Deutschland zeigt gegen Ungarn trotz einiger Probleme eine reife Leistung, die ein paar wichtige Erkenntnisse liefert – und für den weiteren Turnierverlauf noch bestimmend werden könnte.
"Im November hätten wir nicht gewonnen", sagte
Im November, als die deutsche Mannschaft nach zwei Niederlagen in den Testspielen gegen die Türkei und Österreich am Boden lag, wäre eine derart umkämpfte Partie wie die gegen die Ungarn vermutlich eher auf die Seite des Kontrahenten gekippt – im besten Fall wäre es ein Remis geworden.
Aktuell aber, mitten im EM-Turnier, findet die deutsche Mannschaft Mittel und Wege, sich diese Spiele doch irgendwie zu eigen zu machen und das nötige Ergebnis zu erzielen. Das ist die Kernbotschaft, die der Sieg über die sehr unbequemen Ungarn und der damit verbundene vorzeitige Einzug ins Achtelfinale sendet.
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Vielleicht war es ganz gut, dass nach dem zauberhaften Auftakt gegen die Schotten gegen einen deutlich besseren Gegner ein Arbeitssieg errungen werden musste. Ohne den ganz großen Glanz, am Ende aber mit einer gewissen Souveränität. Ein erstes Etappenziel ist erreicht, die Mannschaft bleibt damit im Flow, gewinnt weiter an Vertrauen in die eigene Stärke und zeigt auch diese Widerstandsfähigkeit, die für ein möglichst lang andauerndes Turnier einfach unabdingbar ist.
Gegen die Ungarn waren einige ganz andere Dinge gefordert als noch am Freitag gegen Schottland: deutlich mehr Defensivarbeit in der Endverteidigung, ein noch besseres Gegenpressing, ein etwas angepasster Angang in der Offensive und auch ein wenig Geduld und eine kleine Portion Glück.
Nicht alles hat beim zweiten Sieg im zweiten Spiel funktioniert, ein paar Elemente des deutschen Spiels waren sogar stark ausbaufähig. Anders als bei einem glatten Sieg ohne große Gegenwehr wurden diese Problemzonen gegen die Ungarn aber offensichtlich. Nun bietet sich die Gelegenheit, in den nächsten Tagen und vielleicht auch noch Wochen nachzuschärfen.
"Es war schwieriger als gegen die Schotten. Wir haben die eine oder andere Schwierigkeit, die wir hatten, gut überstanden", sagte
Manuel Neuer meldet sich im Turnier an
Tatsächlich hätte das Spiel gegen die Ungarn ein paar Mal auch eine andere Wendung nehmen können. Nach wenigen Sekunden zum Beispiel tauchte Freiburgs Roland Sallai vor
Für Neuer war das Spiel nach dem lockeren Auftakt gegen die Schotten wohl besonders wichtig: Zum einen, weil er sich endlich auch auszeichnen und seinen Wert für die Mannschaft unter Beweis stellen konnte. Und andererseits, weil er dem Team endlich mal wieder zu einem Zu-Null-Pflichtspiel verhelfen konnte. Dem ersten seit November 2021, damals bei einem 9:0-Sieg über Liechtenstein, und dem ersten bei einem großen Turnier seit dem Juni 2016, als die Slowakei im EM-Achtelfinale 3:0 bezwungen wurde.
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Der Schlüssel zum Erfolg waren ein erneut gutes Gegenpressing, das allerdings ganz anders gefordert wurde als gegen die Schotten und sich in zwei, drei Situationen dann doch als etwas löchrig erwies. Deutschland hatte den Gegner über weite Strecken der Partie gut im Griff, einige Male gelang den Ungarn aber auch die spielerische Befreiung aus der Umklammerung.
Die deutsche Restverteidigung war dann gefragt und machte ihren Job besonders in Person von Jonathan Tah und Antonio Rüdiger fast fehlerfrei. Auch über die beiden Innenverteidiger war bisher kaum gesprochen worden, nun stellten sich Tah und Rüdiger selbst ins Rampenlicht.
In der Offensive wählten Nagelsmann und sein Trainerteam ein paar alternative Lösungen, die markanteste dürften die Rollen für die beiden Kreativspieler
Dadurch wurden Ungarns Halbverteidiger der Fünferkette immer wieder gelockt und der frei gewordene Raum sofort mit einem Tiefenlauf von Kai Havertz attackiert. Bot sich sein Achter etwas breiter an der Seitenlinie an und die Ungarn verschoben entsprechend auf diese Seite, spielten die deutschen Sechser den Pass aber plötzlich ballfern und entgegen der Verschiebebewegung des Gegners auf den anderen Achter und damit vorbei am sehr massiven und kompakten Zentrumsblock der Ungarn.
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Diese Elemente brachen das ungarische Pressing immer wieder gut auf und generierten gute Torchancen. Allerdings haperte es ein wenig an der Effizienz - auch das ein Unterschied zum ersten Spiel, als gleich die ersten beiden Torschüsse saßen. Und weil auch die eigenen Standards kaum Gefahr erzeugten, blieben diese Disziplinen eine kleine Problemzone.
Grundsätzlich gibt es immer noch genug zu tun: das Verhalten bei gegnerischen Standards, das Nachrücken der offensiven Mittelfeldspieler und deren Strafraumbesetzung. Leroy Sanes Suche nach seinem besten Selbst. Die Lichtblicke überstrahlen diese Schwierigkeiten aber (noch).
Verwendete Quellen
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