Deutschland steht im Viertelfinale der EM! Lange Zeit lag ein Hauch von Verlängerung in der Luft, bevor sich Deutschland gegen Dänemark in Halbzeit zwei auf seine Stärken besinnt.

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Mit 2:0 (0:0) hat die deutsche Nationalmannschaft ihr EM-Achtelfinale gegen Dänemark dank der Tore von Kai Havertz und Jamal Musiala gewonnen.

Im Gegensatz zu den drei Gruppenspielen, in denen Julian Nagelsmann nicht rotiert hatte, wechselte der Bundestrainer gleich auf drei Positionen: David Raum spielte als linker Verteidiger anstelle von Maximilian Mittelstädt, Nico Schlotterbeck ersetzte den gelbgesperrten Jonathan Tah und Leroy Sané kam für Florian Wirtz in der Offensive ins Spiel.

Die Achtelfinal-Partie bot jede Menge Aufregung: Erst drehte die deutsche Mannschaft auf, dann die dänische – schließlich stoppte das Unwetter für 25 Minuten das Spielgeschehen. Zwei Treffer, einen für jede Mannschaft, wurden aberkannt. Ein Elfmetertreffer von Kai Havertz brachte das DFB-Team in die Spur (53.). Jamal Musiala legte mit einem schönen Solo-Lauf nach (68.).

Was vom Spiel hängen bleibt: Viel Offensivwucht zu Beginn, Schlotterbecks Tor zählt nicht

Die DFB-Elf startete mit viel Offensivpower: Leroy Sané dribbelte sich gleich mit dem ersten Angriffsspiel nach vorn. Nach drei Minuten gab es bereits das erste Tor: Nach einer Ecke schraubte sich der Dortmunder Schlotterbeck nach oben und traf in die linke obere Ecke, doch Schiedsrichter Michael Oliver pfiff das Tor sofort zurück: Joshua Kimmich hat Skov Olsen geblockt.

Das Tor von Nico Schlotterbeck wurde abgepfiffen.
Das Tor von Nico Schlotterbeck wurde abgepfiffen. © IMAGO/Sportimage/Paul Terry

Kurze Zeit später (7.) probierte es Kimmich selbst mittig aus rund 25 Metern aufs Tor. Doch Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel wehrte den Ball ab. Ebenso bei Kai Havertz' Schuss vom linken Flügel auf seinen Kasten (10.) Dänemark war in der Anfangsphase oft gezwungen, mit zehn Mann in der eigenen Hälfte zu verteidigen. Die DFB-Elf hatte nach 15 Minuten rund 75 Prozent Ballbesitz. Das blieb aber nicht so.

Zwei große Chancen hatte Dänemark durch den früheren Manchester-United-Profi Christian Eriksen (21., 24.), dem es jeweils gelang, die deutsche Abwehr zu durchdringen. Beim zweiten Versuch gab er auf Joakim Maehle ab, der am Kasten vorbeischoss. Doch die Mannschaft von Kasper Hjulmand wurde stärker. Die größte Chance hatte Thomas Delaney kurz vor der Halbzeitpause als er nach Musialas Ballverlust im Alleingang vor das deutsche Tor marschierte und Manuel Neuer vor Rasmus Höjlund klärte (45.).

Nach dem Elfmetertor hätte Kai Havertz nachlegen müssen: Zuerst schoss er hauchdünn am rechten Torpfosten vorbei (59.), dann verzog er nach Musiala-Pass, stand aber im Abseits (64.). Musiala machte es mit einem Solo-Lauf (67.) besser. 2:0.

Die Stars des Spiels: Kasper Schmeichel und Kai Havertz

Gleich in den ersten Minuten prüfte die deutsche Mannschaft den dänischen Torhüter mehrfach. Kasper Schmeichel war die Lebensversicherung seiner Dänen, schmetterte die Bälle ab. Interessant: Beim dänischen Sieg gegen die DFB-Elf bei der EM 1992 stand Kaspers Vater Peter Schmeichel im Tor.

