Schwarz und Gelb. Und es gibt offenbar niemanden, der diese Probleme abstellen kann. Die Chance auf die Titelverteidigung im Pokal ist damit dahin. Und bis zu sechs, vielleicht sieben Millionen Euro - die garantierten Prämien für das Erreichen des Endspiels oder sogar den Pokalsieg stehen noch nicht fest - hat der BVB am Dienstagabend auch noch in den Sand gesetzt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.