Auch, wenn das Tor nicht durch eigenes Können herausgespielt wurde, Treffer bleibt Treffer – und zwar für Kai Havertz. Der Profi des FC Arsenal versenkte nach einer Sturm-und-Drang-Phase der Dänen eiskalt ins rechte untere Eck und brachte die deutsche Mannschaft damit in Richtung Siegerstraße.

Kai Havertz (M.) jubelt nach seinem verwandelten Elfmeter.
Kai Havertz (M.) jubelt nach seinem verwandelten Elfmeter. © IMAGO/Kieran McManus/Shutterstock

Die Szene des Spiels: Die Dortmunder Wasserschlacht

Nach 35 Minuten unterbrach Michael Oliver das Spiel wegen des Gewitters, das über Dortmund zog – und wie: Wasserfälle stürzten auf die Sitzplätze hinab, dicke Hagelkörner auf den Rasen. "Wir sehen hier die Niagarafälle hinter uns", beschrieb Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein die Wettersituation im ZDF. Die Mannschaften zogen sich in die Kabinen zurück, einige Fans räumten ihre Plätze, andere (dänische Fans) feierten den Regen und stellten sich in den Wasserstrahl. Einige sangen "Oh wie ist das schön!".

Während es im Stadion nach etwa 25 Minuten weiter ging, war das Event in der Dortmunder Fan-Zone im Westfalenpark für 40.000 Zuschauer beendet.

Für die deutsche Mannschaft kam die Regenpause gerade recht, denn die spielerische Dominanz hatten sie in den Minuten davor ein wenig aus der Hand gegeben. Dänemark kam mehrfach zum Abschluss, vor allem die deutschen Innenverteidiger hatten einiges zu tun.

Die Lehren des Spiels: 1. Leichte Ballverluste führten zu Konterchancen der Dänen

Der fatalste Ballverlust passierte Jamal Musiala kurz vor dem Halbzeitpfiff. Eriksen schnappte sich den Ball und schickte Delaney auf den Weg. Der Ex-Dortmunder war fast vollkommen frei vor dem deutschen Tor. Rüdigers Versuch zu klären, scheiterte. Manuel Neuer warf sich in größter Not vor Rasmus Höjlund. Mit diesem schnellen Konter hatte die DFB-Elf nicht gerechnet, lediglich Rüdiger war mit nach hinten gelaufen, um die Dänen zu stoppen. Mehr Schnelligkeit im Kopf und in den Beinen hätte der deutschen Mannschaft gutgetan.

2. Präzision fehlt: Ein Standardtor rettet Deutschland

Schon nach wenigen Minuten hätte die deutsche Mannschaft führen können, 1:0, vielleicht sogar 2:0. Doch die Schüsse auf das dänische Tor waren zu kraftlos und zu unpräzise (etwa Kimmich 12., Musiala 13.). Hätte das DFB-Team den Strafstoß nicht bekommen, wäre das Spiel möglicherweise anders ausgegangen. Darauf – und auf die Torgefahr Niclas Füllkrugs – sollte sich die Nagelsmann-Elf nicht verlassen. Besonders nicht, sollten sie im Viertelfinale auf Spanien treffen (Sonntag, 21 Uhr gegen Georgien).

3. Videobeweise und Foulspiele: Unterbrechungen bestimmten den Abend

Gleich drei Tore wurden in diesem Spiel nicht gegeben, zwei für die deutsche Mannschaft (Schlotterbeck 4., Wirtz 90.+1) und eines für Dänemark (Höjlund 48.). Der erste Treffer durch Havertz wurde erst durch den Videobeweis möglich gemacht, als Andrich Andersen anschoss und der seine Hand im Spiel hatte. Viel mitnehmen kann man aus diesen Spielunterbrechungen nicht. Vielleicht: nicht zu früh freuen nach einem Treffer.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass Dänemark einzig 1988 gegen Deutschland bei einer EM gewonnen hat. Richtig ist, dass Dänemark im EM-Finale 1992 gegen die DFB-Elf gewonnen hat.

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